Am nächsten Tag stand ein Empfang im Rathaus auf dem Programm. Neben Bürgermeister Simon Alfasi waren die stellvertretenden Bürgermeister und langjährige Freunde der Partnerschaft anwesend. Die Tische waren reichlich mit Obst, Gebäck und Getränken eingedeckt und für jeden gab es ein Gastgeschenk. Alles unterstrich die herzlichen Willkommensgrüße von Simon Alfasi. Er betonte, dass von den 12 Partnerschaften, die Yoqne’am hat, Wiehl eine ganz besondere ist, weil sie von den Beziehungen zwischen den Menschen lebt, die über lange Jahre entstanden sind und gepflegt werden. Voller Stolz präsentierte er einen Film, der deutlich die Entwicklung der Partnerstadt, die mittlerweile 25.000 Einwohner hat, zeigte. Und es wird weiter gebaut; in nächster Zeit sollen 1.500 Wohnungen fertiggestellt werden, dazu auch die entsprechende Infrastruktur mit Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten und Schulen, Sport- und Gesundheitszentrum. Außerdem ist ein weiteres High-Tech-Gebiet gemeinsam mit den Nachbarorten Elyakim und Megiddo geplant. Yoqne’am ist eine Stadt für Kultur und Sport. Sie bietet viel, gerade für junge Familien, auch weil es ein gut aufgestelltes Bildungsangebot gibt, ebenso ein Theater. Der größte Teil der Bevölkerung ist unter 40 Jahre alt. Yoqne’am ist eine „grüne Stadt“ und wurde mehrfach dafür in Israel ausgezeichnet. Es gibt viele Parks und Spielplätze.
Bevor das Programm mit einer Fahrt nach Haifa und Akko weiterging, besichtigte die Gruppe die Ausgrabungen auf dem Tel Yoqne’am. Der nächste Tag führte nach Jerusalem. Klassisch der Beginn mit dem Blick vom Ölberg auf die Stadt mit den dazugehörigen Erläuterungen, der Besuch der Kirche der Nationen, der Altstadt mit dem Gang über die Via Dolorosa, der Grabeskirche und der Klagemauer. Vielfältige Eindrücke, die zusammen mit den zahllosen internationalen Besuchern der Stadt für eine eigene, bunt gemischte Atmosphäre sorgen. Die Zeit reichte nur für einige wichtige und interessante Einblicke.
Am darauffolgenden Tag führte eine lange Busfahrt zum Toten Meer, durch Judäa und Samaria (geläufig ist wohl mehr die Bezeichnung Westbank). Eine kurze Wanderung durch die Oase Ein Gedi bot sogar die Gelegenheit, Klippdachse zu entdecken. Mit dem Erlebnis der Wüstenlandschaften im Gegensatz zum frühlingshaft grünen Norden sind es unvergessliche Eindrücke, nicht nur für diejenigen, die zum ersten Mal in Israel sind.
Eine Einladung zu einem Abendessen in Haifa, mit Panoramablick auf die erleuchtete Stadt, brachte weiteren Austausch zwischen der Delegation aus Wiehl, Simon Alfasi und den Ratsvertretern. Fachgespräche über Baugenehmigungen, Möglichkeiten der Weiterentwicklung und Industrieansiedlung gehörten dazu.
Da war es nur folgerichtig, dass Simon Alfasi es sich nicht nehmen ließ, am letzten Morgen persönlich eine Besichtigung des neuesten Stadtteils von Yoqne’am zu arrangieren. Hier wurden die jüngst erstellten und noch im Bau befindlichen Wohnhäuser – mit höchstens 6 Stockwerken - vorgestellt sowie eine neue Sporthalle und das Sportzentrum „Country Club“, das mit Schwimmbad und Fitnessräumen für alle Bürger offen ist. Fragen nach Planung, Planungszeiträumen, Investoren, Finanzierungen, Kosten usw. wurden bereitwillig beantwortet. Kindergärten, Einkaufszentren und Bildungseinrichtungen werden wohnortnah gleich mit eingeplant.
Der letzte Tag war für alle ein besonderer Höhepunkt: vorbei am See Genezareth ging es zum Golan bis hin zur Grenze zum Libanon im Norden und danach zum Aussichtspunkt Mount Bental 1365 m ü. M., wenige Kilometer bis zur syrischen Grenze und 60 km von Damaskus entfernt. Sehr deutlich konnte man hier den Lärm der Feuergefechte im syrischen Bürgerkrieg vernehmen. Es war ein eigenartiges Gefühl, und im Gespräch mit UN-Soldaten, die zur Beobachtung hier stationiert sind, erklärten diese, dass es fast täglich Gefechte zwischen den gegnerischen Rebellengruppen gibt, was nur einige Kilometer entfernt ist. Die Fahrt ging weiter zu einem anderen Aussichtspunkt; hier war es das Dreiländereck: Syrien, Jordanien und Israel – diese Grenze ist ruhig.
So konnte die Delegation ein wenig von Brisanz im Nahen Osten anhand der geografischen Lage sehen und erfahren, wie gefährlich die Situation für die Kibbuzim um den See Genezareth vor dem Sechstagekrieg war. Aber an allen Tagen und den besuchten Orten im Land fühlte sich die Gruppe wohl und sicher. Zum Abschlussabend waren viele Freunde aus den Begegnungen in den vergangenen Jahrzehnten anwesend und Simon Alfasi betonte noch einmal die Wichtigkeit der Beziehung. Beide Bürgermeister, aber auch Gerhard Hermann, der Vorsitzende des Freundeskreises Wiehl/Jokneam betonten, dass die Partnerschaft nur weitergehen kann, wenn die nachfolgende Generation dafür gewonnen wird. Es wurden Gastgeschenke ausgetauscht, und es wurde deutlich, dass Simon Alfasi, der im Herbst wieder zur Wahl antritt, sich über den Besuch gefreut hat.
Der Austausch soll weiter gehen. Er betonte, dass er es wichtig findet, dass Ulrich Stücker mit seiner Delegation das Land erleben und sich selbst ein Bild machen konnte, das nicht allein durch die Medien bestimmt ist. Er wünschte sich, dass alle als gute Botschafter nach Hause gehen und von einem Land berichten, das im Aufbruch ist.
Die Delegation war beeindruckt von der Gastfreundschaft; es war eine rundherum gelungene Begegnung, die dazu beigetragen hat, die Partnerschaft zu vertiefen. Wünschenswert wäre in Zukunft ein Austausch in den Bereichen Sport, Kultur wie auch auf fachlicher Ebene.
Während der ganzen Zeit des Aufenthaltes wurde die Gruppe von Reiseleiter Dany Mire fachkundig begleitet und von Busfahrer Suliman sicher chauffiert. Shalom Kazir und das Team des Rathauses haben alles bestens organisiert und zum Gelingen beigetragen, wofür ihnen ein herzlicher Dank ausgesprochen wurde.
Gerhard und Iris Hermann
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Fotos: Gerhard und Iris Hermann