Faszinierende Posaunenklänge mit „Opus 4”

(5. April 2009) Aus dem sächsischen Bläserland kommen die vier hervorragenden Posaunisten von „Opus 4“, die alle zum Ensemble des weltbekannten Gewandhausorchesters zu Leipzig gehören. Im Sparkassen-Foyer präsentierten sie das breite Spektrum ihres 1994 gegründeten Quartetts „Opus 4“. Musik aus fünf Jahrhunderten - von Monteverdi bis Gershwin - erklang auf höchstem Niveau in einer Besetzung, die recht selten zu hören ist.
Posaunenquartett "Opus 4" Posaunenquartett "Opus 4" Nicht nur seit 25 Jahren Soloposaunist im Gewandhausorchester sondern auch Leiter, Manager, Confroncier, Busfahrer und Soloposaunist bei „Opus 4“ ist Jörg Richter. Er erläuterte dem Publikum die einzelnen Stücke des Programms und gab einen kleinen Einblick in die Geschichte des Instrumentes Posaune.

Die Posaune ist das einzige Blechblasinstrument bei dem die Tonhöhe nicht durch Ventile verändert wird. Mit Hilfe einer U-förmigen Vorrichtung, dem Zug, kann bei der Zug-Posaune die Schallröhre stufenlos verlängert werden. Diese stufenlose Regulierbarkeit bietet die Möglichkeit gleitende Übergänge zwischen vielen Tönen herzustellen – das für die Posaune charakteristische so genannte Glissando. Obwohl die Posaune relativ einfach zu spielen aussieht, gehört doch viel Geschick dazu. Die Posaune besitzt im Orchester eher eine begleitende Funktion, kommt aber gelegentlich auch als Solo-Instrument zum Einsatz.

Bei „Opus 4“ wird die Posaune als taugliches Konzertinstrument vorgestellt und dies mit fast unwirklicher Leichtigkeit, reinster Intonation und einer ausgewogenen Balance der Stimmen. Einige Komponisten haben die Posaune beachtet, andere weniger – so wie Johann Sebastian Bach. Jörg Richter sprach die Vermutung aus, dass Bach möglicherweise deshalb so wenig für das Instrument Posaune komponierte, weil die Posaunisten damals so faul waren. Dass das heute nicht mehr so ist, stellte das Ensemble unter Beweis. Das Stück „Fuge in g-moll für vier Posaunen“ – eigentlich eine Orgelfuge - erfordert ein hohes Maß an Konzentration.

Mit Nachbauten aus dem 15. und 16. Jahrhundert spielte das Quartett drei Stücke, so das „In te Domini Spervaci“ von Josquin des Pres. Die Form des Instrumentes Posaune hat sich im Laufe der Jahrhunderte nicht sehr geändert, nur die Größe. Besonders beeindruckend bei den nachgebauten alten Instrumenten war der transparente Klang von F-Schwengelposaune und den beiden S-Alt-Posaunen.

Begeisterung wurde besonders im zweiten Teil des Konzertes durch die „Suita per 4 Tromboni“ des polnischen Komponisten Kazimierz Serocki – mit kleinen Fanfaren, kleinen Präludien und durchspickt mit polnischen Volksweisheiten - ausgelöst. Auch in den Tiefen der Unterwasserwelt kam "Opus 4" nicht ins Schwimmen: Begleitet von seinen drei Kollegen, tauchte Stefan Schmicker in einem anspruchsvollen und sicher dargebrachten Solo mit seiner Bassposaune bei Milton Dieterichs "The Octopus" in extreme Tiefen ab. Der „amerikanische Sektor“ mit „Alexander’s Ragtime Band“ von Irving Berlin und einem George Gershwin Medley swingte und brachte Big-Band-Feeling in das Foyer. Einen kolossalen Bogen durch die Jahrhunderte präsentierte „Opus 4“ an diesem Abend.

Damit boten die vier Musiker ganz neue Hör-Erfahrungen mit der Posaune. Jörg Richter (Alt- und Tenorposaune) und Dirk Lehmann (Tenorposaune), beide Soloposaunisten am Leipziger Gewandhaus, blasen seit der Gründungszeit im Ensemble. Bassposaunist Stefan Schmicker kam 2001 zu „Opus 4“. Seit 2006 spielt Stephan Meiner im Quartett die Tenorposaune. Die vier spielten gefühlvoll, schillernd und einrucksvoll. „Opus 4“ faszinierte mit perfektem Ensemblespiel und schenkte dem Publikum als Zugabe den flotten Säbeltanz von Aram Chatschaturjan.

Vera Marzinski