Comedy Ladies Night in der Wiehltalhalle

(27. September 2009) „Frau Jahnke hat eingeladen, ma sehen wer kommt“ – ein Abend mit Frauen, die die Lachmuskeln auf besondere Weise trafen. Sozusagen ein gemischter Damenabend – mit Gerburg Jahnke, Nessie Tausendschön, Martina Schwarzmann, Krissie Illing und Carmela De Feo.
Fotos: Vera MarzinskiFotos: Vera Marzinski „Ich dachte schon, ich wäre in der Eifel“ - soweit zu Gerburg Jahnkes Ortskenntnissen, zu denen sie sich gleich zu Beginn bekannte.. Ihr Navigationsgerät wäre schon ganz nervös geworden als sie mehrfach Wiehl umkreiste wegen des Automarktes durch den die Durchfahrt durch die Innenstadt nicht möglich war. Sofort stellte Frau Jahnke erstmal klar, dass an ihr alles das identische Herstellungsdatum habe – wann dies gewesen sei, wäre ja egal. Verwundert war sie über die vielen Männer in der Wiehltalhalle und bohrte bei Herbert erstmal nach, ob er denn freiwillig da sei. Er hatte seiner Frau sogar die Karten geschenkt. Normal sei das nicht, bemerkte Frau Jahnke, dass Männer freiwillig Geld dafür bezahlten um Frauen zuzuhören. Genetisch könne ein Mann einer Frau nicht lange zuhören – der Wortschwall fließe sozusagen durch den Körper durch. Deshalb empfahl sie kurze kleine Sätze wie „Schatz, möchtest du die Regenrinne Montagabend oder Sonntagmorgen sauber machen“.

Gerburg Jahnke moderierte durch den Abend, rückte da mal einen Tisch zur Seite, suchte das Kabel für die Gitarre von Martina Schwarzbach und begeisterte mit ihren kurzen, aber besonders unvergleichlichen Einlagen. Sie bewies, dass weiblicher Humor heftiger, schneller und unanständiger knallt. Selbst ein Wahlplakat hatte da so einige Facetten – wie der Vergleich mit dem zweiköpfigen Brust-Gnu - zu bieten, die das Humorzentrum trafen. Gerne hätte man mehr von Gerburg Jahnke, die durch das Frauen-Duo „Missfits“ bekannt wurde, an diesem Abend gehört. Stimmakrobatin Nessi Tausendschön eröffnete den Reigen der wortgewaltigen Damen. Die „Konifere“ auf dem Gebiet des depressiven Liedgutes kredenzte den Gästen in Wiehl erst einmal ein Schlaflied auf Kyrillisch. In Sekunden verwandelte sie sich anschließend in Gabi Pawelka, die nach dem Motivationskurs für „selbstsicheres Auftreten bei totaler Unzulänglichkeit“ nun einen Ehemann für die nächsten 30 bis 40 Wochen oder vielleicht für den Rest des Lebens suchte. Bestimmte Wunschvorstellungen sollten da aber schon erfüllt sein, wie zum Beispiel dunkles Haar – und wenn kein Haar mehr da wäre sollte er zumindest die Farbe die es mal hatte noch wissen.

Nessi Tausendschön wurde in Hannover geboren und studierte in Nürnberg Theaterwissenschaften, Iberoromanische, Philologie und Deutsche Sprachwissenschaften. Dann ging sie nach Hamburg, weil sie so gerne Seemannslieder singt, schloss aber vorher noch eine Zierpflanzengärtnerlehre ab. Der Name „Tausenschön“ leitet sich vom gemeinen Gänseblümchen ab. Ihre geballte Wortpotenz ist mal unschuldig und engelhaft und mal derb und schrill. Dann drischt sie auf alles ein was ihr missfällt, so als Schutzengel von Frau Tausendschön, der sich auf der Bühne betrank – „Ich muss nicht fröhlich sein um zu trinken“.

