Zertifikate für „Schlaganfallhelfer“

(11. April 2017) Der Schlaganfall ist eine plötzlich auftretende Durchblutungsstörung des Gehirns. Er ist eine der häufigsten Ursachen für Pflegebedürftigkeit und lebenslange Behinderung.
Landrat Jochen Hagt (3. von rechts) überreichte 17 Frauen und Männern unterschiedlichen Alters ihr Zertifikat als Schlaganfallhelfer.Landrat Jochen Hagt (3. von rechts) überreichte 17 Frauen und Männern unterschiedlichen Alters ihr Zertifikat als Schlaganfallhelfer. In Deutschland reißt er jährlich etwa 270.000 Menschen aus ihrem Alltag. Knapp die Hälfte der Überlebenden ist dauerhaft auf fremde Hilfe angewiesen. Aktuell leiden circa eine Million Menschen in Deutschland an den Folgen der Erkrankung. Und die Betroffenen werden immer jünger.

Leider weist die Nachsorge von Schlaganfall-Betroffenen noch immer erhebliche Defizite auf. Viele Informationen über Therapiemöglichkeiten, Sozialleistungen oder andere Formen von Unterstützung erfolgen oft nur bruchstückhaft. Sie sind oft nur zufällig und hängen in vielen Fällen vom persönlichen Engagement einzelner Mitarbeiter in den verschiedenen Abschnitten der Versorgung ab.

Vor diesem Hintergrund haben die OASe der Stadt Wiehl, die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, die Initiative „Oberberg gegen den Schlaganfall“ und die Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik Nümbrecht gezielt Schlaganfall-Helfer ausgebildet, die diese Versorgungslücke im Oberbergischen Kreis schließen und sowohl Schlaganfall-Betroffene als auch deren Angehörige gezielt unterstützen sollen.

Im Kern geht es darum, dass die geschulten Schlaganfallhelferinnen und -helfer Menschen nach einem Schlaganfall sowie deren Angehörige in ihrer gewohnten Umgebung gezielt unterstützen. Sie ergänzen den Bereich der ambulanten Langzeitnachsorge und wollen mit ihrem individuellen Einsatz die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familien verbessern. Sie bieten patientenorientierte Beratung und Betreuung im Alltag an, wie z.B. Hilfestellung bei Behördengängen oder dem Beantragen von Therapien oder anderen Sozialleistungen. Auch die Vermittlung in eine Selbsthilfegruppe kann eine wichtige Aufgabe sein.

Dass diese Idee aufgehen kann, zeigen die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung des Projektes durch die Hochschule für Gesundheit Bochum. Fazit: Der Einsatz ehrenamtlicher Schlaganfall-Helfer trägt zu einer besseren Lebensqualität von Betroffenen und ihrer Angehörigen bei. Angehörige fühlen zwar auch weiterhin eine teilweise starke Belastung, lernen jedoch, besser damit umzugehen. Eigene Bedürfnisse werden wieder stärker wahrgenommen. Bei den Betroffenen ist tendenziell festzustellen, dass ihre emotionale Belastung abnimmt.

Der Einsatz der Schlaganfallhelferinnen und –helfer erfolgt ehrenamtlich und soll möglichst wohnortnah stattfinden. In insgesamt 5 Schulungstagen wurden folgende Inhalte vermittelt:
  • Medizinische Grundlagen
  • Psychologische Aspekte
  • Therapien und Rehabilitation
  • Sozialleistungen/Sozialrecht
  • Hilfsmittelversorgung
  • Selbsthilfe
  • Kommunikationstraining
  • Alltagsbewältigung
Am 4. April überreichte Landrat Jochen Hagt in der Reha-Klinik Nümbrecht 17 Frauen und Männern unterschiedlichen Alters ihr Zertifikat als Schlaganfallhelfer.

Ein weiterer Kurs für Herbst 2017 ist bereits geplant.