Boogie Woogie in der Burg – fast wie in New Orleans

(9. Oktober 2009) Thomas Gerdiken ist ein Bühnentalent – immer ganz nah am Publikum und stilistisch anzusiedeln im Bereich des traditionellen New Orleans Pianos. Ganz ohne akustische Verstärkung, mit viel Boogie Woogie sowie Geschichten und Informationen rund um seine Konzerte und Aufenthalte in New Orleans bereitete er den Gästen einen eindrucksvollen Abend.
Foto: Christian MelzerFoto: Christian Melzer Mit 13 Jahren begeisterte ihn James Booker bei einem Konzert in Osnabrück so sehr, dass er vom New Orleans Virus erfasst wurde. Vom Chopin des New Orleans Jazz spielte er unter anderem die „Blues Rapsody“. Natürlich fehlte auch nicht das „Blue berry hill“ von Fats Domino, zu dessen 80. Geburtstag Thomas Gerdiken 2008 eingeladen war. Die Fats-Domino-Party wurde von Randy Newman organisiert und fand im Tipitinas in New Orleans statt. Darüber hinaus waren Jon Cleary, Allain Toussaint, Walter Wolfman Washington, Dr. John und Donald Harrison im Programm – begeistert berichtete Gerdiken in der Burg Bielstein von den gemeinsamen Auftritten mit diesen Künstlern.

Thomas Gerdiken arbeitet seit seinem New Orleans Besuch in einer Hilfsorganisation mit, die Help New Orleans heißt und sich um Musiker kümmert, die durch den Wirbelsturm Katrina in Not geraten sind. Im Jahre 2008 organisierte er Konzerte und Tourneen für Musiker aus New Orleans, unter anderem in der Bundeskunsthalle in Bonn, bei denen insgesamt 9.100 Dollar an Spenden eingespielt wurden. Mit dem Geld wird in New Orleans die New Orleans Musicians Clinic unterstützt, die unentgeltliche medizinische Versorgung für Musiker ermöglicht.

Bedauerlich findet Thomas Gerdiken, dass die Kultur in New Orleans langsam verschwindet. Nach dem Sturm Katrina in 2005 ist fast die Hälfte der Einwohner nicht mehr zurückgekehrt. Die Stadt ist bekannt für ihre historische Altstadt French Quarter, die Architektur aus der spanischen und französischen Kolonialzeit und sie gilt als „Wiege des Jazz“. Nicht nur für Dixieland - die musikalische Tradition geht über Blues, Gospel, Cajun, Zydeco bis hin zu Funk and Soul.

Zwischen die Boogie Woogie Stücke von Thomas Gerdiken mischten sich auch Gospel – so „Nobody knows the trouble i’ve seen“, „Oh happy day“ oder „Swing low sweet cherio“. Das Publikum kam auch immer wieder zum Einsatz, was Gerdiken immer sehr galant einführte mit „Ladies und Gentleman – the moment has come“. Etwas verhalten kamen die Einsätze und klatschtechnisch bewegte sich das Publikum eher bei Deutscher Volksmusik. Doch Thomas Gerdiken gab nicht auf und der Großteil war dann doch lernfähig. Durch seine beeindruckende Art, begeistere er die Gäste schnell, die fasziniert seinem Pianospiel, Gesang und Erzählungen lauschten.

Standards von Fats Domino bis zu Sting drückt Gerdiken auf eine erfrischende Art seinen persönlichen Stempel auf. Auch „sunny side of the street“ kam zum guten Schluss in einer Gerdiken-Variation auf die Bühne. Und spätestens da musste jeder gemerkt haben: Thomas Gerdiken ist ein Musiker, der sein Publikum um den vergnüglichen Boogie Woogie Finger zu wickeln weiß.

Vera Marzinski