Schüler interpretieren Kunst

(5. Februar 2009) Als eine von 20 Schulen nahm das Dietrich Bonhoeffer-Gymnasium Wiehl an der Ausstellung „Jugend interpretiert Kunst“ im Museum für moderne Kunst Küppersmühle teil, und hat nur um ein Haar den dritten Platz der Preisverleihung verpasst.
Die Wiehler Schüler vor ihrem Kunstprojekt: Rauminstallation 'MURA SCHAO' (CHAOTISCHER RAUM)
zum Thema Bewegung / SchattenDie Wiehler Schüler vor ihrem Kunstprojekt: Rauminstallation 'MURA SCHAO' (CHAOTISCHER RAUM) zum Thema Bewegung / Schatten 20 Schulen aus ganz Deutschland haben im Jahr 2008 am Wettbewerb „Jugend interpretiert Kunst“ teilgenommen und sich mit Kreativität, Engagement und Organisationsgeschick der Museumskunst unserer Zeit gestellt. Die Schüler hatten Gelegenheit unter kunstpädagogischer Betreuung die Kunstwerke im MKM ausführlich im Original zu erleben, jede Menge Fragen zu stellen, die Kunst zu diskutieren, zu analysieren und schließlich eigene Arbeiten zu schaffen. Die Rauminstallation von innenDie Rauminstallation von innen Das Wiehler Projekt wurde von folgenden Schülern der Jgst. 12 und 13 durchgeführt: Shirin Bagherzadeh, Nele Baum, Heike Bommes, Laura Bornes, Killa Calderon, Anja Engelking, Jana Klockow, Sabrina Kalita, Helene Nachtigal, Stefanie Pasternok, Meike Sbrezny, Patricia Weber.

Geleitet wurde das Projekt durch die beiden Kunstlehrer Angela Streffing und Christof Knapp. VernissageVernissage „Jugend interpretiert Kunst“ ist ein ambitioniertes, intensives Projekt, das in seinem Umfang weit über die eigentliche Ausstellung und Preisverleihung hinausgeht. Mehrere Tausend Schulen werden jährlich eingeladen, sich für das Projekt zu bewerben. Die 20 teilnehmenden Schulen besuchen das MKM über das ganze Jahr hinweg und werden dabei kunstpädagogisch und organisatorisch betreut. Sie setzen sich mit den dort präsentierten Künstlern und ihren Werken auseinander, können die Kunstwerke in aller Ruhe betrachten und vergleichen, Fachleute mit Fragen bestürmen und schließlich die eigene Kreativität unter Beweis stellen.

Die Schüler erhalten nicht nur die Gelegenheit, zeitgenössische Kunst hautnah kennen zu lernen und neues Wissen und Kreativität zu entfalten, sondern es wird auch Teamwork, Organisationstalent und Verantwortlichkeit für ein gemeinsames Projekt gefördert. Ihre eigenen Werke, die als Interpretation dieses Kunsterlebens im Team entstanden sind, präsentieren die Schüler gemeinsam im gesamten Wechselausstellungsbereich des MKM.

Ein intensiver Prozess des Kennen- und Verstehenlernens von zeitgenössischer Kunst zeichnet diesen umfangreichen nationalen Jugendkunstwettbewerb aus. „Nah dran“ heißt die Devise: keine Scheu vor zeitgenössischer Kunst, vor neuen Themen, vor unbekanntem Terrain. Kulturelle Bildung, so lautet das Credo der Deutsche Bank Stiftung, ist „keine Beigabe, sondern essenzielle Grundlage für die Entwicklung von Denkfähigkeit und Kreativität.“ Und der Zugang hierzu eröffnet sich nun einmal besonders gut über die unmittelbare und persönliche Begegnung mit der Kunst.


Nachfolgend das Konzeptpapier der Wiehler Schüler zur Rauminstallation 'MURA SCHAO' (CHAOTISCHER RAUM) zum Thema Bewegung / Schatten.

Die Reflexion unseres Erlebens und unserer Wahrnehmungen im MKM brachte zunächst die Präsentation der Werke und die Architektur selbst zur Sprache.

„Beim Angehen unseres Projektes zeigte sich bereits früh, dass es schwierig werden würde in einer großen Gruppe eine gemeinsame Idee zu finden, die alle bereit wären umzusetzen. [...] Im Laufe der Zeit sammelten sich schon fast zu viele verschiedene Ideen der einzelnen Schüler an, die Themen über Farbe, menschliches Empfinden oder auch den Eindruck des Museums an sich widerspiegelten.“

Besonders die Diskrepanz der warmen Außenfassade des Gebäudes (roter Backstein) zu den kühl wirkenden Innen- bzw. Präsentationsräumen sowie der Gonschior - Raum (im Raum), der durch die Dunkelheit im Innern einen analogen Kontrast von außen und innen bot, blieben in Erinnerung.

