
Bevor Carmen Rohrbach von ihrer Pilgerreise mit dem vierbeinigen Begleiter berichtet gibt sie eine kurze Einführung in die Geschichte des Weges nach Santiago de Compostela sowie Bilder vom Zielpunkt des Jakobsweges und einzelnen Stationen auf dem Camino de Francés bis zu Saint-Jean-Pied-de-Port. Hier startete sie ihre erste Pilger-Wanderung mit dem Rucksack und hier endete die zweite Reise mit ihrem gar nicht so störrischen Wanderkollegen.
Das intensive Erspüren der Natur könne nur stattfinden, wenn man langsam unterwegs sei, verriet sie. Schritt für Schritt öffnen sich die Dinge und man erspürt die Eindrücke von außen und auch das was in einem vorgeht viel nachhaltiger. Durch ihren Reisebegleiter war Carmen Rohrbach ab Le Puy wesentlich langsamer als andere Pilger unterwegs. Einesteils weil „Chocolat“ gerne mal eine längere Fresspause einlegte, anderenteils weil einige Umwege erforderlich waren durch seine Angst vor Wasser. Dabei war ihr nur eins wichtig, was sie auch als Lebensregel mitgab: „Man darf sein Ziel nicht aus den Augen verlieren, aber sollte Umwege in Kauf nehmen, denn auf solchen Umwegen kann viel Schönes passieren, mit dem man nicht gerechnet hat“.

Eine eindrucksvolle Reise – mittlerweile von vielen erpilgert oder erwandert. Aber Carmen Rohrbach sagt: „Alle haben das gleiche Ziel (Santiago de Compostela), aber jeder erlebt den Weg dahin anders“. So manch einer der Gäste im Burghaus ging schon ein Stück des Pilgerweges, bei manchem hat dieser Vortrag sicherlich Lust darauf entfacht, viele nahmen einen bleibenden Eindruck von den Bildern und Worten mit.
Carmen Rohrbach stammt aus Bischofswerda bei Dresden und wollte schon immer ferne Länder erforschen - in der DDR ein aussichtsloses Unterfangen. Das Biologiestudium in Greifswald und Leipzig schloss sie mit dem Diplom ab, und bemühte sich um Forschungsaufträge in Kuba, Mongolei oder in Sibirien. Die Flucht in die Freiheit brachte erstmal zwei Jahre Aufenthalt im Gefängnis und 1976 die Ausweisung in den Westen. Im selben Jahr noch kam Carmen Rohrbach an das Institut des Verhaltensforschers Konrad Lorenz und promovierte über mongolische Wüstenrennmäuse. Von ihrer neuen Heimat München aus erfüllte sie sich endlich ihre Träume. Sie reiste nach Afrika, Asien, Amerika, durchquerte den Jemen allein auf einem Kamel, wanderte ein halbes Jahr durch die Anden in Ecuador oder pilgerte auf dem Jakobsweg durch den Norden Spaniens. Auf ihrer Homepage www.carmenrohrbach.de schreibt sie über sich selbst: „In der ganzen Welt bin ich zu Hause, und Bayern ist mein Basislager. Viele Länder habe ich zu Fuß durchquert, manchmal waren meine Begleiter Kamele, Esel oder Pferde. Immer bin ich auf der Suche nach neuen Herausforderungen.“
Vera Marzinski