Bremer Klarinettenquartett begeisterte im Forum der Wiehler Sparkasse

(12. Oktober 2008) Einen musikalischen Hochgenuss bot das Bremer Klarinettenquartett im Foyer der Sparkasse mit seinem Konzert. Mit einem breit gefächerten Programm aus Ernstem und Unterhaltendem brachte das Quartett die Grenzen zwischen den Musikstilen zum S(ch)wingen.
Bremer KlarinettenquartettBremer Klarinettenquartett Auch Theatralisches fand sich im Programm. Die vier Klarinettisten, in klassischer und zeitgenössischer Musik ebenso zu Hause wie im Jazz und Folklore, präsentierten ein außergewöhnliches und vielfältiges Repertoire. Das versprach schon der Titel des Programms: "Arien, Präludien und Un-Fugen".

Doch zunächst einmal kam die Klassik zum Zuge. Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge Nr. 16g-moll. Jedoch von Christian Dawid bearbeitet, denn Bach hatte keine Stücke für Klarinettenquartette im Repertoire. Bach-Klaviermusik - da durfte man skeptisch sein und sich dann kaum je in einem Konzert so angenehm eines Besseren belehren zu lassen. Die virtuosen Leistungen des Spiels beeindruckten und nahmen vollends mit in die Musik. Die abschließende h-moll-Fuge erklang so wehmütig singend – das passte alles so perfekt zu der herbstlichen Stimmung des vorangegangen Tages.

Bach und Mozart aus den Fugen. Mozarts Opern "Don Gionvanni" und "La nozze di Figaro" begegneten sich zwölf Minuten im nächsten Stück. Sehr kurzweilig, besonders wenn man bedenkt, dass die Opern zusammen sechs Stunden dauern. Auch hier wurde vom Quartett die Sensibilität und Intensität erreicht, die man nicht häufig findet. Das Bassetthorn in F kam hier auch zum Einsatz. Es wurde vor allem von Mozart sehr geliebt und in einigen seiner Opern, Kammermusikwerken und dem Requiem verwendet Christian Dawid hatte nicht nur die Finger an der Klarinette, sondern auch bei den Arrangements im Spiel. Mit Bassklarinette und B-Klarinette fungierte der Spezialist für jüdische Musik bei den diversen Stücken. Mit seiner souveränen Technik, seinem sicheren und kräftigen Ton mit Es- und B-Klarinette bestach Allan Ware, der mit Jost Michaels Verfasser der "Systematik der klarinettistischen Grifftechnik" für Boehm-Klarinette, die 2002 bei Zimmermann Musikverlag Frankfurt erschien ist. Ebenfalls auf der Bohem-Klarinette in B-Dur und dem Bassetthorn spielte Martin Kratzsch. Meisterkurse führten ihn zu international renommierten Klarinettisten wie Alfred Prinz/Wien und Karl Leister/Berlin.

Die einzige Frau im Quartett ist Barbara Rößler, die auf eine rege kammermusikalische Tätigkeit in diversen Ensembles verweisen kann und seit 1988 beim Bremer Klarinettenquartett aktiv ist. Sie nutzt auch als einzige die deutsche Griffweise. Neben Unterschieden in der Griffweise benutzt das Böhm-System ein Mundstück mit weiterer Öffnung und ein breiteres Blatt. Dadurch ist der Klang der Böhmklarinette schärfer, flexibler und obertonreicher. Der Klang der Deutschen Klarinette wirkt reiner, sonorer und wärmer.

Der Schweizer Komponist Franz Tischhauser nahm die skurrile, surreale Welt aus Christian Morgensterns "Galgenlieder" als Grundlage. Das Bremer Klarinettenquartett brachte dies zum Klingen und mischte in die Musik Rezitationen aus den Morgenstern-Texten. Ein ganz besonderer Genuss.

"Bach goes to town" von Alec Templeton zeigte einmal mehr die stilistische Vielfalt des Ensembles. Klassik, New-Orleans-Feeling und Swing gingen fließend ineinander über.

Nach den Arien und Präludien und einigen Fugen folgten im zweiten Teil die "Un-Fugen". Astor Piazzollas Tangowelt lebte im Sparkassen-Foyer auf. Die Besetzung entsprach überhaupt nicht dem legendären Quintetto Piazzolla (Bandoneon, Geige, Klavier, Kontrabass und E-Gitarre), aber die Tangomusik erhielt neue Klangfarben und sowohl dem aggressiven, aber vor allem auch dem lyrischen Charakter dieser Musik wurde ein wunderschöner Ausdruck verliehen.

Dass das Bremer Klarinettenquartett mit stilistischen Vielfalt und konsequenten Dramaturgie ein Garant für außergewöhnliche Konzertereignisse sind bewiesen sie auch nochmals abschließend mit einer Komposition von dem Schweizer Hans Peter Graf, die sich aus Tango, Ragtime, Jazz ("Take Five"), Blues, Rock’n’Roll, Spiritual und Samba zusammensetzte. Zum guten Schluss als Zugabe noch etwas folkloristisches mit dem ungarischen Tanzstück von Ferenc Fankas.

Die Musiker sagen selbst von sich, dass sie alles spielen, was Qualität hat und sich für Klarinettenquartett eignet. Und das aus einem guten Grund, der der eigentliche Antrieb unser künstlerischen Tätigkeit ist: Es macht Spaß. So wird dann auch bei einem Konzert des Bremer Klarinettenquartetts das Zuhören zu einem Hochgenuss.

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  • Bremer Klarinettenquartett in Wiehl
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Fotos: Vera Marzinski