Zur Einstimmung durfte das Publikum zur Hymne „Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“ erstmal aufstehen. Dazu stellten sich die ehemaligen und aktuellen Stunker wie die Nationalmannschaft auf die Bühne. Begleitet wurde das Ganze musikalisch von den „Nachwuchsmusikern“ Purple Schulz und Josef Piek – beide sehr stunksitzungserfahren. Natürlich begeistern die beiden kölschen Musiker auch durch ihre Soloauftritte. So nach der Pause mit einer sphärisch anmutenden Stunksitzungs-Eröffnungsmelodie auf Bierflaschen geblasen – die hatte Josef Piek extra für die richtigen Töne entsprechend leer getrunken.
Der frühere Präsident der Stunksitzung, Reiner Rübhausen, führte durch das Programm und erzählte von seinen Erfahrungen mit Kinderbildung und Geburtsvorbereitung. Bei der Zeugung sollte bereites das Schulfernsehen laufen und in der Schwangerschaft beginne die Frühförderung durch das Vorlesen der 1.000 Steuertipps durch die Bauchdecke.
Zu dem „dreckigen Dutzend“ des Stunk unplugged Ensembles zählten: Ozan Akhan, Martina Klinke; Bruno Schmitz; Ruth Schiffer; Angelika Pohlert; Christian Rzepka; Tom Simon: Heiner Kämmer; Reiner Rübhausen; Diddi Jünemann – und die beiden brillanten Musiker. Rasant ging es zu beim Mix aus Kabarett, Comedy, Musik und Karnevalsparodie der 26 Jahre Stunksitzung. Erstaunlich, wie aktuell manche Texte immer noch sind, und andere scheinen sowieso völlig zeitlos. Von der Diskussion mit den Nachbarn über CO2 Einsparungen oder einem Politiker der an seinem Wahlstand angepöbelt wird. Der stellte fest, dass sein gesellschaftliches Ansehen noch unter den Strichern, also fast auf einer Stufe mit den Lehrern sei. Zudem gestand der Politiker, dass er sich nach einem Wahlkampftag unter dem aufgespannten Sonnenschirm zu Hause drei Stunden Zombiefilme anschaue um ein bisschen heile Welt zu sehen.
Heile Welt schien es auch im Karnevalsverein nicht zu geben, wie ein Stück aus der Stunksitzung 2006 zeigte. Die Kostüme aus China, begründete der Vorsitzende damit, dass die Kinder, die diese angefertigt haben, kein Geld dafür bekommen und es somit fast ehrenamtlich machen würden.
Auch Fitness und Wellness hatten ihren besonderen Platz im Programm. Reiner Rübhausen stellte fest, dass die Generation 50+ relativ fit sei. Früher kaufte man in dem Alter einen Stock, heute die Inline-Skater. Allerdings liefe beides auf das Gleiche heraus: den Rollstuhl. Wellness-Begeisterung gab es beim Bademeister, der sich jetzt „Creative Swim- and Bademaster“ und „Personal Health Agent“ nennen darf nicht. Den ganzen Tag muss er beobachten, wie die Spaßrutsche einen Kevin nach dem anderen ausspuckt. In der Massagepraxis beschäftigten sich die drei Damen mit anderen Problemen. Eine von ihnen war gerade von ihrem Mann verlassen worden. Die Kollegin tröstete sie, dass sie nun „schöner wohnen’“ hätte, die andere forderte, dass die jüngere neue Frau eine Abwrackprämie zahlen müsse. Während ihrer Diskussion malträtieren sie die drei Herren auf den Liegen und kamen schließlich zum Schluss, dass die Verlassene mit ihrer Trennkost-Diät für ihren Mann auf einen Schlag 90 Kilo verloren habe.
Musikalisch glänzten die Stunker immer wieder in ihrem unplugged-Programm. Der 1. FC Köln wurde mit einem Lied im Sound und Tanzstil von „YMCA“ bedacht. Josef Piek sang zur Reinhard Mey Melodie darüber, dass es keine Feindbilder mehr gebe und auch die Demos fehlten ihm. Klasse auch der Kölner-Schrei-Chor, der Höhner-Lieder sehr lautstark vortrug. Als Zukunftsvision: Ein Streichquintett bei seinem Auftritt in der Philharmonie nach Fertigstellung der U-Bahn-Linie - mit U-Bahn-Durchsagen, Getöse und wandernden Notenständern.
Vor Jahren gab es viel Theater um die Kölner Moschee, was natürlich auch in der Stunksitzung aufgenommen wurde. Beeindruckend gab Ozan Akhan den Muezzin und sang sehr orientalisch „Ich bin en kölsche Jung° und „Wir lassen die Moschee in Kölle“ – auch in der Zugabe glänzte er noch mal mit Gesang und seinem Tanz mit dem ganz besonderen Hüftschwung. Die Stimmung war hier mehr als super.
Banküberfälle, das Stimmungsduo Edeltraud und Dieter Patschek mit Bratschen-Witzen, einer Mutter Gottes Erscheinung - die „Heaven I’m in heaven“ sang und Telefonate mit ihren Enkeln Jesus und Mohamed führte – reihten sich aneinander. Zudem ein Blick ins Feldlager der Bundeswehr in Afghanistan, wo der Hauptmann Kriegsspiele am Computer spielte und ein Bollerwagen als unbekanntes Fahrzeug gemeldet wird. Per Fax kündigte der Oberst dann auch noch einen unangekündigten Besuch des Ministers an, der das Licht für sein markantes Profil nicht passend fand und wissen wollte, welche der Splitterwesten ihm besser stehen würde.
Die Brüder Klaus und Klaus mit selbstkomponierten Liedchen, deren Texte und Melodien doch sehr bekannt klangen oder die Selbstmordattentäter in der Oper – das Programm war kurzweilig, witzig, beinhaltete nur wenig Karneval, aber gute Laune, Geschunkel sowie viele gute Sketche. Geeignet nicht nur für erprobte Stunksitzungsfans.
Zum Schluss Purple Schulz als Köbes mit dem Lied vom Brauchtum – begeistert sang das Publikum beim Refrain mit und mitten im September kam echtes Stunksitzungsfeeling auf.
Vera Marzinski
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Fotos: Vera Marzinski