Spektakel mit Flötenakrobatinnen begeisterte das Publikum

(7. Februar 2010) „Flötenspektakel“ – so nennen sich acht Musikerinnen aus Frankfurt, die ein flötistisches Feuerwerk am Samstagabend im Forum der Sparkasse Wiehl veranstalteten. Mit der Klangvielfalt durch den Einsatz fast sämtlicher Instrumente der Querflötenfamilie und einer perfekten Abstimmung hinsichtlich Tempo, Phrasierung und Klangbalance begeisterten sie das Publikum.
Sie präsentierten Stücke, die von Mythen, Liebesgeschichten oder der Natur erzählen. Beispielsweise von Isaac Albeniz das Stück „Leyenda“, übersetzt die Legende, das von Quellennymphen handelt. In Teilbereichen erinnerte dieses Stück an die Toccata von Bach. Ihr Programm starteten die Flötistinnen jedoch mit wildem, rauschendem Schwung - Georg Friedrich Händels „Ankunft der Königin von Saba – Sinfonia zum 3. Akt des Oratoriums Salomo“. Anschließend hätten die Gäste das Tanzbein schwingen können zu den „Vier Walzer aus op. 39 Nr 1, 2, 6 und 15“ von Johannes Brahms. Die von Bernd Ickert umgeschriebene Fassung für vier Hände, spielte das „Flötenspektakel“ mit 16 Händen. Das Thema Walzer behielten sie auch beim dem traditionellen Stück „En avant blonde“ bei – sie wechselten nur die Region. Hier kam noch ein weiteres Instrument zum Einsatz: die Stimmen der Musikerinnen.

Die Damen vom „Flötenspektakel“ wechselten nicht nur ständig den Platz hinter den Notenständern sondern auch die Instrumente. Neben der „normalen“ Flöte kamen weitere Mitglieder aus der Querflötenfamilie zum Einsatz: die große Schwester Alt-Querflöte, die Bass-Querflöte - die doppelt so tief ist wie die „normale“- und die kleinste mit den höchsten Tönen: die Piccolo-Flöte. Zusätzlich setzte Stefanie Bieber die keltische Hakenharfe ein. Stefanie Bieber ist die Vielsaitige unter den vielseitigen Spektakelmitgliedern. Der Klang der Harfe hat eine unvergleichliche magische Wirkung, Stimmungen auszudrücken und Atmosphäre zu schaffen. Atmosphäre schafften die Musikerinnen mit ihrer brillanten Musik und ihren charmanten Ansagen zu den Stücken.

Flötenspektakel“ existiert seit 2001 und wurde gegründet von Gabi Fellner, Stefanie Bieber, Ulrike Dahme, Heidi Ickert und Annette Klose-Schwarz. Gabi Fellner schneidert passgenaue Arrangements für das Flötenspektakel, Annette Klose-Schwarz ist Piccolistin mit Strahlkraft, Heidi Ickert hat einen Hang zur Tiefe, Imke Papst spielt und isst gern dolce, Barbara Kuckuck ist die flexible "Mittelfeldspielerin" mit Affinität zur Altflöte, versiert im Spiel von Piccolo bis Bassflöte ist Nicole Basadre und Ulrike Dahme gestaltet Farbtöne und Tonfarben in Klang und Bild.

Das perfekte Zusammenspiel der Musikerinnen überzeugte und verzauberte. Ein Stück verdeutlichte die Philosophie der acht Flötenspektakel-Musikerinnen. Mit „Kotekan“ hatte Wil Offermans die Kultur der Gamelan-Orchester aufgegriffen. Es ist eine Art Mosaikmusik, bei der der einzelne Musiker nur wenige Töne spielt. Alle einzelnen Elemente zusammengefügt ergeben erst das Ganze. So sieht sich „Flötenspektakel“ als eine Einheit, in die sie auch das Publikum mit hinein nehmen. Eine wundersame Klangwelt erzeugten sie nicht nur mit dem Stück von Offermans.

Wie auch bei uns, müssen die Kinder in Japan abends irgendwann schlafen gehen und werden mit Wiegenliedern besungen. Wil Offermans bearbeitete das japanische Wiegenlied „Itsuki-no-Komoir-uta“ und besetzte es unter anderem mit einer Kontrabass-Flöte. Diese wurde beim “Flötenspektakel“ durch die Harfe ersetzt. Ein sehr harmonisches und melodiöses Stück. Beim Wechsel in die Welt der nordischen Sagen mit Edvard Griegs „Morgenstimmung“, „Antiras Tanz“ und „In der Halle des Bergkönigs“ aus der „Peer Gynt Suite“ ging musikalisch erst die Sonne auf und in der Welt der Trolle und Naturgeister schwellte die Musik immer mehr an und endete in der surrealen Groteske.

Von Peter Iljitsch Tschaikowski gab es gleich mehrere Stücke aus der Nussknacker-Suite. Die einzelnen, märchenhaften Szenen stammen aus der Erzählung von E.T.A. Hoffmann, die Tschaikowski vertont hatte. Den bekannten „Hummelflug“ von Rimski-Korsakov präsentierten die Musikerinnen auf ihre eigene Art. Von bekannten Melodien klassischer Komponisten bis zu zeitgenössischen Klängen beeindruckten die Damen das Publikum mit ihrer Vielseitigkeit und Virtuosität. Als Zugabe präsentierten das absolute Lieblingsstück der Flötenspektakel-Damen – eine Filmmelodie aus „Titanic“ – „My heart will go on“, das doch ein wenig auf die Tränendrüse drückte, da sie es sehr emotional spielten. Als weitere Zugabe kredenzten sie als Gute Nacht Gruß, der „Abendsegen“ aus der Oper „Hänsel und Gretel“ und entließen die sichtlich beeindruckten Gäste in die kalte Winternacht.

Vera Marzinski