Prinz Peter I. & Prinzessin Melanie. Foto: Christian Melzer
So frühzeitig im Jahr wurde beim KVB noch niemals zuvor proklamiert – aber dennoch schien diese Veranstaltung voll im Trend zu liegen, denn die gesamte Aula war restlos ausverkauft. Der KVB hatte ja auch einiges zu bieten. Pünktlich um 18.00 Uhr eröffnete der 1. Vorsitzende Michael Röser den Proklamationsabend und richtete erste Worte an den prall gefüllten Saal. Anschließend übernahm der KVB-Präsident Michael Becher das Mikrofon und führte durch einen quicklebendigen Abend. Der Literat des Vereins Volkmar Winkler hatte mal wieder ein strammes Programm zusammengestellt und es war für die Gäste des Abends schwierig zu entscheiden, welchen Programmpunkt man mit einer „biologischen Pause“ verpassen sollte.
Den Anfang machten die jüngsten Tanzmitglieder des Vereins – die „Lollipops“ durften auf die Bühne und man gewährte den Kleinsten sogar die Möglichkeit auf mehrere Tänze. Es war auch der erste Tanzoffizier der „Lollipops“ mit auf der Bühne und es war herrlich anzuschauen, wie schnell sich diese Tanzgruppe entwickelt. Da kann sich Wolfgang Müller als Trainer der Crazies schon freuen, denn der Nachschub für seine Crazy Girls & Boys geht nicht aus. Mit donnernden Raketen wurde die kleinen Tänzerinnen von der Bühne entlassen.
Kaum war die Bühne leer, zogen das abdankende Prinzenpaar Helmuth und Astridt Mangesius mitsamt ihrem Schmölzchen auf. Waren sie als „Engelchen“ verkleidet auf die Bühne gegangen, wechselten sie in Windeseile ihre Kostüme und standen plötzlich als kleine Teufel und Teufelchen mit blinkenden Hörnern vor dem Publikum. Man merkte den beiden Ex-Tollitäten an, mit wie viel Herzblut sie für den KVB „brannten“ und auch dieser letzte Auftritt brannte sich mal wieder in die Herzen der anwesenden Jecken.
Als nächster Programmpunkt kam eine weitere Gruppierung auf die Bühne, die nunmehr nicht mehr als jüngste Tanzformation des KVB betrachtet werden darf: Es war Zeit für die Crazy Girls & Boys. Auch diese Tanzformation wächst von Jahr zu Jahr und hatte natürlich wieder neue Tänze dabei, die perfekt dargeboten wurden. Zwei Crazies konnten leider nicht an der Performance teilnehmen, da sie sich in der Vorbereitung schwerer verletzt hatten, an diesem Abend aber zumindest in vollständigem Kostüm und an Krücken gehend auf der Bühne standen und den aufbrandenden Applaus des Publikums für eine tolle Vorführung mit entgegennahmen.
Und dann wurde es Zeit für den Höhepunkt des Abends: Es stand die Prinzenproklamation an. Der Hofstaat der neuen Tollitäten ist sehr vielköpfig und so zog sich der Einmarsch wie ein Lindwurm durch den Saal. Als erste neue Tollität kam Prinzessin Melanie in den Saal und wurde ausgiebig gefeiert. Viele Rosen wechselten auf dem Weg zur Bühne den oder die Besitzer(in). Man sah Prinzessin Melanie an, dass sie den Einzug genoss. Und dann wurde es noch einmal eine Oktave schriller, als Prinz Peter I. aus dem Hause Lüdorf den Saal betrat und hunderte ihm entgegengereckter Hände schütteln durfte. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Prinzenpaar und Schmöllzchen durchgekämpft hatten und endlich auf der Bühne standen. Umso glücklicher sahen beide aus, als sie in den proppenvollen Saal mit vielen gut gelaunten Menschen sahen. Zudem hatten sie im Vorfeld kräftig Karten verkauft, so dass die ersten Reihen von vielen vertrauten Menschen besetzt waren, die den neuen Tollitäten zujubelten.
Bürgermeister Ulrich Stücker wurde auf die Bühne geholt, denn die Proklamation gebührt – wenn möglich – immer dem ersten Bürger der Stadt. Zudem sind Prinz und Bürgermeister schon lange Zeit privat befreundet und somit war es für Uli Stücker auch eine Herzensangelegenheit, seinen Freund zu proklamieren. Mit einer schönen Rede und rhetorischem Brückenbau zum diesjährigen Motto des Prinzenpaares übergab Uli Stücker Zepter und eine Tüte Gummibären. Das sollte dem Bonner Hersteller von Süßwaren doch eigentlich höchst willkommen sein und der Karnevalsverein erwarten dann auch für den Rosenmontag eine Wagenladung „Bären“ als Wurfmaterial. Nach der Inthronisierung ging der erste Orden des Abends an den Bürgermeister und Prinz Peter I. hatte dann die Gelegenheit, erste Worte an „sein jeckes Volk“ zu richten. Man merkte direkt, dass Prinz Peter I. es gewohnt ist, zu reden, denn keine Spur einer Anspannung oder inneren Aufgeregtheit. Souverän kamen seine ersten Worte und auch das erste Lied, das den Bielsteiner Schlachtruf des KVB beinhaltete, wurde locker vorgetragen. Aber wie immer drängte die Zeit und es standen die nächsten Programmpunkte an, die auch nicht länger warten konnten.
