Löffelsterz und die Lamas

(9. Juli 2006) Löffelsterz, ein idyllisch gelegener kleiner Ort in der Nähe von Brüchermühle, erweckt bei den Zugezogenen, also auch bei mir, zunächst durch seinen ungewöhnlichen Namen Aufmerksamkeit.
Für die Oberberger bietet dieses landschaftlich reizvolle Fleckchen eine von vielen natürlichen Kostbarkeiten wie andere auch und ist daher im Allgemeinen nicht erwähnenswert.

Mein Interesse an Löffelsterz wuchs von einem Tag zum anderen, als mir Sandra Seynsche von der Vielzahl und den unterschiedlichen Arten ihrer Tiere berichtete und lachend hinzufügte: "Warte ab, wenn erst einmal das Lama da ist."

Lama? Natürlich habe ich im Zoo oder einem Tierpark Lamas gesehen, um die ich aber immer einen weiten Bogen machte, weil am Zaun des Geheges jedes Mal zu lesen war: "Achtung, das Lama spuckt." Als Kind erregte das spuckende Lama größeres Interesse als Aussehen und Verhalten dieser fremdartigen Geschöpfe.

Angekündigt war also ein Lama, das als Geburtstagsgeschenk für Bernd Ost dienen sollte und sehnsüchtig erwartet wurde. Lamas sind Herdentiere, daher ist es wohl verständlich, dass man wenigstens zwei, möglichst aber mehr Tiere in einer Herde halten sollte. Die sieben Lamas, die in Löffelsterz inzwischen ein beschauliches Leben führen, überraschten mich dann doch sehr, nicht nur von der Zahl.

Mein Interesse war geweckt und führte dazu, dass ich mich zu einem Besuch bei Sandra Seynsche und Bernd Ost anmeldete. Vorher galt es natürlich, sich erst einmal mit der Geschichte und Herkunft dieser doch in unseren Regionen seltenen Tiere zu befassen. Lamas und Alpakas gehören zur Familie der Kamele und sind Fluchttiere. Sie sind Wiederkäuer, aber keine echten, da sie nur einen dreigeteilten Magen haben. Sie gehören zu den Säugetieren und gelten als die ältesten Haustiere der Welt, werden 20 bis 25 Jahre alt. Und sind seit 1996 in Deutschland als Nutztiere anerkannt. Sie sind zurückhaltende und meist ruhige Herdentiere, sehr neugierig, sehr intelligent und leicht zu trainieren. Sie können nicht geritten werden, bieten sich aber als geduldige Lastentiere an.

Lamas gehören zu der Gattung der Neuweltkameliden, den höckerlosen Kamelen der neuen Welt Südamerikas. Die sehr sozial lebenden Tiere brauchen Artgenossen. Innerhalb der Herde besteht eine ausgeprägte Rangordnung. Die Kommunikation unter einander erfolgt durch eine Art Summen und durch die Körperhaltung. Am meisten werden die Ohren und der Schwanz eingesetzt. Den Hengsten wachsen zwei scharfe Zähne, die sie in eventuellen Kämpfen um die Rangordnung einsetzen und sich dabei oftmals gegenseitig verletzen. Bernd Ost befreite Felix und Pedro mit einem Sägedraht fachkundig von ihren gefährlichen Waffen.

Wer sich einmal mit diesen Tieren beschäftigt hat, stellt fest, wie aufmerksam und lernfähig sie sind und welche Faszination von ihnen ausgeht. Durch ihr ruhiges und freundliches Wesen wirken Lamas auf Menschen ausgleichend und entspannend. Sie können hervorragend in der Tier unterstützenden Therapie von behinderten und suchtkranken Menschen eingesetzt werden.

Was ist nun mit dem Spucken?

Sie spucken tatsächlich, um die Rangordnung fest zu legen. Es kann auch eine Äußerung von Aggressivität sein. Bevor ein Lama spuckt, gibt es jedoch meistens eine Warnung ab. Zurückgelegte Ohren und ein hochgehaltener Kopf (damit die Nase weit in die Höhe ragt) sind Anzeichen dafür. Normalerweise besteht der "Warnschuss" lediglich aus im Mund vorhandenem Speichel. Das wirkliche Spucken beinhaltet grünlich erbrochenen Mageninhalt, der sehr unangenehm riecht. Diese Spucke kann über drei Meter weit geschleudert werden. Lamas spucken sehr selten auf Menschen, es sei denn sie sind sehr gereizt.

Mit diesen Vorkenntnissen bestens gerüstet, machte ich mich auf den Weg nach Löffelsterz. Mit ihren erhobenen Köpfen und beinahe neugierig auf den Besuch, kamen die Lamas majestätisch, aber doch auch zutraulich auf mich zu und ließen sich selbst von einer Fremden genüsslich kraulen. Wer könnte sich dem Reiz eines Lamababys entziehen, das zwischen den großen Tieren selbstbewusst und ohne jede Scheu auf den Zaun zugeht, um seine Liebkosung zu bekommen.

Bei meinem Besuch ließen Sandra und Bernd mich einiges über ihre Lamaherde wissen. Es sind also inzwischen 7 Lamas, wie ich schon berichtete:

Uz und Klemens sind Hengste, Pedro und Felix Wallache, Alice, Sabeli und Inka Surprise die Damen.

Das Fell der Tiere fühlt sich verlockend weich an und verleitet zu dem Gedanken, Lamas seien die gleichen Wolllieferanten wie die Alpakas.

Die Lamas werden im Allgemeinen alle zwei Jahre geschoren, nur die untere Schicht ist weich wie die Alpaka-Wolle. In Löffelsterz geschieht die Schur jährlich. Die geringe Menge der weichen Wolle lohnt den Aufwand der Weiterverarbeitung nicht.

Die klimatische Anpassung dieser Tiere bereitet offensichtlich keine Schwierigkeiten. Lamas brauchen eine Weide und einen offenen, geschützten Unterstand. Sie lieben die Kälte und den Schnee. Trotz ihrer stattlichen Größe von ca. 100 bis 120 cm und ihres robusten Körperbaus, können Lamas nicht geritten werden. In ihren Herkunftsländern wurden sie und werden sie heute noch als geduldige Lastenträger eingesetzt. Hier und heute wird bei uns das Lama-Trekking zunehmend beliebt: wandern in Begleitung der zutraulichen Tiere, die den Transport des Gepäcks übernehmen. Sandra Seynsche und Bernd Ost bieten Wanderungen unterschiedlicher Länge an, die Große und Kleine gleichermaßen begeistern, wie ein Fernsehspot des WDR deutlich machte. Für mich hat sich dieser Besuch in Löffelsterz gelohnt. Ich hoffe, es bleibt nicht der letzte, denn jetzt weiß ich, was mich in diesem wunderschönen Dorf erwartet: Lamas, zurzeit sieben, aber bald sicherlich noch mehr. Bevor ich mich auf den Rückweg machte, versuchte Sandra mit Hilfe von verlockendem Futter, die Tiere zum Summen zu bringen. Wer hatte schon mal ein Lama Summen gehört? Gespannt spitzte ich die Ohren, Sandra konnte jedoch den summenden Beweis nicht antreten. Ihre Aufforderung ging einem Tier wohl auf die Nerven: es summte nicht, aber es spuckte deutlich sichtbar und gezielt auf die Pflegemutter Sandra. Nun kann ich also sicher sein, dass Lamas wirklich spucken. Und auch ohne Warnung.
Marianne Stitz

Bilderserie

  • Löffelsterz und die Lamas - Lama-Trekking
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