Verdi-Quartett begeisterte im Forum der Wiehler Sparkasse

(18. Januar 2009) Die enorme Intensität mit der das Verdi-Quartett seine Quartette spielt, ist gewiss nichts für Nebenbei-Hörer; sie zwingt einen zum Zuhören. In den Sparkassenräumlichkeiten lauschten die Gäste gebannt den Streichquartetten von Mozart, Dvorák und Beethoven. Das Verdi-Quartett spielte diese mit perfekter Dynamik und Tempi und interpretierte jedes Thema, jede Phrase wohldurchdacht.
Verdi-Quartett - Fotos: Vera MarzinskiVerdi-Quartett - Fotos: Vera Marzinski Die vier Musikerinnen und Musiker spielen im wörtlichen Sinn zusammen und sind sich in der Interpretation absolut einig: Jeder ordnet sich ein und unterwirft sich dem schlüssigen Gesamtkonzept. Kammermusiker mit Herz und Seele sind die vier Mitglieder des Verdi Quartetts: Gegründet 1985 von der Juilliard-School-Absolventin Susanne Rabenschlag (Violine) und der Bratscherin Karin Wolf, sind heute der Franzose Matthias Ellinger an der zweiten Violine sowie der aus Ungarn stammende Zoltan Paulich als Cellist mit dabei.

Die Begeisterung sprang schon beim ersten Satz des Streichquartetts C-Dur KV 465 von Wolfgang Amadeus Mozart über - mit einem zaghaften Einstieg der in eine unendliche Leichtigkeit überging. Das Mozart-Streichquartett wird auch das "Dissonanzenquartett" genannt und wurde von Mozart im Januar 1785 vollendet. Der spezielle Charakter des Quartettes tritt am stärksten im Einleitungs-Adagio zutage. Es verursachte den Namen "Dissonanzen-Quartett", durch die in ihm enthaltenen schneidenden Querstände und klanglichen Reibungen. Bei dem Begriff "Dissonanz" beschleicht uns ein gefühlsmäßiges Unbehagen, bedeutet "Dissonanz" doch mit Missklang, Unstimmigkeit, Reibung oder Rauhigkeit. Doch dieses harmonische und homogene Verdi-Quartett bot das in abenteuerlichenm, harmonischen Wendungen der Grundtonart C-Dur entgegen tastende Stück fulminant. Ein Hörerlebnis der besonderen Art, dass selbst Dissonanzen in Harmonie herüberbrachte.

In gezügelten Tempi musizierten sie jedes Detail sorgfältig aus, dennoch oder darum stets fesselnd. Es scheint, als habe sich das Verdi-Quartett gesucht und gefunden. Susanne Rabenschlag wuchs in einer Musikliebenden Familie auf, und in dieser Umgebung konnte sich ihre Begabung ungehindert entfalten. So wurde nach einem kurzen Versuch auf der Blockflöte die Geige rasch zum unverzichtbaren Wegbegleiter und allmählich stellten sich kleine und größere Erfolge ein. Zu den schönsten zählten der erste Bundespreis bei Jugend Musiziert, der Europäische Preis und ein Stipendium des Deutschen Musikwettbewerbs. Auch vertiefte sich ihre Liebe zur Kammermusik, und so wurde Susanne Rabenschlag Mitbegründerin des Verdi Quartetts, eines mittlerweile durch Konzertreisen, Funk - und Fernsehaufnahmen sowie CD-Einspielungen bekannt gewordenen Ensembles. Die Verbindung von Kammermusik - und Solokonzerten mit langjähriger Hochschulerfahrung ermöglicht ihr in idealer Weise, praxisnah zu unterrichten und dabei dem eigenen Spiel gegenüber aufmerksam zu bleiben.

