Mit der Mischung aus Kölner Mundart, verpackt mit eigener Musik und viel Situationskomik begeistert „Medden us dem Levve“ das Publikum. Foto:Vera Marzinski
Mit viel kölscher Lebensart und jeder Menge Komik erlebten das Publikum einen herrlichen Abend. „Medden us dem Levve“, das sind Wolfgang Nagel, der Märchenonkel, der unheimlich gern erzählt - op Kölsch Schwadlappen – und der durch den Abend moderierte und erzählte, dass Elfi Steickmann seit 20 Jahren seine Bewährungshelferin sei. Elfi Steickmann ist Autorin und las so einiges aus ihren Büchern – natürlich op Kölsch. Franz Martin Willizil (Dä Hoot), ist seit fünf Jahren dabei und war 1978–1999 mit Leadgitarre, Mandoline und Gesang bei der Kölner Band „Höhner“ aktiv. Mariam Weber spielt so ziemlich alles und ist schon lange Musikerin bei „Medden us dem Levve“. Christoph Manuel Jansen an Klavier, Gitarre und mit Gesang ist der Frischling (seit 2022) im Ensemble. Bassist Michael Tamme steuerte nicht nur den Rhythmus, sondern mit „Schad dat Du jonn mohts“ auch ein eigenes, nachdenklich stimmendes Lied bei, dass er nach dem Tod eines Freundes geschrieben hatte.
Elfi Steickmann hatte einige Themen – natürlich op Kölsch – parat, so die Liebe im Alter. Die sei was tolles - aber mit drei Tasse Kaffee müsse sie schon nachmittags vorglühen und beim Date sei ein „Trinken wir noch einen zusammen oder gefall ich dir schon?“ angebracht - man habe ja nicht mehr so die Zeit. Foto:Vera Marzinski
Aschermittwoch gerade mal zwei Wochen vorbei und schon wieder kölsche Töne. Aber Kölsche-Mundart ist nicht nur Karneval. Von „Loss mer nog jet blieve“, über „Hück is nor einmol im Levve“, „Jeck op Dich“ oder „Froch nit wohin“ hatten „Medden us dem Levve“ so manches Lied op Kölsch dabei. Elfie Steickmann wusste: Wenn wir lachen bewegen wir 50 Muskeln“ - und das machte das Burghaus-Publikum ausgiebig. Sie fand, dass es vor acht Jahren alles noch ein bisschen besser war und wusste: „Alt wirst du umsonst“, aber was gut sei: man müsse nicht mehr an den Bundesjugendspielen teilnehmen. Der Moment sei jetzt „do häst nur dat eene levve - lass et niet waade“. Elfi Steickmann weiß die bunten Facetten des Lebens witzig, sensibel oder augenzwinkernd anhand realer Geschichten zu beschreiben. „Die meisten Anekdoten sind mir selbst passiert, oder ich war zumindest dabei. Einige wurden mir aber auch von Bekannten zugetragen“, erzählt sie den Gästen im Burghaus. Das rheinische Gemüt zu beobachten, zu erfassen und weiterzugeben liebt sie. Irgendetwas sei immer, und oft genug wäre in den kleinsten
Alltagserlebnissen einfach der Wurm drin. „Och dat noch“ lautet der Titel einer ihrer Bücher, die fast alle in „kölscher Sproch“ verfasst wurden. “Jetzt ävver!” ist ihr elftes Buch, das sie ebenso wie weitere Veröffentlichungen dabei hatte.
Für ihr Engagement als Autorin für die kölsche Sprache wurde Steickmann 2022 vom Landschaftsverband Rheinland in der Kategorie „Kultur“ mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet. Ihre Texte sind geprägt von ihrem feinen Gespür für den Zeitgeist, ihrem hintergründigen Humor, ihrem unverfälschten Kölsch und ihrem Blick für das Kuriose im Alltäglichen. Aber auch die Lieder von „Medden us dem Levve“ bringen zum Nachdenken oder Lachen. Die Tanzschule sei was feines, besonders die Abschlussbälle wussten sie, denn da hatte man Glück oder es hieß „tritt mir bloß nit op de föss“. Die intensiven Karnevalsbekanntschaften gingen teilweise dem Ende zu, so Christoph, und wo es weitergehe, da klinge auf Kölsch „ich liebe dich“ viel schöner, denn da heiße es „ich bin jeck op dich“ – so auch der Titel seines Liedes. Und wer noch auf Internet-Portalen nach der großen Liebe suche, für den hatte Elfi Steickmann den Tipp, doch nicht das Foto von der Einschulung oder der ersten Kommunion zu nehmen. So wurde es mit Liedern und Geschichten ein kurzweiliger Abend mit „Medden us dem Levve“. Das Ensemble ist auf den Kleinkunstbühnen in Köln und Umgebung unterwegs. Die kölsche Sprache in Wort und Musik in seiner ganzen Vielfalt dem Zuschauer nahe zu bringen, ist seit Anbeginn das Ziel gewesen, damit diese Sprachform nicht verloren geht. Und zum Schluss in Bielstein kam noch ihr absoluter Hit „Der letzte Wage es immer ne Kombi“ - dazu wurde auch eifrig geschunkelt.
Vera Marzinski
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