Phantastische Reise mit dem Saxophon-Quartett „Pindakaas“

(14. September 2009) Aus der Phantasie schöpften Komponisten stets farbenfrohe und skurrile Stücke. Das Programm „Phantasia“ des Saxophon-Quartetts „Pindakaas“ stellte musikalische Impressionen von Fabeltieren, echten Lebewesen und exotisch fremden Welten am Freitagabend im Foyer der Sparkasse der Homburgischen Gemeinden in Wiehl vor. Gespielt wurden Werke von Claude Debussy, Jaques Ibert, Kurt Weill bis hin zur Walt Disney Filmmusik.
Saxophon-Quartett „Pindakaas“ - Foto: Christian MelzerSaxophon-Quartett „Pindakaas“ - Foto: Christian Melzer Ein phantasievolles musikalisches Programm, gespickt mit Texten aus Prosa und Lyrik sowie interessanten und informellen Ausführungen, ließ den Abend wie im Flug vergehen. Zur Eröffnung der Spielzeit 2009/2010 hatte sich der Kulturkreis ein ganz besonderes Ensemble eingeladen. Sie entführten in die Welt Phantasie, denn viele Komponisten hat diese Thematik oft sehr beschäftigt.

Eröffnet wurde der Reigen der phantasievollen Kompositionen mit dem Hampelmann-Tanz „Golliwogg’s Cake Walk“ von Claude Debussy. Es folgten eine Pinocchio-Serenade und der berühmte „Säbeltanz“ von Aram Chatschaturjan, den er eigentlich als Ballett-Stück komponiert hatte. Selten Gehörtes wie Albert Ketelbeys Musik, die die phantasievollen Eindrücke eines persischen Markts hörbar machte, oder Marc Berthomieus Charakterstudien verschiedener Katzen, verzauberten das Publikum.

Kurt Weill hatte sich nicht exotische Welten sondern Utopien erdacht. Im Exil in Paris schrieb er das Stück „Marie Galante“, in dem die Menschen in Frieden miteinander leben, aber zum Ausklang dieser Phantasie kam Weill zu dem Schluss: „aber das gibt es ja gar nicht“. Hieraus präsentierte das Ensemble “Youkali – Tango habañera“. Auch Weills „Alabama Song“ ist keine positive Utopie und wurde sogar von „The Doors“ gespielt. Düster auch der „Totentanz“ von Bastian Fiebig aus der Welt der tanzenden Skelette untermalt mit Goethes Beschreibung: „Da klipperts und klapperts“.

Wespengesumme kannte so manch einer aus dem Publikum vom letzten Sommer. Im Sparkassenfoyer summte es wieder – diesmal aber nicht durch die Insekten sondern musikalisch vom Saxophon-Quartett „Pindakaas“ erzeugt. Benjamin Britten hatte dieses Stück zusammen mit den Grashüpfer-Klängen als „Two Insect Pieces“ eigentlich in den 30er Jahren für Oboe komponiert. Weitere Flugobjekte beschrieben die Stücke von Peter Thomas – „Raumpatrouille Orion“ - und John Williams – „Star Wars Theme“. Nicht nur in der Natur auch in der Science Fiction-Welt findet sich dies wieder. Der Traum vom Fliegen wurde dabei von diversen Komponisten musikalisch umgesetzt.

Ganz technisch ist auch die Spiele-Welt geworden mit Geräten wie dem Gameboy. Marcin Langer ist nicht nur ein hervorragender Sopransaxofonist, sondern auch ein Komponist, dem das Kunststück gelungen ist, den Trend der Zeit umzukehren. Während allerorten aus Musik das digitale Gefiepe von Klingeltönen wird, hat Langer aus dem digitalen Gepiepse des Gameboy Musik gemacht. Seine "Gameboy Fantasy" beruht auf den akustischen Absonderungen eines Pokemon-Spiels und ist eine interessante Umsetzung von akustischen Tönen in Tonkunst und zudem ein beeindruckendes Hörvergnügen. So reihte sich auch dieses Stück in diesen grandiosen musikalischen Abend ein. Mit ihrem Programm „Phantasia“ ließen die vier Musiker Töne flatterten wie Schmetterlinge, klapprig wirken wie ein Hampelmann oder tollpatschig anmuten wie ein Babyelefant – im „Baby elephant walk“ der zweiten Zugabe.

„Pindakaas“ ist ein als außerordentliche musikalische Grenzgänger international gefeiertes Ensemble, das seit mehr als 15 Jahren europaweit erfolgreich auftritt. Die vier gaben Konzerte in Kuwait, Italien, Schweiz, Schottland, den Niederlanden sowie in ganz Deutschland und traten im Rahmen wichtiger internationaler Festivals auf. Die Essenerin Anja Heix am Tenorsaxophon ist freiberufliche Musikerin im Bereich Musical und Orchesterarrangements und tritt auch mit dem Duo „Two for you“ auf. Baritonsaxophonist Matthias Schröder, der beim Konzert auch als Conferencier fungierte, stammt aus Oberhausen und studierte Geschichte und Publizistik. Er ist freier Musiker, Musikjournalist und Kulturmanager in Münster. Im zweiten Teil übernahm Altsaxophonist Guido Grospietsch einen Teil der Ansagen zu den Stücken. Er stammt aus Duisburg und arbeitet intensiv mit verschiedenen Kammerensembles sowie dem Orchester Duisburg zusammen. Marcin Langer spielt Sopransaxophon und Querflöte, ist als Komponist und freier Musiker tätig sowie Musikpädagoge in Essen und Mitglied des „Transorient Orchestera“.

Bereits zum zweiten Mal – 2005 mit dem Programm „Voyage“ – begeisterte das Saxophon-Quartett „Pindakaas“ das Publikum in Wiehl. Sie beeindrucken mit ihrer besonderen Präsentationsform, die einerseits unterhaltsam informiert über Werke und Bearbeitungen, andererseits den Kompositionen mit zeitgemäßer Stilistik und sensibler Interpretation gerecht wird. Der jüngste Besucher am Freitagabend fragte dann auch sofort nach „Wann kommt ihr wieder?“.

Vera Marzinski

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