Mit der Nippeser Bürgerwehr präsentierte sich DAS aktuell hippste Kölner Traditionskorps, denn in dieser Session stellen sie auch das Kölner Dreigestirn. Die auch als „Appelsine Funken“ bekannten Kölschen zogen mit viel Tamtam und Getöse in den Festsaal ein und enterten die Bühne. Sie ließen ihr Mariechen fliegen und tanzten urkölsche Tänze bei typisch kölscher Musik. Rundum ein sehr sympathisches Korps. Der nachfolgende Redner „Die Erdnuss“ hatte es dagegen ein wenig schwer, sich gegen die zunehmende Lautstärke im Saal durchzusetzen. Es gelang ihm aber insgesamt recht gut und wenn man genauer hinhörte, kam manche Anekdote dabei heraus, die wirklich hörenswert war. Die Kolibris zogen alsbald auf die Bühne und manch einer rieb sich verwundert die Augen: Waren das nicht früher drei Musiker? Nunmehr stehen sieben gute Musiker auf der Bühne, die noch immer reichlich Spaß und Freud verbreiten. Sind halt alles Vollblutmusiker und durch den personellen Zuwachs sind sie musikalisch wesentlich breiter aufgestellt.
Nach diesen externen Künstlern war es mal wieder an der Zeit, mit eigenen Kräften aus dem Vereinsumfeld das Publikum zu entzücken. Und das gelang den Bielsteiner Raketen famos. Choreografisch einfach eine Augenweide zeigten die Mädchen, wie viel tänzerische Stärke in ihnen steckt. Das harte Training der letzten Monate hatte sich wirklich ausgezahlt, denn der Tanzgruppe wurde seitens des Publikums alles zurückgezahlt und damit ihrem Namen alle Ehre gemacht: Donnernde Raketen des Saales waren ihre Belohnung und es gab nach der Show Backstage manches Tränchen der Rührung und Begeisterung.
Der nächste Programmpunkt war mit dem Redner „Dä Knubbelisch vum Klingelpötz“ besetzt und er hatte es nach der „Raketenshow“ sehr schwer, Gehör zu finden. Aber auch ihm als mit allen Wassern gewaschenen Büttenexperten gelang es, mindestens die ersten fünf Reihen in seinen Bann zu ziehen. Als letzte vereinseigene Gruppierung zogen danach die Bielsteiner Tanzmäuse auf die Bühne. Vor gerade einmal knapp fünf Wochen standen sie ja noch im Mittelpunkt der Festivitäten und feierten an gleicher Stelle ihr 30-jähriges Bestehen. Die erfahrenste Tanzgruppe des Bielsteiner Karnevalsvereins war durch den Trainer Volkmar Winkler wieder aufs Beste eingestellt und die Tanzoffiziere ließen die Tanzmariechen fliegen. Für das kundige Publikum ist es immer wieder eine Freude, dieser Tanzformation zuzusehen. Mit großem Applaus wurden sie verabschiedet und machten Platz für ein Ballet der ganz anderen Art: Das KKL Männertanzgruppe Leppetal zog auf die Bühne, ein Wunschauftritt des Prinzen und seiner Prinzessin. Die feschen Kerle waren insbesondere für die anwesenden Damen ein optisches Highlight und als sie dann auch noch fast hüllenlos auf der Bühne standen, jubilierten die Groupies, die direkt an der Bühne standen, umso lauter.
Mit Tim Toupet kam anschließend der letzte Bühnenact auf die Bielsteiner Prokla-Bühne und als erfahrener Stimmungsmacher zog er die Halle auf ein neues Stimmungshoch. Es machte ihm so viel Spaß, dass er sein Programm noch um ein paar Lieder verlängerte und sich auch nicht scheute, ein paar Bühnenkomparsen auszusuchen, mit denen er kleinen Schabernack treiben konnte. Kurz vor 23 Uhr übernahm dann noch einmal das Prinzenpaar mitsamt Schmöllzchen die Bühne und präsentierte dem Publikum ihre gut zusammengestellten Sessionslieder. Eine rundum gelungene Proklamationsveranstaltung fand erst lange nach Mitternacht ihr Ende und Melanie und Peter konnten sich davon überzeugen, dass es für sie eine wunderschöne Zeit werden wird.
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