„Mr. James“ in guter Obhut

(21. September 2010) Ungewöhnlich war der Anruf schon, den Rainer Gaertner am 9. September gegen Abend von der Polizei erhielt. Denn normalerweise meldet sich die Leitstelle der Polizei nur, wenn Hunde oder Katzen aufgefunden werden, die im Tierheim Koppelweide untergebracht werden sollen. Doch diesmal wurde der Vorsitzende des Tierschutzvereins Oberberg gefragt, ob er sich denn auch für verletzte Greifvögel verantwortlich fühle.
Die Antwort des Tierschützers lautete prompt: "Natürlich - ich helfe jedem in Not geratenen Tier!" Gesagt getan. Am Fundort angekommen zieht Gaertner seine Schweißerhandschuhe an und holt den verletzten Bussard beherzt aus dem Straßengraben. "Ohne Hilfe wäre das Tier verhungert - es hätte keine Chance gehabt", sagt Gaertner. Gebrochen war Gott sei Dank nichts, aber Prellungen und eine Gehirnerschütterung schien der flugunfähige Greifvogel bei der Kollision mit einem Auto davongetragen zu haben. Deshalb war erstmal Ruhe und Pflege angesagt. Mit Rat und Tat stand Gaertner dabei ein Greifvogelexperte aus Wiehl zur Seite. Am vergangenen Sonntag war es dann soweit. Der Bussard sollte wieder an der Stelle in die Freiheit entlassen werden, wo er gefunden wurde. "Ein Raubvogel muss dort freigelassen werden, wo er sein Revier hat, sonst verliert er die Orientierung und muss sich außerdem gegen seine Artgenossen verteidigen", betont Gaertner, der gemeinsam mit dem Greifvogelexperte alles für diesen Augenblick vorbereitet hatte. Doch es kam anders als erwartet. Kaum hatte sich der Bussard von Gaertners Hand erhoben, landete er nach fünf Metern wieder auf dem Boden. Nach einer kurzen "Verfolgungsjagd" durch Büsche und Sträucher konnte er jedoch wieder eingefangen werden. Nun muss Mr. James - so heißt der junge Bussard jetzt - doch noch zwei Wochen ausharren und weiter genesen, bis ein zweite Auswilderungsversuch gestartet werden kann. Die Zeit verbringt er bis dahin in einem 30 qm großes Außengehege, in dem er den Flügelschlag üben soll.