"Diese Szenen habe ich mittlerweile sehr oft gesehen, und immer wieder bekomme ich feuchte Hände", erzählte Handball-Bundestrainer Heiner Brand. Der Ausschnitt aus dem Film "Projekt Gold" steckte auch die 650 Gäste des 26. Homburger Sparkassen-Forums in der Nümbrechter Mehrzweckhalle erneut mit dem Handballfieber an: Beim Weltmeistersong "Wenn nicht jetzt, wann dann" klatschten sie spontan im Takt. "Diese Weltmeisterschaft war etwas Besonderes, die Begeisterung des Publikums und die Atmosphäre waren einmalig", schwärmte Brand.

"Sport bringt die Menschen zusammen, sei es im Taumel der Freude oder in tiefer Trauer bei einer Niederlage", unterstrich der Sparkassenvorstand und begeisterte Tischtennisspieler Manfred Bösinghaus. Im Jahr der Olympischen Spiele und der Fußball-Europameisterschaft gewährte daher die Sparkasse der Homburgischen Gemeinden am Mittwoch, 5. März, einen Blick hinter die Kulissen des Sports. Gäste auf dem Podium waren neben Heiner Brand, der Filmemacher Sönke Wortmann und der Sparkassenfachwirt und mehrfache Kanu-Olympiasieger Andreas Dittmer. Mit unkonventionellen und oft überraschenden Fragen näherte sich ihnen Ralf Henscheidt, bekannt als Moderator der "WDR-Lokalzeit" und vieler Handballspiele in der Köln-Arena.

Nicht nur im goldenen Licht
Dass die Kamera immer mit dabei ist, das hatte sich Handballtrainer Heiner Brand zuerst nicht so recht vorstellen können: "Die Kabine der Spieler ist ein heiliger Ort, zu dem die Öffentlichkeit eigentlich keinen Zutritt hat." Doch nach einigen Probeläufen war der Gummersbacher Trainer überzeugt: "Die Kameraleute störten nicht, sie gehörten mit zum Team".
Und das erlebte auch Regisseur Sönke Wortmann: "Ich habe mich mit den Fußballern gefreut und mit ihnen gelitten." Dass sich die Sportler nach ihrer Niederlage gegen Italien filmen ließen, habe von wahrer Größe gezeugt. Der Film zeige die Akteure eben nicht in einem goldenen Licht, sondern begleite sie durch Höhen und Tiefen, so Wortmann.
Wie ein Sportler die Niederlage erlebt, das schilderte beim Sparkassen-Forum der Kanute und mehrfache Medaillengewinner Andreas Dittmer. Als Favorit war er 2004 bei den Olympischen Spielen an den Start gegangen, ins Ziel der 1000-Meter-Strecke ging er nur Bruchteile von Sekunden hinter dem Sieger. "Ich war maßlos enttäuscht", schilderte Dittmer in Nümbrecht. "Nicht weil ich Zweiter geworden war, sondern weil meine sehr gute Leistung, für die ich alles gegeben hatte, nicht ausreichte." Nach Trauer, Rückzug und einigen Gesprächen sei er schließlich mit viel Motivation ins nächste Rennen gegangen. Mit Erfolg: Auf der 500-Meter-Strecke holte er olympisches Gold.

In der Mehrzweckhalle führte der als "schnellste Indianer der Welt" bezeichnete Athlet dem Publikum sein Kanu vor: "Eigentlich sieht es aus wie eine Dachrinne und Ungeübte kippen damit sofort um", meinte er über das aus dem Material Kevlar hergestellte Sportgerät. Ein Ball ist da einfacher in der Handhabung. Das meint auch Lukas, der Enkel von Heiner Brand. "Ich freue mich, wenn der Kleine mit dem Ball kommt und mit mir spielen will", so der stolze Opa.
Auf Nachfrage des Moderators klärte Brand auch gleich die Geschichte um den Pizzaboten im Film "Projekt Gold" auf: "Dass die Spieler trotz gutem Essen und aus lauter Langeweile Pizza geordert hatten, kam mir nicht ungelegen." Vor dem wichtigen Spiel gegen Slowenien habe er so mit Schimpfen und Türenschlagen die nötige Spannung aufbauen können.

Den Erlös des anschließenden Imbisses geht in voller Höhe an die Nümbrechter Jugendfeuerwehr, die dringend neue Vereinskleidung benötigt.
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Fotos: Christian Melzer