"Wir wollten uns doch nicht kaputt machen"

(4. März 2008) Film beschreibt den Alltag im Wiehler Johanniter-Tagespflegehaus - Angehörige und Mitarbeiter sprechen über die Demenz
Video: Alltag im Wiehler Johanniter-Tagespflegehaus


Mit einem bunten Wachsstift malt die Seniorin große Buchstaben. "Johanna", schreibt sie immer wieder auf das Blatt. "Das ist ihr Name, so heißen sie!" sagt Familienpflegerin Petra Schneider. Die an Demenz erkrankte Dame freut sich und lacht.

Diese Momentaufnahme aus dem Alltag im Wiehler Johanniter-Tagespflegehaus ist eine Szene aus dem neuen Informationsfilm "Wenn Pflege Freiheit schenkt". Die DVD wurde von der Düsseldorfer Agentur sone-media zum zehnjährigen Bestehen der Einrichtung produziert und wird nun zur Präsentation des Tagespflegehauses bei Pflegeschulen, Kliniken, Sozialeinrichtungen und ähnlichem eingesetzt. Über 15 Minuten beschreibt der Film das Konzept der Einrichtung und wirf dabei einen Blick auf den Umgang mit den an Demenz erkrankten Gästen und lässt deren Angehörige zu Wort kommen.

Ein schöner Lebensabend

"Gegen die Diagnose habe ich mich erst gesträubt", berichtet in dem Film die Angehörige Hannelore Dick. "Mein Mann ist noch jung, er kann doch nicht an Alzheimer erkranken", war ihr erster Gedanke. Der 65-Jährige besucht nun regelmäßig das Johanniter-Tagespflegehaus, und das hilft auch seiner Frau. "Wir machen das Beste aus der Erkrankung, und so haben wir dennoch einen schönen Lebensabend", sagt Hannelore Dick. Denn zuhause wären sie und ihr Mann mit der Krankheit überfordert gewesen: "Und wir wollten uns doch nicht gegenseitig kaputt machen."

Die Bundesärztekammer rechnet mit einem Anstieg der Demenzerkrankungen um 120 Prozent bis ins Jahr 2040. Damit gäbe es bundesweit 2,2 Millionen Betroffene. "Für die Angehörigen sind die Symptome der Krankheit eine oft unerträgliche Belastung. Ihnen bieten wir daher Freiräume und Entlastung", erklärt Peter Dünnwald, der Leiter des Tagespflegehauses.

Das Begleiten und Betreuen der Erkrankten orientiert sich dabei an der Biografie der Menschen, an ihrer beruflichen Laufbahn und persönlichen Geschichte. "So reden wir zum Beispiel mit einem ehemaligen Landwirt über Traktormotoren, mit anderen über Erlebnisse aus ihrer Kindheit", berichtete Dünnwald. "Dabei finden die Betroffenen ein Stück ihrer Identität wieder."

Nur wenige an Demenz Erkrankte gehörten bei Gründung der Einrichtung im Jahr 1998 zu den Gästen. Jetzt sind mehr als die Hälfte betroffen. "Außerdem werden unsere Gäste immer älter, sehr viele sind über 90 Jahre alt", berichtet Mitarbeiterin und Krankenschwester Christine Wichmann. Da deren Kinder auch bereits im Alter von fast 70 Jahren seien, fiele ihnen die Betreuung der Eltern schwer. "Auch hier entlasten wir die Angehörigen", so Wichmann.

Kontakt und weitere Informationen:

Johanniter-Tagespflegehaus
Leiter Peter Dünnwald
Homburger Straße 7
51674 Wiehl
Telefon: 0 22 62/79 71 40
www.tagespflege-wiehl.de
Email: [email protected]