Mr. Pumpernickel auf dem Weg ins Studio Burghaus Bielstein

(29. Oktober 2009) Man kann ihn als eine lebende Legende beschreiben. Chris Howland ist Schauspieler, Sänger, Fernsehmoderator und Radiolegende. „Ich habe viele verschiedene Dinge getan – und was habe ich am Liebsten gemacht? Ich fand alles schön!“ erzählte er den Gästen am Donnerstagabend im Burghaus Bielstein.
Chris HowlandChris Howland Der 1928 in London geborene Chris Howland stellte sein Buch "Yes, Sir. Aus dem Blickwinkel eines englischen Gastarbeiters" vor und gab spannende Einblicke in sein Leben und in die Medienwelt der letzten 60 Jahre. Er hat über Leute geschrieben, die er kennengelernt hat und sagte zum guten Schluss: „Das ist wohl nicht das letzte Buch das ich schreibe, denn irgendwie lerne ich immer komische Leute kennen.“

So den angetrunkenen Lehrer, den er liebevoll „Mr. Prout“ nennt. Irgendwas raschelte im Graben, als der 13jährige Chris abends noch draußen auf dem Lande, als er bei der Stiefgroßmutter die Sommerferien verbrachte, rumstreunerte. Doch es war nicht wie er vermutete ein Fuchs, sondern ein etwas merkwürdiger Herr, der komisch sprach und Probleme hatte sein Fahrrad zu schieben. Gleich einem Wesen aus Schwanensee glitt er durch das Mondlicht, als er mit seinem Fahrrad weiterfuhr nach einem kurzen Gespräch. Dieser Herr sagt Chris voraus, dass er Premierminister werden - aber dann sollte er unbedingt die drei Fächer, die er – Mr. Prout - unterrichtete abschaffen.

Nach zwei Jahren Militär an den weißen Klippen von Dover – da war es sehr kalt – ging Chris Howland nach Hamburg. Dort suchten sie einen Auszubildenden für den Militärfunk und dort wurde er mit Lampenfieber konfrontiert. Es gibt die verschiedensten Symptome – er hatte alle. Ein gewisses Maß an Adrenalin sei gut, bestätigte Chris Howland den Gästen in der Bielsteiner Burg, aber wenn es ein gewisses Maß übersteige, wäre das wahrlich nicht mehr schön. Er sollte seine erste Ansage beim Radio machen: „Die Zeit – es ist vier Uhr!“. Diesen Satz übte er tagein, tagaus, in den verschiedensten Variationen. Er aß nichts mehr und wusste auch nicht, wie er an dem besagten Tag ins Studio gekommen war. Fünf Minuten bevor er seine Ansage tätigen musste, war er vollkommen entspannt und ging seinen Text noch mal durch. Dann – 16 Uhr – er ging ans Mikro, schaltete es an und sagte: „Die Zeit – es ist drei Uhr“. Alle drei Charlies – ob Manfred, Günter oder Klaus, alle deutschen Kollegen hießen bei ihm Charlie – sprangen auf und wiesen ihn entsetzt an, die Fehlansage zu korrigieren, was er erst gar nicht verstand.

Was er später aber sehr gut verstand: seine eigenen Sendungen zu moderieren. Dabei fing er damit an, dass er seine Texte ins Deutsche übersetzen ließ und dies ablas, wie er meinte, es richtig lesen zu müssen. Das wusste der Regisseur seiner ersten Sendung aber nicht und war entsetzt, als er festestellte: Chris Howland konnte gar kein Deutsch. Der Ausländer mit der heißen Kartoffel im Mund sorgte für extremes Chaos. Aber anschließend kamen die Briefe an ihn in Lastwagen – und der Regisseur behielt auch seinen Job.

Den Besuchern im Burghaus verriet er auch, wie er an den Namen „Mr. Pumpernickel“ gekommen ist. In Köln hatte er im Radiostudio einen Studioplattenspieler und ein tolles Mischpult. Da er alles selber machte, hatte der Tontechniker nichts zu tun und mochte ihn deshalb auch nicht sonderlich. Um diesen Menschen zum Lachen zu bringen verabschiedete er sich bei einer Sendung mit „Es verabschiedet sich Heinrich Pumpernickel“. Der Tontechniker lachte nicht, aber tausende schrieben an Heinrich Pumpernickel – da musste er den Namen adoptieren.

Noch so manche Anekdötchen aus seiner Zeit in Köln erzählte der englische Gastarbeiter, der mittlerweile seit über 60 Jahren in Deutschland die Menschen mit seiner humorvollen Art erfreut. Im Radio und im Fernsehen feierte er große Erfolge, und seine Lieder «Das hab’ ich in Paris gelernt» oder «Hämmerchen-Polka» waren auf den ersten Plätzen der Charts zu finden. Sein schauspielerisches Talent stellte Chris Howland in über 30 Kinofilmen unter Beweis.

Dass der Engländer und Wahldeutsche ein großartiger Erzähler ist, bewies er in der Bielsteiner Burg dem Publikum. Mit viel trockenem Humor und einem Hauch Wehmut erzählt Chris Howland über seine Kindheit in England, den Einsatz des jungen Soldaten als Radiosprecher des englischen Soldatensenders BFN im zerstörten Deutschland und gab spannende Einblicke in die Medienwelt der vergangenen 60 Jahre - anrührend, komisch und sehr britisch.

Vera Marzinski

Die Bilderserie wird präsentiert mit freundlicher Unterstützung durch:

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  • Chris Howland
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Fotos: Vera Marzinski