Johanniter reformieren die Erste-Hilfe-Ausbildung - Rennfahrer Bastian Kolmsee: Einfacher lernen durch Mitmachen

(9. September 2007) Mit dem Schiff führt die Fahrt von Insel zu Insel, im Gepäck haben die Reisenden einen Teddy, ein Herz aus Plastik, ein Handy und eine Decke. Erste Station ist die "Insel der Nichterweckbaren". Ist der Verletzte bei Bewusstsein? Wie überprüfe ich das? Wie helfe ich ihm? Mit diesen Fragen orientieren sich die Reisenden bei ihrer Ankunft.
Mit Teddy, Herz und Handy von Insel zu Insel

Teilnehmer der Ersten-Hilfe-Kurse der Johanniter werden jetzt auf solch eine Reise geschickt, da die Johanniter-Unfall-Hilfe das pädagogische Konzept ihrer Kurse bundesweit grundlegend verändert hat. Die "Neue Erste Hilfe" der Johanniter lässt den Frontalunterricht hinter sich, setzt auf interaktive und praktische Übungen, Bilder, Symbole und emotionales Lernen. Schrittweise umgesetzt wird die neue Methodik ab Samstag, 8. September, dem Internationalen Tag der Ersten Hilfe. Rennfahrer Bastian Kolmsee aus Wiehl war Zivi bei der Johanniter-Unfall-Hilfe und spielt mit Johanniter-Ausbilderin Bianca Mauelshagen (weißes T-Shirt) und jungen Verkehrsteilnehmerinnen die Erste-Hilfe-Übungen durch. Fotos: Christian MelzerRennfahrer Bastian Kolmsee aus Wiehl war Zivi bei der Johanniter-Unfall-Hilfe und spielt mit Johanniter-Ausbilderin Bianca Mauelshagen (weißes T-Shirt) und jungen Verkehrsteilnehmerinnen die Erste-Hilfe-Übungen durch. Fotos: Christian Melzer Der Wiehler Rennfahrer Bastian Kolmsee findet das neue Konzept gut: "Früher hat man den größten Teils des Kurses zugehört und mitgeschrieben, viel behalten kann man auf diese Weise nicht." Kolmsee hatte von 2000 bis 2001 seinen Zivildienst bei der Johanniter-Unfall-Hilfe in Wiehl geleistet, als Rennfahrer holte er unter anderem den Titel des Formel lII-Meisters im Jahr 2004 und des Vize-Europameisters beim Seat-Supercopa 2005.

Symbole sind im Notfall leicht abrufbar

Nach seiner Teilnahme an den Deutschen Tourenmeisterschaften auf dem Nürburgring am letzten Wochenende hat er am Dienstag, 5. September, zusammen mit jungen Verkehrsteilnehmerinnen und der Wiehler Johanniter-Ausbilderin Bianca Mauelshagen die neuen Ersten-Hilfe-Szenen durchgespielt.

"Das Lernen wird einfacher, die Inhalte lassen sich leichter merken", erklärt Bianca Mauelshagen. Denn die Teilnehmer müssen sich auf den sechs Inseln an nur noch sechs Leitsymptomen orientieren: Nicht erweckbar? Keine Atmung? Probleme in der Brust? Sichtbare Verletzungen? Probleme im Kopf? Probleme im Bauch? Bisher wurden für denselben Stoff 28 einzelne Notfallbilder nacheinander abgearbeitet. Johanniter reformieren die Erste-Hilfe-AusbildungJohanniter reformieren die Erste-Hilfe-Ausbildung Jedem Leitsymptom wird ein griffiges Maßnahmenpaket zugeordnet. Selbstverständlich stimmen die dahinter stehenden medizinischen Lehraussagen mit denen aller deutschen Hilfsorganisationen und den europäischen Richtlinien überein. Nur die pädagogische Aufarbeitung ist neu - einfacher und spielerischer. Beim Betriebshelfer-Kurs kann sich Ausbilderin Mauelshagen statt der Seereise so zum Beispiel einen gespielten Gang durch die Firma vorstellen. "Dann finden wir die sechs Leitsymptone in den Hallen und Büros, in der Kantine oder der Chefetage vor."

Denn eine Geschichte und ihre Symbole sind immer leichter zu behalten als alle Theorie. "Das Paket mit Handy, Herz, Teddy und Decke fällt so zum Beispiel den Teilnehmern im Ernstfall schnell wieder ein", sagt Ausbilderin Mauelshagen. Und damit wissen sie auch, worauf es ankommt und wofür die Gegenstände symbolisch stehen: Rettung rufen, Atmung prüfen, Trösten und Warmhalten. "Das ist wichtiger, als alles theoretische Wissen über die Anatomie", meint Mauelshagen. Theoretische Einheiten werden darum bei den Kursen stark zurückgefahren. "Ein Ersthelfer muss wissen, was zu tun ist und keine fachliche Abhandlung liefern", sagt Mauelshagen.

An Stelle der Theorie ist Mitmachen bei den neuen Kursen angesagt. "Wer sich eine Situation selbst erarbeitet und sie schon einmal durchgespielt hat, hat im Ernstfall nicht mehr so große Scheu vor dem Helfen", erklärt Mauelshagen.

Zurzeit wissen 40 Prozent der Deutschen kaum noch, was sie in ihrem letzten Erste-Hilfe-Kurs gelernt haben. Dieses Ergebnis einer von der Johanniter-Unfall-Hilfe in Auftrag gegebenen Forsa-Studie war Anlass für die Reformierung der Kurse. "Wahrscheinlich helfen viele Menschen bei einem Unfall nicht, weil sie nicht wissen, was zu tun ist", meint der 26-jährige Bastian Kolmsee. "Und in dem Moment, in dem man nichts macht, hat man schon die Entscheidung getroffen, etwas Falsches zu machen", sagt die Ausbilderin Bianca Mauelshagen.

Für junge Leute gibt es einen Podcast, die Abenteuer von "Superjohann", sowie ein Quiz unter www.neue-erste-hilfe.de.