Gute Kinderliteratur samt Lese-Erinnerungen ist für (fast) alle Generationen interessant. Der Kinderbuch Klassiker „Hilfe, die Herdmanns kommen“ wurde gelesen und mit musikalische Begleitung untermalt. Fotos: Vera Marzinski
Musikalische Begleitung mit ausschließlich eigenen Kompositionen an der Bratsche gab es dazu von Juan-Lucas Aisemberg. „Wir stellen uns vor, wir sind alle in der 7. Klasse – egal wie alt wir gerade sind“, forderte Dana Golombek von Senden die großen und kleinen Gäste im Burghaus auf. Es sei Anfang Dezember – was ja nun auch tatsächlich so war am 7. Dezember in Bielstein. Es dufte nach Plätzchen und Punsch. Eine besinnliche Zeit, wenn da nicht – die Herdmanns wären. Die fünf Herdmanns sind der Schrecken der Nachbarschaft und der Schulgemeinschaft. In der vorgelesenen Geschichte erfuhr das Burghaus Publikum, dass bei der Familie Herdmann alles anders sei. Bei ihnen lehrten die Großen den Kleineren alles was sie können. So war die kleine Eugenie die Schlimmste. Zanken, zwicken und schubsen der Mitschüler war an der Tagesordnung. Lehrer versetzten die Kinder am Ende des Schuljahres auch mit schlechter Leistung und Fehlzeiten, denn gleich zwei Kinder aus der Familie wollte keiner in seiner Klasse haben.
Im festlich-kuscheligen Gewand passend zur Vorlesestunde vor Weihnachten: die Schauspielerin und Sängerin Dana Golombek von Senden.
Selbst in der Sonntagsschule hatten die anderen Kinder keine Ruhe vor den Herdmanns. Da kamen sie hin, weil es hier Geschenke und etwas zu essen geben sollte. Just zur Organisation des Krippenspiels für Weihnachten tauchen sie dort auf. Und was passierte - in allen Hauptrollen des Krippenspiels ein Herdmann-Kind: Ralf, Eugenia, Leopold, Klaus, Olli und Hedwig. Als diese vermeintlich asozialen Kinder die Übernahme der Krippenspielrollen schafften, weichte der Adventsfrieden einer atemlosen Spannung. Und dennoch wird es eine rührende und sehr lustige Geschichte um das wahre Wunder von Weihnachten. Dana Golombek von Senden schaffte es in der Lesung, die Geschichte und auch die Herdmanns lebendig werden zu lassen und zog dabei alle in ihren Bann. Dazu die Musik von Juan-Lucas Aisemberg, die die Stimmung grandios rüberbrachte. Dabei klang es beim Hinweis auf das Krippenspiel harmonisch und dann aber sehr krass und fast beängstigend als die Herdmanns in der Geschichte im Gemeindesaal auftauchen. Dazu ein lautes „Batman“ von der Vorleserin und der ganze Saal im Burghaus Bielstein war mitten in der Geschichte. Es kommt aber in der Geschichte ganz anders als erwartet: Die Kinder übertragen die Geschichte in ihre eigene Realität – und eröffnen damit ein ganz neues Verständnis der Weihnachtsbotschaft. Eine Lesung mit viel Musik – zum Schluss sang Golombek sogar noch ein „Maria durch ein Dornwald ging“ – und viel Spannung.
Mit ausschließlich eigenen Kompositionen an der Bratsche von Juan-Lucas Aisemberg bekam die Lesung noch eine besondere Note.
Dana Golombek von Senden ist vor allem aus zahlreichen Fernsehfilmen und -serien bekannt. Sie spielte aber auch in internationalen Kinofilmen - schon zu Beginn ihrer Karriere an der der Seite von Anthony Hopkins und Isabella Rossellini in dem Kinofilm „… und der Himmel steht still“ (1992) - und ist als Musikerin erfolgreich. In vielen TV-Serien, wie „Die Camper“ oder „Rote Rosen“ war bzw. ist sie außerdem zu sehen. Mit der Stimmlage Alt-Mezzosopran ist sie im Jazz, Chanson und Musical zu Hause. Seit 2019 ist sie mit szenischen Lesungen unterwegs. Juan Lucas Aisemberg ist seit 1993 Bratschist im Orchester der Deutschen Oper. Mit seinen argentinischen Eltern lebte er in Italien und studierte in Rom, in Gstaad (Schweiz) und sowohl an der Kölner Musikhochschule – wo er im „Amadeus Quartett“ spielte – als auch in Berlin an der Hochschule der Künste. Er spielt solistisch und in Kammermusikensembles - und vor allem die Musik Lateinamerikas, die ihn immer begleitet und fasziniert.
„Hilfe, die Herdmanns kommen“ ist ein 1971 verfasstes Kinderbuch der US-amerikanischen Schriftstellerin Barbara Robinson und bildet den ersten Teil ihrer Herdmanns-Trilogie. In den USA ist das Buch unter dem Titel „The Best Christmas Pageant Ever“ erschienen, 1983 wurde die Geschichte verfilmt – die Autorin schrieb das Drehbuch selbst – und vor Weihnachten wird es auch oft als Theaterstück aufgeführt.
Vera Marzinski
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