Danjulo Ishizaka und die Dresdner Kapellsolisten begeisterten beim Klassik-Open-Air auf Schloss Homburg

(28. Juni 2009) Klassik mit Naturklängen zum Siebenschläfer. Zur Musik von Mozart, Schubert, Haydn und Bruch konzertierte auch die Vogelwelt rund um Schloss Homburg. Das machte das besondere Erlebnis des Klassik-Open-Air mit Künstlern, die auf allerhöchstem Niveau musizierten noch einen Tick mehr außerordentlich.
Danjulo IshizakaDanjulo Ishizaka Hingebungsvoll, dynamisch und mit feinem Gespür für Melodien und Kontraste präsentierten die Dresdner Kapellsolisten überlegen ihr perfektes Zusammenspiel. Mit leidenschaftlichem Temperament brillierte Danjulo Ishizaka als Solist. Sein technisches Können, vollendet in seiner musikalischen Gestaltungskraft zeigte viel Tiefgang und Virtuosität. Auf dem Stradivari Cello "Lord Aylesford" der Nippon Musik Foundation gab er dem hervorragenden Konzertabend noch das Besondere hinzu.

Den Anfang machten die 15 Streicher der Dresdner Kapellsolisten mit einem exzellenten “Divertimento D-Dur KV 136“. Die so genannten "Salzburger Divertimenti" komponierte Mozart in einer besonders charakteristischen Mischung aus energischem Ausdruck und sanglicher Melodik. Wie auch die anderen Serenaden und Divertimenti erfreute es sich bei den Musikern jener Zeit großer Beliebtheit und kursierte in Abschriften bald an vielen musikliebenden Fürstenhöfen und bürgerlichen Musikzirkeln. Es folgten, ebenfalls nur mit den Streichern, die “Fünf Menuette mit sechs Trios aus D 89“ von Franz Schubert. Der österreichische Komponist Schubert war Meister des Liedes und ein genialer Instrumentalkomponist. Er schuf unermüdlich Werk um Werk, schrieb die herrlichsten Lieder und melodiengesättigte Klavier-, Kammer- und Orchestermusik, darunter 14 Streichquartette. Als Sinfoniker kam er erst sehr spät zu Ehren. Mit Noblesse präsentierten die Dresdner Kapellsolisten die fünf Menuette im Schlossambiente und ließen sich auch nicht von einer laut hupenden Hochzeitsgesellschaft, die den Schlossberg hochfuhr, stören.

Wer sich von der Musik mitnehmen ließ, den störten auch nicht die Regentropfen, die leider mitten im Konzert vom Himmel tropften. Das leichte Plätschern mischte sich ebenso wie das Vogelzwitschern und Summen der Insekten in die Musik hinein. Der brillante Solist Danjulo Ishizaka verfeinerte das Konzert zudem mit seinem exquisiten spiel auf dem Cello. Zum „Konzert für Violoncello und Orchester D-Dur op. 101, Hob VIIb 2“ von Joseph Haydn kam nicht nur Danjulo Ishizaka zusätzlich auf die Bühne, zudem vervollständigten fünf weitere Musiker die Dresdner Kapellsolisten. Mit Oboe, Klarinette, Fagott und zwei Hörnern war das Orchester komplett. Bei diesem Programmteil brillierte natürlich der Solist in besonders herausragender Weise. Die Musik Haydens ist grundweg klar und verständlich. Ein zentrales Charakteristikum von Haydns Musik ist die Entwicklung von größeren Strukturen aus sehr kleinen und einfachen musikalischen Motiven heraus. Durch seine Musik ist das Zusammenwirken von Orchester und Solist durchweg fesselnd und verleiht dadurch dem Konzert einen hohen Reiz. Dies wurde auch beim Vortrag der Dresdner Kapellsolisten und Danjulo Ishizaka mehr als deutlich.

Als einziger deutscher Komponist im Programmreigen des Klassik-Open-Air 2009 reihte sich Max Bruch. Gemeinsam mit Danjulo Ishizaka präsentierten die Dresdner Kapellsolisten das „Kol Nidre op. 47“ in der Streicherfassung. Kol Nidre st ein jüdisches Gebet, das vor dem Abendgebet gesprochen wird. Die Melodie von Kol Nidre ist eines der berühmtesten Beispiele für jüdische Musik und fand durch Max Bruch (für Cello und Orchester) in die Kunstmusik Eingang. Auch bei diesem Stück war unverkennbar: Danjulo Ishizaka ist, wie schon die Süddeutsche Zeitung schrieb „kein Talent mehr, sondern eine veritable Musikerpersönlichkeit. Phänomenal in seinem technischen Potenzial, begeistert er mit spontaner Klangfarbenphantasie und Phrasierungsintelligenz." Der 1979 geborene Deutsch-Japaner erhielt mit vier Jahren seinen ersten Cello-Unterricht. Bei seinen Konzerten zusammen mit den Wiener Symphonikern unter der Leitung von Krzysztof Penderecki im Musikverein Wien gelang dem "Ausnahmetalent" im November 2003 der internationale Durchbruch.

Danjulo Ishizaka konzertiert mit Künstlern wie Gidon Kremer, Lisa Batiashvili, Tabea Zimmermann, Elena Bashkirova und renommierten Orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Baltimore Symphony Orchestra und den Wiener Symphonikern. Zudem tourt er mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter Leonard Slatkin und Sir Andrew Dawis.

Den Schlusspunkt des Konzertabends bildete die „Sinfonie A-Dur KV 201“ von Wolfgang Amadeus Mozart, bei dem das gesamte Orchester der Dresdner Kapellsolisten nochmals ihr Können unter Beweis stellten. Das 1994 gegründete Kammerorchester besteht aus Musikern der berühmten Sächsischen Staatskapelle Dresden und der Dresdner Philharmonie. Ihnen liegt es am Herzen, mit lebendigen Interpretationen des barocken, klassischen und romantischen Erbes die Zuhörer zu erreichen. Das gelang ihnen in hervorragender Weise auch an diesem lauen, teilweise verregneten Juniabend vor Schloss Homburg.

Vera Marzinski