Trio Lilium und die Komponistinnen

(14. Februar 2023) „Trios des femmes“ heißt ihr Programm, mit dem sich das „Trio Lilium“ fünf Komponistinnen und ihren Werken widmet. Damit begeisterten sie auch im Burghaus Bielstein vor kleinem Publikum.
Das „Trio Lilium“ – (v.l.) Silvia Rozas Ramallal, Knut Hanßen und Max Vogler – widmet sich mit „Trio des femmes“ besonderen Komponistinnen. Foto: Vera MarzinskiDas „Trio Lilium“ – (v.l.) Silvia Rozas Ramallal, Knut Hanßen und Max Vogler – widmet sich mit „Trio des femmes“ besonderen Komponistinnen. Foto: Vera Marzinski Starke Frauen, die der männlichen Dominanz des Musikbetriebes vor etwa 100 Jahren erfolgreich die Stirn geboten haben, wählten Silvia Rozas Ramallal (Flöte), Max Vogler (Oboe) und Knut Hanßen (Klavier) aus. So die Trio-Komposition von Germaine Tailleferre. Frauen ihrer Generation bekamen meist wenig Unterstützung vom Elternhaus. So war auch ihr Vater wenig begeistert - ihre musikalische Ausbildung boykottierte er. Dank der Mutter wurde sie zunächst Pianistin mit einem phänomenalen Gedächtnis. Zu Tailleferres Freundeskreis gehörte Maurice Ravel und sie war als einzige Frau Mitglied der Komponistengruppe „Groupe des Six“. Viel angestoßen habe sie mit ihren Kompositionen - neuen musikalischen Techniken gegenüber erwies sie sich als aufgeschlossen. Das konnte das Bielsteiner Publikum auch in den fünf Sätzen des „Trio für Flöte, Oboe und Klavier“ hören, die Tailleferre 1916/1917 komponierte und 1978 im Alter von 86 Jahren noch einmal überarbeitete. Zu den einzelnen Kompositionen und Komponistinnen erzählten die drei Musiker des „Trio Lilium“ stets viel Informatives. Eine der Trio-Kompositionen stammte von Mélanie Hélène Bonis, die ihre Werke meist unter dem Männernamen „Mel Bonis“ veröffentlichte, und eine andere von Madeleine Dring, die nach dem zweiten Weltkrieg als Komponistin und Schauspielerin in England durchstartete. Foto: Vera MarzinskiEine der Trio-Kompositionen stammte von Mélanie Hélène Bonis, die ihre Werke meist unter dem Männernamen „Mel Bonis“ veröffentlichte, und eine andere von Madeleine Dring, die nach dem zweiten Weltkrieg als Komponistin und Schauspielerin in England durchstartete. Foto: Vera Marzinski Ob im Trio oder Duo oder auch einzeln, wie Knut Hanßen mit den „3 Romanzen für Klavier op. 11“ von Clara Schumann – stets trugen sie das Programm brillant vor. Von Clara Schumann hatten sie weitere „3 Romanzen“ dabei. 1853 komponierte Clara Schumann drei anmutige Romanzen für Violine und Klavier, die sie dem Geiger Joseph Joachim widmete und auch gemeinsam mit ihm aufführte. Schon früh sei Clara Schumann – Ehefrau von Robert Schumann - als Wunderkind mit einem abenteuerlichen Kompositionsstil bezeichnet worden. In eine sehr musikalische Familie geboren und sehr gefordert wurde Lili Boulanger. Sie gewann als erste Frau überhaupt den Rom-Preis des Pariser Konservatoriums - mit 19 Jahren. 1918 verstarb die Komponistin mit nur 24 Jahren - hinterließ jedoch über 50 Werke. Ihre Schwester Nadia Boulanger, selbst eine Komponistin und hoch geschätzte Musiklehrerin, gründete 1939 die Lili Boulanger-Gedächtnis-Stiftung, um sicherzustellen, dass die Werke ihrer jüngeren Schwester nie vergessen würden. Das „Trio Lilium“ trug die Werke „D’un Matin de printemps“, „Nocturne“ und „Cortège“ für Flöte und Klavier von ihr vor. Das „Trio Lilium“ gehört zu den Ensembles, die von der Konzertförderung Deutscher Musikwettbewerb 22/23 unterstützt werden. Flötistin Silvia Rozas Ramallal (Mitglied des Spanischen Nationalen Jugendorchesters und des European Union Youth Orchestra), dem Oboisten Max Vogler (Mitglied des Bundesjugendorchesters und des EUYO) und dem Pianisten Knut Hanßen (Künstlerischer Leiter der Celler Sommerkonzerte) ist es wichtig, die Arbeit und Bedeutung von Frauen aus der Vergangenheit zu rechtfertigen. Dies durch ihre Musik zu tun, empfinden sie als eine gute Möglichkeit, diesen Künstlern Sichtbarkeit zu verleihen. Und vor allem sei es eine hervorragende Gelegenheit, unglaublich schöne und wenig gespielte Musik zu entdecken. So beispielsweise das „Trio für Flöte, Oboe und Klavier“ von Madeleine Dring. Eine charmante Komposition mit einem sehr romantischen zweiten und einem sehr aktiven dritten Satz. Die „Suite en trio op. 59“ von Mélanie Hélène Bonis war eigentlich nicht für eine Besetzung wie die des „Trio Lilium“ passend, aber ein guter Freund habe es umgeschrieben, verrieten die drei. So nahmen sie an diesem Abend mit selten zu hörender, hinreißender und denkbar unterschiedlicher Kammermusik des 19. und 20. Jahrhunderts auf die Reise von der Romantik (Clara Schumann) über die frühe Moderne und den Neoklassizismus (Germaine Tailleferre) zu den 1970er Jahren des 20. Jahrhunderts (Madelaine Dring).

Vera Marzinski

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