28. Sparkassen-Forum: US-Politik im Homburger Land

(9. März 2010) Zum 28. Mal hatte die Sparkasse der Homburgischen Gemeinden zum Sparkassen-Forum eingeladen und wie es die Tradition will, hatten nicht nur über 400 Gäste, sondern auch ein hochkarätiger Referent zugesagt. Im Nümbrechter Park-Hotel skizzierte der US-Korrespondent des Berliner Tagesspiegels in Washington, Dr. Christoph von Marschall, was sich in einem Jahr Präsidentschaft des "schwarzen Kennedy" verändert hat.
Dr. Christoph von Marschall - Fotos: Christian MelzerDr. Christoph von Marschall - Fotos: Christian Melzer Von Marschall gilt derzeit als der wohl beste deutschsprachige Kenner des US-Präsidenten Barack Obama. Zu seinen Zuhörern zählten die beiden ersten Bürger aus dem Geschäftsgebiet der Sparkasse, der Nümbrechter Bürgermeister Hilko Redenius und sein Wiehler Amtskollege Werner Becker-Blonigen. Landrat Hagen Jobi, dessen Vorgänger Hans Leo Kausemann, der Landtagsabgeordnete Bodo Löttgen sowie der Bürgermeister aus Engelskirchen, Dr. Gero Karthaus. Ferner konnte Bösinghaus die beiden kürzlich aus dem Amt geschiedenen Bürgermeister Bernd Hombach und Gregor Rolland aus Reichhof begrüßen.

Sie alle ließen sich ebenso wie die anderen Besucher zu Beginn von der Jazzmusik des Duos Stephan Aschenbrenner und Oliver Trost und anschließend von einer Filmeinspielung auf den höchst informativen Abend einstimmen. Das Filmmaterial hatte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse der Homburgischen Gemeinden, Manfred Bösinghaus, zusammengestellt. In seiner Begrüßung betonte Bösinghaus, dass das gewählte Thema offensichtlich auf großes Interesse gestoßen sei. Zudem beleuchtete er die Verbindungen der USA zur Bundesrepublik. "Die Entwicklung dieses Staates zeigt, dass wir Deutschen uns durchaus als Geburtshelfer bezeichnen dürfen. Viele international bekannte US-Konzerne haben deutsche Wurzeln. Ich erinnere nur an die Boeing-Werke oder Levi Strauss." Barack Obama bezeichnete Bösinghaus als einen Hoffnungsträger, der mit seinem kometenhaften Aufstieg das amerikanische Volk begeisterte. Seine Feststellung, dass Glanz und Glamour der ersten Tage nun dem grauen Regierungsalltag weichen mussten, bestätigt anschließend von Marschall in seinem Vortrag.

Der langjährige Begleiter des 44. US-Präsidenten konstatierte: "Der Lack ist ab." Zuviel habe der Präsident auf einmal gewollt, zu wenig sei nach 13 Monaten eingelöst worden. Das Ausland habe große Hoffnungen in eine Veränderung der Weltpolitik, angestoßen durch Barack Obama, gesetzt. In Kontrast dazu sei das amerikanische Volk davon ausgegangen, dass sich durch die erste Präsidentschaft eines Afro-Amerikaners, der durch sein Charisma alle Amerikaner erreichte, wirtschafts- und innenpolitisch viel verändern würde. "Sie hofften darauf, dass er ihr Leiden verringern würde." Inzwischen sei Obama auf der Zustimmungsskala nach unten gerutscht, betonte von Marschall, der nicht nur Barack Obamas Weg, sondern auch Michelle Obamas Leben in zwei viel beachteten Biografien nachzeichnete. Gerade die Veränderungen im Gesundheitssystem, die der Präsident anstrebe, hätten die Gemüter erregt. Dennoch sieht von Marschall eine Chance, dass Obama seine Reformen durch den Senat bringt und somit eine Menge in den USA verändern wird. Schließlich erläuterte der Fachmann, dass die Amerikaner sich auch deshalb von Obama enttäuscht sehen, weil der sich augenscheinlich zu wenig um das Auffangen der Wirtschaftskrise gekümmert habe. "Schon im Wahlkampf war der Präsidentschaftskandidat mit Versprechen an die Wirtschaft äußerst vorsichtig", berichtete von Marschall. Dabei neigten die Demokraten an sich zum Protektionismus.

Im Anschluss an den umfangreichen und detaillierten Vortrag des Journalisten stieg Bösinghaus in einen Dialog mit dem Referenten ein. Er stellte dem Fachmann die Fragen des Publikums, die diese zuvor auf Karten notieren konnten. Hier kam schließlich das Thema Guantanamo zur Sprache. "Wann wird es aufgelöst", lautete die konkrete Frage. Das Lager wird sicherlich aufgelöst werden; wann, sei nicht sicher. Obama wird sich sein Recht als Präsident vorbehalten, einzelne Gefangene nicht gehen zu lassen. "In diesen Fällen wird es kein Verfahren geben. Der Präsident hat das Recht als gefährlich eingestufte Gefangene in der Haft zu belassen." Wie unterschiedlich der Friedensnobelpreis für Obama im In- und Ausland gesehen wurde, erläuterte von Marschall anschließend. Innenpolitisch sei diese Auszeichnung nicht als bedeutsam wahrgenommen worden, so der Polit-Fachmann. Das Problem der Amerikaner sei gewesen, dass viele den Eindruck gehabt hätten, Obamas Politik werde vom Ausland mehr geschätzt, als von seinem eigenen Volk. "Macht der etwa europäische und nicht amerikanisch geprägte Politik? Finden die Europäer ihn deshalb so toll? Das waren die Fragen, die sich die Bevölkerung stellte." Dagegen habe das Ausland durchaus mit Bewunderung auf Obamas Friedensarbeit reagiert. Auf Bösinghaus Frage, was Obama hätte besser machen können, antwortete von Marschall, dass er schneller und taktisch geschickter hätte handeln müssen. "Zudem haben seine Berater die Republikaner in manchen Situationen unterschätzt", so von Marschall. Obamas größte Leistung sei es allerdings gewesen, dass er das Bild der USA im Ausland positiv verändert habe. Und mit diesen Worten schloss von Marschall den rund zweistündigen Abend des 28. Sparkassen-Forums der Homburgischen Gemeinden, an dem es für die Gäste viele tiefe und erhellende Einsichten zum Thema "Ein Jahr Barack Obama" gegeben hatte.

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