Spontan und mit viel Phantasie improvisierten die „Springmäuse“ – (v.l.) Lukas Frings, Robin Kuhn, Ronny Miersch und Stefany Dreyer. Foto: Vera Marzinski
Vier „Springmäuse“ standen auf der kleinen Burghaus-Bühne: Robin Jung, der bergische Jung (er stammt aus Lindlar), Ronny Miersch, Stefany Dreyer, die in Bielstein den ersten gemeinsamen Auftritt mit den Springmaus-Kollegen hatte und am Flügel Lukas Frings. Stefany Dreyer wärmte das Publikum mit „Merry Christmaus“ auf und bei „Oh Tannenbaum“ konnten die Burghausgäste Textsicherheit beweisen. Mit Sketchen, Liedern und unglaublicher Impro-Comedy verkürzten die Springmäuse das Warten auf das Christkind – garantiert ohne verknotete Lichterketten, trockenen Gänsebraten und Familienkrach. Wobei, der Familienkrach war schon dabei. Dazu sollte ihnen das Publikum für die Familienszenen den Darstellern diverse Vorgaben zurufen.
Stefany Dreyer hatte in Bielstein den ersten gemeinsamen Auftritt mit den Springmaus-Kollegen. Foto: Vera Marzinski
Und so wurde die Familienszene an Heiligabend mit der Phantasiesprache „Klingonisch“ geführt und dem Verwirrspiel um das Putzen eines Traktors. Im Advent laufen die Weihnachts-Liebesfilme, bei denen das Finale meist auf dem Bahnhof oder auf dem Flughafen stattfindet - das Bielsteiner Publikum wollte, das das Finale im Freibad Bielstein spielen solle. Für ein Lied rund um den Weihnachtsbaum entstand mit den Komponenten „Campino“, „das habe ich mir immer schon gewünscht“ und „ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr“ mal eben ein Lied. Wilhelm und Luca mussten mit auf die Bühne, die Robin und Annette wie Marionetten bewegen durften. Aber nicht nur die beiden nahmen sie mit vors Publikum: auch Vera und ihr Mann Reinhard holten sie nach vorne - zum Interview. Robin wollte wissen, wie ihr Heiligabendtag aussehe, was man noch am anderen verbessern könne und was sie am anderen wertschätzen. Die Fragerei entpuppte sich als die Grundlage für ein Vorweihnachtliches Geschenk: ein Musical mit dem Titel „Frag ihn, frag sie“.
Außerdem entstand eine Spendengala für die „Milchsau“. Dazu sang Ronny Miersch wie Herbert Grönemeyer und Stefany Dreyer wie Angela Merkel. Auch bei anderen Szenen zeigten die „Springmäuse“ ihre Wandelbarkeit und wechselten in literarische, filmische oder musikalische Genre - wie Horror, Deutsch-Rap, Western, Liebesfilm und Reggae (im Helge Schneider Stil) und Oper. Immer ohne festen Plan, dafür aber mit Tempo, Spontaneität und Schlagfertigkeit. In Sekundenschnelle verwandelten sie die Ideen und Eingaben des Publikums und verblüffen und begeistern mit Gags und Sketchen, die gerade erst auf der Bühne geboren wurden.
Das Springmaus-Ensemble wurde vor über 40 Jahren gegründet. Um hier mitwirken zu können muss man das Schauspielhandwerk beherrschen, gesangliche Fähigkeiten, sehr gutes Allgemeinwissen, Dialekte, ein extrem schneller Kopf und ein komisches Talent haben. Das hatten die drei Darsteller des in Bielstein anwesenden Ensembles auf alle Fälle und Pianist Lukas Frings fügte die musikalische Improvisation dazu – sichtlich selbst sehr amüsiert über den Verlauf des Abends.
Wer „Auf die Tanne, fertig los!“ noch mal – aber garantiert ganz anders – erleben möchte: in der „Springmaus“ in der Frongasse 8-10 in 53121 Bonn steht es noch ein paar Mal auf dem Programm in diesem Jahr. Das Programm des Kulturkreises Wiehl startet wieder im nächsten Jahr am 11. Januar 2024 mit „THE BEAT!radicals“, einer rasanten Fahrt durch die Geschichte der Beatmusik.
Vera Marzinski
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