Karin Wolf spielt die Viola oder auch Bratsche. Die Professorin für Viola an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock kann auf eine rege Konzerttätigkeit als Solistin und Gast bei Kammermusikfestivals in Europa, Asien und den USA; dabei Auftritte u. a. mit Bruno Giuranna und den Mitgliedern des Amadeus-Quartetts, zurückblicken. Bei Hänssler Classic in Zusammenarbeit mit dem Deutschland Radio spielt sie seit 1998 sämtliche Streichquartette von F. Schuber ein und in 2001 starteten in diesem Rahmen auch die Aufnahmen aller Streichkammermusik von J. Brahms. Zoltan Paulich ist Solo-Cellist des Württembergischen Staatsorchesters Stuttgart. Er wurde in Budapest geboren, wo er auch seine erste musikalische Ausbildung erhielt. Er studierte an der Franz Liszt Musikakademie seiner Heimatstadt und dann von 1987 bis 1992 an der Musikhochschule Stuttgart bei Prof. Peter Buck. Matthias Ellinger (Violine), geboren in Frankreich, studierte Orchester und Kammermusik an der Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken bei Joshua Epstein. Nach vier Jahren im Saarländischen Staatsorchester ist er seit mehreren Jahren als freischaffender Musiker tätig. Er kam Anfang 2008 zum "Verdi Quartett".

Im Anschluss an Mozarts kompositorischen Wagemut folgte der Quartettsatz F-Dur B120 von Antonín Leopold Dvořák. Der böhmische Komponist Dvořák hatte sich zunächst als Organist versucht und arbeitete ab 1859 als Bratschist in einem privaten Orchester, das in Kaffeehäusern und öffentlichen Plätzen spielte. In den Jahren 1874 bis 1877 wurde ihm jährlich ein staatliches Stipendium verliehen. 1877 kam es schließlich zu seinem endgültigen Durchbruch. In seinem Werk verband Dvořák Einflüsse von Klassik und Romantik mit Elementen der Volksmusik. So hatte auch das vom "Verdi-Quartett" vorgetragene Quartett eine ganz andere Dynamik als das zuvor gespielte. Durch das Zupfen auf dem Violoncello erspürte der Zuhörer das tanzende in diesem Stück.

Nach der Pause präsentierten die Vier das Streichquartett B-Dur op. 130 von Ludwig van Beethoven (1770-1827). Es gehört zu den letzten sechs Streichquartetten Beethovens, die nicht nur innerhalb des Gesamtwerks des Komponisten eine letzte, unbegreiflich anmutende Steigerung und Verdichtung seiner künstlerischen Gestaltungskräfte darstellen, sondern sie bilden auch eines der entscheidenden musikalischen Vermächtnisse der Wiener Klassik. Die ebenso komplexen wie individuellen Lösungen sowohl der Einzelsätze als auch des jeweiligen Quartetts haben diese Werke zu einem Höhepunkt der Geschichte des Streichquartetts werden lassen.

Zum guten Schluss - als Dankeschön fürs Publikum - noch einmal Mozart mit dem Menuett aus dem KV 421. So spannend, so lebendig gespielt - wie jedes einzelne Stück des Konzertes. Die meisten Ensembles spezialisieren sich in eine bestimmte Richtung. Karin Wolf sagte in einem Interview, dass das "Verdi-Quartett" für Vielseitigkeit steht. "Wir haben bewusst Crossover-Projekte gesucht, als es das Wort noch nicht gab. Wir machen gerne Programme, die den Horizont erweitern. Konzerte, die Sprache, Tanz, Schlager, Bewegung auf die Bühne bringen. Wir sind neugierig und probieren gerne aus".

Immer wieder schaffen es die vier Musiker, ihre eigene kammermusikalische Begeisterung auf das Publikum zu übertragen: Beispielsweise bei den großen Festivals von Schwetzingen, Ludwigsburg und Zermatt, dem Mozart-Festival im französischen Lille und dem Orlando-Festival im niederländischen Kerkrade oder auch dem Bach-Festival von Oregon - und am Samstagabend auch in Wiehl beim Konzert im Rahmen des Programms des Kulturkreises Wiehl.

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