Offensichtlich hat der scharfsinnige Autor Wyke da aber eine Idee, wie sowohl ihm als auch Tindle etwas einbringen würde. Um Margret ein schönes Leben bieten zu können, soll Milo die Juwelen Wykes stehlen und zu Geld machen – derweil Wyke die Versicherungsprämie einkassieren will. Milo geht auf das Angebot ein, ahnt allerdings nicht, dass Wyke Perfides im Schilde führt. Denn es geht Andrew Wyke nicht mehr um seine Frau, sondern um die Demütigung seines Rivalen, den er anscheinend am Schluss des ersten Aktes erschießt. Zuvor sucht er aus der Klamottenkiste für Milo ein passendes Einbrecherkostüm aus. Die Auswahl geht über Klu-Klux-Klan-Kutte, einem Mönchgewand bis zum Kostüm des „Dummen August“. „Das ist das Kostüm, das am besten zu dieser Nummer passt“, befindet Wyke und ist siegessicher, dass er das Spiel – das Tindle noch gar nicht durchschaut – gewinnen wird. Mit seinem Ausspruch „Spiel, Satz und Sieg“ schließt sich der Vorhang.
Wie beim Strategie-Spiel “Revanche“ wird das Spiel jedoch in zwei Partien gespielt. Einmal ist der Spieler Aggressor, beim nächsten Mal Verteidiger. Der Aggressor gewinnt immer, fragt sich nur, in wie vielen Zügen. Nach zwei Partien steht der Sieger fest. Der Titel des Stückes ist eindeutig – es wird ein Gegenangriff stattfinden. Die Frage ist nur wie. Nach der Pause ist alles aufgeräumt – das Spiel kann von neuem beginnen. Oder gab es im ersten „Spiel“ eine Panne? Blut an der Treppe, Kleidung von Tindle in Wykes Haus, ein Erdhügel im Garten. Wyke ist verwirrt als ihn ein Inspektor aufsucht und ihn auf diese Indizien hinweist.
Raimund Binder hat wieder bewiesen, was er für ein Händchen für geniale Inszenierungen hat. Nicht nur die Besetzung und Umsetzung ist mehr als gut gelungen, auch das Bühnenbild zeigt viel Gespür für Feinheiten. Mit dem Stück von Anthony Joshua Shaffer, der unter anderem Drehbuchautor für die Agatha Christie Verfilmungen war, ist ihm ein genialer Griff gelungen. Das 1969 uraufgeführte Stück wurde bereits zweimal verfilmt. Und am Schluss heißt es auch in Wiehl: „Spiel, Satz und Sieg“ – nur wer hat die Revanche gewonnen? In weiteren 13 Aufführungen können die Gäste des Schau-Spiel-Studio Oberberg des Rätsels Lösung erfahren.
Vera Marzinski
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Fotos: Christian Melzer