Eher zurückhaltend ist Martina Schwarzmann, die mit einem fröhlichen „Griaß Euch“ und ihrer Gitarre die Bühne betrat, glücklich darüber, dass sie an diesem Abend nicht zu einer Party musste. Denn „immer wenn ich einen Auftritt hab, muss ich auf koa Party“ - schon war sie mitten drin in einer losen Aneinanderreihung von (un-) möglichen Geschichten. Etwa der Story, wo dem Langhaarigen, der auf einer Party eingeschlafen ist, die Haare an die Tisch „hingetackert“ werden und er dann dank einer Schere selbst entscheiden kann, „mit welcher Frisur er heimgeht“. In einer gut dosierten Mischung zwischen frech und frivol kommt die Bayerin auf die weiten „Schnellscheißerhosen“ zu sprechen, mit deren Trägern man Erdnussflips-Mikado spielen kann. Martina Schwarzmann wurde 1979 am Rosenmontag in Fürstenfeldbruck geboren und erhielt 2008:den Deutschen Kabarettpreis. Mit dem Gitarrenunterricht hatte sie 1998 begonnen und eine Woche später den ersten Auftritt vor über 200 Personen. Die junge Kabarettistin hält so gar nichts von Wellness, wie sie im Bayerischen Wald mittlerweile oft zu finden ist. Vor allem weil sie sich auf Partys immer anhören muss: „Da fühlst du dich wie neugeboren“, denn auf rumliegen, sabbern und keine Kontrolle über den Stuhlgang hat sie gar keine Lust.

Das Humorzentrum des Publikums in der Wiehltalhalle traf Krissie Illing in Sekunden. Mit seltsam anmutender Frisur, unerschöpflicher Gesichtsmimik und atemberaubenden Tanzeinlagen als Queen Elisabeth bekam sie in null-komma-nichts tosenden Applaus. Visuelle Comedy und Slapstick sind ihre Waffe auf die Lachmuskulatur. Krissie Illing ist die unvergleichliche „Wilma“. „Wilmas wunderbarer Waschsalon“ hieß ihr erstes abendfüllendes Theaterstück. Es lief beim Köln Comedy Festival und in vielen Theatern in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Aber auch in Varietés und TV-Sendungen begeistert Krissie Illing mit ihren humoristisch zugespitzten Alltagsszenen über die Tücken von Kontaktlinsen, Blumenvasen und Tischdecken. Eine weitere Dröhnung Krissie Illing erhielt das Publikum nach der Pause bei ihrem „Blindes Termin“. Krissie Illing kann man eigentlich nicht beschreiben, man muss sie erlebt haben.

Die vierte im Bunde der Jahnke-Kolleginnen, die der Einladung nachgekommen waren: Carmela de Feo. Mit sexy Haarnetz, schwarzer Bluse, schwarzem knöchellangem Rock und dem unverwechselbaren Schönheitsfleck auf der Wange betörte sie besonders Werner. Den suchte sie mehrfach im Publikum auf und zeigte, wie der heißeste Flirt der „La Signora“ aussieht.. Die Rache Italiens, die 1973 in Oberhausen als Tochter emigrierter Italiener geboren wurde, bezeichnete sich als Entrecote der Liebe oder auch „The Kotelett of love“. Das Geheimnis ihres Sexappeals sei das Akkordeon. Sie war aber nicht nur auf Partnersuche sondern kam mal direkt zum Grundübel der Gesellschaft – den Rentnern. Es gäbe schon mehr Rentner als Vögel im Park und dort wo einst die Nachtigal lieblich sang, klapperte nun der Kukident-Chor. Deshalb forderte sie „Entweder zahlt ihr an die La Signora die „60+ Maut“ oder ihr macht den Weg frei“.



Der gemischte Damenabend war viel zu schnell vorbei und so konnten die Gäste Gerburg Jahnke nur zustimmen, als sie sagte: „Für so einen dusseligen Samstag ist das ein wirklich schöner Abend geworden“.

Vera Marzinski