„Witwenclub“ reloaded

(27. April 2018) Die Premiere der Neuauflage des Stückes „Der Witwenclub“ begeisterte das Publikum am Freitag wie vor 17 Jahren. Regisseur Raimund Binder bringt im Schau-Spiel-Studio Oberberg mit der fast identischen Besetzung aus 2001 nochmals diese unterhaltsame Komödie auf die Bühne.
Foto: Christian MelzerFoto: Christian Melzer Der Unterschied zur Aufführung in 2001 liegt zunächst einmal im Bühnenbild. Es spielt im Haus von Ida und - durch eine Leinwand, die herunterfährt und einen bewaldeten Weg zeigt - auf dem Friedhof. Regisseur Raimund Binder hat in den Proben mit den Darstellern neue Facetten eingebracht. Nach 17 Jahren hat das Stück eine härtere Dynamik, was sicher auch an der ernsteren Auseinandersetzung mit dem Tod zu tun hat. Näher am Grab inszeniert habe er das Stück, so Binder. Das Grab ist auch näher an den Zuschauern – ganz vorne am Bühnenrand. Ein Teil des Friedhofs im Stück, der von den drei Damen einmal im Monat gemeinsam aufgesucht wird. Doris, Ida und Lucille gehen ganz unterschiedlich mit dem Verlust ihrer Ehemänner um und sind mittlerweile ein „Witwenclub“. Sie sind drei charakterstarke Best-Ager-Typen, die unterschiedlicher nicht sein können: solide-häuslich, sexy-übergriffig und konservativ-gouvernantenhaft. Während Doris (Gabi Bülter) selbst noch nach vier Jahren in Trauer um ihren dahingeschiedenen Gatten zerfließt, sehnt sich Ida (Sabine Müller) insgeheim nach einem neuen Mann und Lucille (Angela Harrock) gibt sich am Liebsten dem hemmungslosen Einkaufsrausch und der Männerjagd hin.

Eine ihrer gemeinsamen Bekannten, Selma, heiratet zum x-ten Mal und das Damentrio soll als Brautjungfern fungieren. Zuvor begegnet ihnen Sam auf dem Friedhof, der das Grab seiner Frau besucht. Natürlich versucht Lucille ihn sofort zu bezirzen. Allerdings ist Sam (Hans-Gerd Pruß) eher von Ida angetan und zwischen ihm und Ida scheint sich dann auch etwas anzubahnen. Doch die beiden Freundinnen Doris und Lucille wissen das zu verhindern. Pruß zeigt einen charmanten, fast tollpatschigen Witwer, und setzt Sam sehr gut in Szene. Gabi Bülter gibt sich als trauernden Moralapostel und hat als Doris immer mal wieder sehr zynische und treffende Anmerkungen. Ausgezeichnet spielt sie die resolute Friedhofspilgerin. Angela Harrock brillierte schon 2001 als Lucille und bringt diesen Vamp noch ausgereifter und mit grandioser Mimik und Gestik auf die Bühne. Sabine Müller ist die Einzige, die in diesem Stück erstmalig dabei ist. Hervorragend, wie sie die etwas zurückhaltende und harmonisierende Ida umsetzt. In der Rolle als Mildred, die Sam zur Hochzeit von Selma begleitet, spielt wie in 2001 Regina Schulte.

Im „Der Witwenclub“ sind drei Frauen unter sich. Mit ihren Ehegatten noch vor wenigen Jahren ein unternehmungslustiges Sextett. Wie früher kommen die Witwen viel zusammen, gehen ins Kino, ins Theater oder spielen Karten – und gehen einmal im Monat zum Friedhof. So eine Konstellation von unterschiedlichen Frauen kann schnell zu einer komplizierten Sache mit Zickenkrieg ausarten. Den haben die drei auch zwischenzeitlich. Und daran ist Sam nicht ganz unschuldig. Als er auftaucht dreht sich alles um die zentralen Fragen dieses Stücks: Darf man sich nach dem Tod des Ehepartners neu verlieben? Und wenn ja – wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Über die Antworten auf diese Fragen herrscht bei den Freundinnen keineswegs Einigkeit. Der „Witwenclub“ droht auseinander zu brechen. Für wen wird sich Sam entscheiden? Eine anrührende und amüsante Geschichte. Der Autor Ivan Menchell wurde 1961 in New York geboren. Schon mit dreizehn Jahren trat er gemeinsam mit seinem Vater, dem bekannten Komiker Lou Menchell auf und verfasste mit ihm zusammen Theaterstücke. „Der Witwenclub“ erlebte seine erfolgreiche Premiere 1990 am Broadway. 1993 wurde das Stück in Hollywood verfilmt. Zum Film „Urlaubsreif“ (2014) mit Adam Sandler und Drew Barrymore schrieb Menchell das Drehbuch. Im Witwenclub wird geschimpft und diskutiert, geheult, gelacht, getanzt und herumgealbert. „Lachen mit einem Trauerrand“, mit diesem Ausspruch ist das anrührende, nachdenkliche, witzige, groteske und unterhaltsame Stück auf den Punkt gebracht. Gewidmet hat Autor Ivan Menchell das Stück seinem Vater – „Zur Erinnerung an meinen Vater Lou, mit dem man herrlich lachen konnte“. Und herrlich lachen konnten auch die Premierenzuschauer am Freitagabend im Schau-Spiel-Studio Oberberg. Das Stück wird an folgenden Terminen aufgeführt: So 29. März (18 Uhr), Mi 2. Mai (20 Uhr), Fr 4. u. Sa 5. Mai (jeweils 20 Uhr), So 6. Mai (18 Uhr), Mi 9. Mai, Fr. 11. u. Sa 12. Mai (jeweils 20 Uhr) sowie So 13. Mai (18 Uhr).

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