Leben bis zur letzten Minute: Drei Säulen tragen die Hospizarbeit in Oberberg

(22. August 2012) Schwerstkranken und sterbenden Menschen einen würdevollen letzten Lebensweg ebnen – um dieses Ziel zu ermöglichen, haben sich in Oberberg Johanniter und Malteser zusammengeschlossen.
Vor über 15 Jahren gründete sich die Malteser Hospizgruppe in Wiehl. Sichtbar wurde die Hospizarbeit durch den Bau des Johannes-Hospiz Oberberg der Johanniter in Wiehl 2005. Sieben Jahre später haben sich die Berührungsängste reduziert, raus aus der Tabu-Ecke sind die Themen Tod und Sterben aber noch nicht.

Um dies zu ändern, haben Malteser und Johanniter eine bemerkenswerte Struktur aufgebaut. Die Johanniter betreiben das stationäre Hospiz, das einzige in Oberberg und Umgebung. Deutschlandweit gibt es inzwischen 118 Einrichtungen dieser Art. Für die ambulante Hospizarbeit sind nach wie vor die Malteser zuständig. „Es gilt der Grundsatz: ambulant vor stationär. Ziel ist es, dass die Menschen zu Hause versterben“, betont Conny Kehrbaum. Neben der Hospizarbeit leitet sie auch die Trauerbegleitung, mittlerweile im neu eingeweihten TrauerZentrumOberberg (TZO) im Herzen von Wiehl. Die Kooperation von Johannitern und Maltesern läuft Hand in Hand. „Es greift alles ineinander über“, unterstreicht Kehrbaum.

Allerdings hat die funktionierende Hospizarbeit auch ihren Preis. Allein stationäre Hospize müssen zehn Prozent der jährlich anfallenden Kosten aus Eigenmitteln oder Spendeneinnahmen finanzieren. Daraus ergibt sich ein Bedarf von mindestens 150.000 Euro – per anno. So bilden der Verein „Freunde und Förderer der Hospizarbeit in Wiehl“ sowie die Johannes-Hospiz Oberberg Stiftung neben den Johannitern und den Maltesern die dritte Säule. Michael Adomaitis von der Johannes-Hospiz Stiftung stellt klar: „Hospizarbeit in Deutschland muss gefördert werden und ist ohne Spenden nicht finanzierbar.“

Über 620.000 Euro seien seit der Gründung des Fördervereins im Jahr 2000 in beide Institutionen geflossen. „Wir sind ein wichtiger Partner und eine tragende Säule“, erklärt Adomaitis. Spezialbetten, Fernseher in den Zimmern, Sonder-Medikamente, spezielle Geräte oder Möbel für die Räumlichkeiten im Hospiz sowie der Hospizgarten seien unter anderem mit Spendengeldern finanziert worden.

Auch die Erfüllung von Wünschen der Gäste am Lebensende wird angestrebt. „Beispielsweise wollte ein junger Gast unbedingt noch einmal nach Holland ans Meer reisen. Einem anderen Gast haben wir eine Werkbank aufgebaut, so dass er uns Vogelhäuschen anfertigen konnte hat. Dafür gibt es keinen Kostenträger“, berichtet Adomaitis. Darüber hinaus wird auch der Wunsch erfüllt, nach dem Tod im Zimmer aufgebahrt zu bleiben, damit sich die Angehörigen verabschieden können. Schließlich reicht die Leistung der Krankenkasse nur bis zum Todestag.

Aber nicht nur das stationäre Hospiz wird gefördert. Auch die Kosten für die Aus- und Weiterbildung der vielen Ehrenamtler der Malteser Hospizgruppe werden gedeckt, zudem wird die kostenlose Trauerberatung ermöglicht. „Dieser Bereich wird komplett nicht refinanziert. Dabei ist der Bedarf hoch“, erklärt Kehrbaum. Das Angebot im neuen Trauerzentrum werde sehr gut angenommen. Unweit davon entfernt, im stationären Hospiz, gibt es zehn Zimmer für schwerstkranke und sterbende Menschen. „Wir haben etwa 150 Gäste pro Jahr, die meisten sind für rund drei Wochen bei uns“, sagt Verwaltungsleiterin Ute Schumacher. Manche schaffen es sogar noch einmal nach Hause, der Großteil findet aber im Hospiz seine letzte Ruhe. „Hier wird gelebt bis zur letzten Minute“, betont Schumacher. Im Hospiz versterben in Deutschland nur vier Prozent, 20 Prozent zu Hause, alle anderen ereilt der Tod in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen.

Gemeinsam mit den vielen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern wollen Johanniter, Malteser, Förderverein und Stiftung für die Hospizarbeit auch künftig eine verlässliche Basis bilden. So betonen Kehrbaum, Schumacher und Adomaitis einhellig: „Wir wollen den Hospizgedanken verstärkt in die Köpfe der Menschen tragen.“

Weitere Informationen unter www.hospizarbeit-wiehl.de