„[…] wobei im Nachhinein durchaus auch Aspekte wie das orange Oberteil unserer Museumsführerin Frau Falkenbach, das im starken Gegensatz zu den sterilen und weißen Museumsräumen stand, auf unserer Liste zu finden war.“

Während bei Gonschior jedoch die Farbe bzw. die Auseinandersetzung mit Farb- wirkungen im Vordergrund stand, war durchgängiges Thema bei vielen anderen präsentierten Künstlern eher die Bewegung. Bewegung wurde in ganz unterschiedlicher Weise thematisiert. Bei Götz war es die Dynamik (als unmittelbarer Gestus) der Malaktion. Bei Kiefer lag das Moment der Bewegung (neben dem Gestus der Pinselschrift) eher im Motiv der Zeit selbst, die thematisiert wurde.

„Nach langer Diskussion stand ein Wort immer wieder im Raum: Chaos. Das völlige Gegenteil des Museums. Unaufgeräumt, ungeplant, schlichtweg chaotisch.“

Zur Installation

Für uns wurden diese beschriebenen Aspekte zur Grundidee unserer Installation: die Bewegung sowie die Präsentation in einem 'Raum im Raum'.

„Die Frage bestand eigentlich nur noch darin, was der Raum letztendlich beinhalten sollte.“

In Anlehnung an die Museumsarchitektur sollte unser Raum auch einen Kontrast zwischen außen (rohes Holz, grob zusammengefügt) und innen (glatte, weiß gestrichene Wände) bilden.

„An sich kristallisierte sich die Intention heraus ein „Gegenbild“ des Museums zu erschaffen, das wir als so ordentlich und steril empfanden, nachdem wir von außen eine warme und einladende Außenmauer aus rotem Backstein zu sehen bekamen.“

Dabei befindet sich die Außenansicht in einem kühlen, sachlichen Museumsraum bei Tageslicht, im Innern dagegen belebt ein eher chaotisches (Innen-)Leben an Objekten den dämmrig beleuchteten Raum.

„Wir begannen Fragen zu stellen: Muss ein Museum derart steril aussehen? Soll man sich denn nicht wohl fühlen? Und was können wir daran verändern?“

Dieser erzeugt sowohl durch die Hängung sowie durch das Licht und Schattenspiel an den Wänden als auch durch die Begehung des Rezipienten Dynamik und ein Eigenleben. Ein Standventilator sorgt zusätzlich für Wind und Bewegung.

„[…] und somit auch eine sich fortwährend verändernde Schattenwelt.“

Der Grundriss unseres Raums (2,5 m x 4 m) ist bewusst rechteckig, um Schattenwürfe von unterschiedlicher Entfernung zu ermöglichen und grundsätzlich den Aspekt der Dynamik zu unterstützen (im Gegensatz zur Quadrat- oder Kreisform). Der Rezipient soll sich ausdrücklich im Raum bewegen und nicht z.B. im Zentrum eines Raumes (mit gleicher Ausdehnung zu allen Seiten) stehen bleiben.

Die Tür wurde deshalb an der langen Seite angebracht. Der Vorhang bot sich an, um beim Rein- und Rausgehen die Atmosphäre durch möglichst wenig störendes Licht von außen zu beeinträchtigen. Einzelbegehungen sind wünschenswert, eine gleichzeitige Begehung von bis zu vier Rezipienten ist aber durchaus denkbar.

Die Lichtquelle wurde bewusst unten installiert, um die Schattenwirkung zu intensivieren. Die Einzelobjekte zeigen eine große Bandbreite an Material-Vielfalt. Dies erzeugt und ermöglicht unterschiedlichste Bewegungs- sowie Schattenspiele.

„Es entsteht eine von uns künstlich erschaffene „Realität“ in der sich die unterschiedlichsten Gegenstände, im Material und Aussehen zusammenhangslos, in ihren Abbildern zu neuen Formen zusammenschließen und andere Deutungswege zulassen können. Eigentlich doch auch wie in einem Museum: Während man die Kunst betrachtet, entstehen immer neue Ideen, Bilder und Deutungen, die sich im eigenen Bewusstsein unendlich verzweigen und ausdehnen.“

Fazit: Es lebt!