Johannisnacht, sie findet zur Mittsommerwende statt. Zu den Bräuchen zählte in der Johannisnacht der Tanz um das Johannisfeuer. Mit lauter schwedischer Tanzmusik beginnt auch das Stück im Schau Spiel Studio Oberberg. Diener Jean (Leif Schulmeistrat) kommt verschwitzt vom Tanz mit der jungen Gräfin Fräulein Julie (Svenja Szeghedi) in die Küche zu Kristin (Barbara Wiwianka). Das Fräulein folgt ihm. Während Jeans Verlobte Kristin hin und wieder die Küche verlässt und schließlich dort einschläft, flirten Jean und Julie ungehemmt miteinander.
Jean behauptet, dass er Fräulein Julie oft sah und in jungen Jahren von ihr träumte. Seit dieser Zeit ist er viel in der Welt herumgereist und hat viele Berufe ausgeübt, bis er einsah, was er in seinem Leben erreichen möchte: Sein Ziel ist es, in der Gesellschaft aufzusteigen. Fräulein Julie erzählt, dass ihre Mutter sie dazu erzog, wie ein Mann zu denken und zu handeln. Dadurch kommt sie aber in Konflikte und entwickelte sich zu einer verwirrten Person, die auf der einen Seite weiß, wie sie alles bekommt was sie verlangt, die auf der anderen Seite aber nicht weiß was sie eigentlich haben möchte.
Sehr überzeugend spielt Leif Schulmeistrat seine Rolle als unterwürfiger Diener, aber auch die Macho-Seite des Jean. Svenja Szeghedi gibt im ersten Teil des Stückes eine überhebliche, unbedarfte und sich anbiedernde Julie, die im zweiten Teil verzweifelt und gedemütigt ist – beides hervorragend umgesetzt. Kristin ist Köchin im Haushalt des Grafen. Sie ist sehr religiös und mit Jean verlobt. Sie ist die Stabile in dem ganzen hin und her und versteht, ihre älteren Rechte durchaus zu wahren. Barbara Wiwianka ist die perfekte Besetzung für diese Frau.
In den frühen Morgenstunden der langen Sommernacht begleitet Julie Jean in sein Zimmer und schläft mit ihm. Doch nach der Liebesnacht sind die Rollen vertauscht: jetzt ist Jean der Stärkere und Julie die Gedemütigte. Jean überredet Julie Geld von ihrem Vater zu stehlen und mit ihm zu fliehen. Doch als der Graf zurückkehrt und nach Jean klingelt, verwandelt der sich wieder in den unterwürfigen Diener. Das Stück endet tragisch – nicht nur für den Zeisig des Fräulein Julie, den sie mitnehmen wollte.
August Strindberg schrieb die Tragödie „Fräulein Julie” 1888. Es ist Strindbergs fünftes Stück und ein herausragendes Beispiel der naturalistischen Dramatik, ist bis heute Strindbergs meistgespieltes Werk. Was dem damaligen Skandalstück bis heute seine Brisanz verleiht, ist das facettenreiche Verhältnis von Julie und Jean, die sich ständig auf dem schmalen Grat zwischen verboten und erlaubt, Macht und Unterwerfung, Spiel und Ernst bewegen.
Die Musik der Schau Spiel Studio Oberberg Inszenierung stammt von dem 2001 formierten schwedischen Quintett „Fejd“. Ungemein dichte und mitreißende Songs, die den Zuhörer verzaubern und perfekt zu dem Strindberg Stück passen. Regisseur Peter Kirchner wurde 1970 in Ründeroth geboren und studierte Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Bayreuth. Seit August 2009 leitet er das Schauspieltraining beim Schauspielstudio Oberberg in Wiehl. Für die Technik bei diesem Stück sind Dennis Hermanns und Alexander Lentzen verantwortlich.
Vera Marzinski
Alle Termine:
::: September :::
16.09.2011, 20:00 Uhr (Fr)*
17.09.2011, 20:00 Uhr (Sa)*
18.09.2011, 18:00 Uhr (So)*
*= Veranstalter: Kulturkreis Wiehl
::: Oktober :::
07.10.2011, 20:00 Uhr (Fr)
08.10.2011, 20:00 Uhr (Sa)
09.10.2011, 18:00 Uhr (So)
14.10.2011, 20:00 Uhr (Fr)
16.10.2011, 18:00 Uhr (So)
19.10.2011, 20:00 Uhr (Mi)
::: November :::
09.11.2011, 20:00 Uhr (Mi)
12.11.2011, 20:00 Uhr (Sa)
13.11.2011, 18:00 Uhr (So)
Die Bilderserie wird präsentiert mit freundlicher Unterstützung durch:
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Fotos: Christian Melzer