„Klüngelbeutel“ – die Hütchenspieler-Engel

(12. Februar 2012) Der Hütchenspieler als Engel – klingt erstaunlich, aber: Leute mit strategischen Fähigkeiten werden da oben immer gebraucht. Das wurde auch den Gästen im Bielsteiner Burghaus klar, nachdem Engel Uli aus der Engel-Führungsetage ihnen so einiges dazu nähergebracht hatte. Und das mit viel Humor.
Klüngelbeutel - Foto: Christian MelzerKlüngelbeutel - Foto: Christian Melzer Gleich zweimal ausverkauft – „Klüngelbeutel“ ist in Wiehl ein besonders Highlight. Selbst ohne die Mitwirkenden des „Klüngelbeutels“ auf der Bühne, sorgten sie für viele Lacher im Burghaus. Grund dafür: die Gäste konnten den Anrufbeantworter des Ensembles abhören. Neben Wilfried Schmickler hatte auch die Mama was für das Programm anzumerken: bloß nichts über Moslems oder Juden ins Programm bringen. „Wir tun doch nichts – wir wollen doch nur spielen“ sangen sie deshalb wohl gleich zu Anfang.

Darf ein Ensemble, in dem zwei Pfarrer mitspielen unkorrekte Witze im Programm haben? Eigentlich ja nicht, aber in den Papierkörben vielleicht doch – die durchwühlten sie auch erst einmal. Witze mit geschäftstüchtigen Juden, geistlosen Katholiken und weitere interreligösen Fettnäpfchen kamen zum Vorschein und zu Gehör. Immer wieder mal musste der gute Hausmeister im Programm „Gott ist ein Hütchenspieler“ dafür sorgen, dass das Kruzifix doch an seinem Platz hängt. In der „Maus-Sendung“ bastelte seine Nichte ein Ersatz-Kreuz, das dann doch als veraltet empfunden wurde. Lieber die Uhr aufhängen – da weiß man was die Stunde geschlagen hat oder wem die Stunde schlägt. Keine Religion mehr an der Wand sondern die Zeit - die wie eine Bombe tickt.

„Klüngelbeutel“ – das sind vier Kabarettisten, die die Kirche unter die Lupe und auf die Schippe. Und manches wirkt erst im Nachhinein. Da durfte auch eine Sendung wie „Christen suchen ein zu Hause“ nicht fehlen. Denn: Gerade heute ist die Vermittlung eines Christen schwierig. Früher strömten sie sonntagvormittags in Scharen zu ihren Fütterungsstätten. Ehrenamtliche Häkel- und Kaffee-Damen sitzen nun frustriert und tatenlos herum, weil die katholische Kirche ihre Gotteshäuser verkauft. Oder so Christen wie Ernst August vom Landeskirchenamt, der dort unchristliche Arbeiten verrichten musste und sich nur durch seinen Anruf „Ich bin ein Christ, holt mich hier raus!“ retten konnte, blieben übrig.

Auch die Bewerberauswahl für die immer weniger werdenden Stellen blieb nicht verschont. Und wie mehr Pepp in die Gemeindeabkündigungen kommt? Theodor Schmitt gestaltete dies in ganz neuer Weise. Mit Stampfen, Schnippen und einem Abkündigungs-Rap.

Wer sind die vier vom „Klüngelbeutel“? Da ist erstmal Wolfram Behmenburg. Den kannten im Burghaus ganz viele Gäste, denn – er ist gebürtiger Wiehler. Mittlerweile ist er Pfarrer mit halber Stelle in Köln-Weiden, Gründer und Textautor im Ensemble und mit Ulrike Behmenburg verheiratet. Die ist Sozialpädagogin und Schwester von Friedrich Behmenburg – noch ein Pfarrer beim „Klüngelbeutel“. Seine Frau Jutta ist die vierte im Bunde und als Finanzbeamtin tätig. Wenke Wesemann spielte zwar nicht vor dem Vorhang mit, baute aber Szenen auf und ab und bediente die Technik. Ein eingespieltes Team – seit über 20 Jahren – und bei „Gott ist ein Hütchenspieler“ unter der Regie von Joschi Vogel.

„Gott ist ein Hütchenspieler“ – und auch seine Engel-Führungsetage. Engel Uli beschäftigte sich auf dem Weg dorthin mit Finanzen, Pfarrdienst und….Hütchenspiel. Alles wunderbar erklärt mit den grünen Hütchenbechern und den dazu gehörigen Kugeln. Hütchenspieler des Höchsten – der nun die Hüte verteilt. Und da war es dann wieder, das: „Wir tun doch nichts – wir wollen doch nur spielen“.

Seit 1990 wollen sie nur spielen. Das erste Stück des allerersten „Klüngelbeutel“-Programms gab es als Zugabe. Eine Umdichtung auf „Wohl denen die da wandeln“ mit der Seligpreisung: „Selig sind, die über sich selbst lachen – sie werden immer ihren Spaß haben.“

Vera Marzinski

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