Bahnstrecke reaktiviert: „Bergischer Löwe“ dampft ab April auf Wiehltalbahn nach Waldbröl

(3. April 2010) „Bergischer Löwe“, mit diesem Namen geht ab April ein historischer Zug im Süden des Bergischen Lands auf die Reise. Die Dampflok „Waldbröl“ (Baujahr 1914) des Eisenbahnmuseums Dieringhausen zieht dann ihren Zug aus historischen Wagen mit offenen Plattformen vom historischen Bahnbetriebswerk Dieringhausen aus über die Wiehltalbahn nach Waldbröl.
 Die Dampflok „Waldbröl“ (Baujahr 1914) - Foto: Ulrich Clees Die Dampflok „Waldbröl“ (Baujahr 1914) - Foto: Ulrich Clees Doch nicht nur der Zug ist neu: Erstmals seit der Einstellung durch die Deutsche Bahn vor sechzehn Jahren fährt damit wieder ein Zug auf der Wiehltalbahn bis Waldbröl. Die Strecke wurde in den letzten Jahren in ehrenamtlicher Arbeit von den Aktiven des Förderkreises zur Rettung der Wiehltalbahn e.V. saniert, der die Strecke auch betreibt.

Für das neue Angebot „Bergischer Löwe“ ist der Slogan „Zugkraft trifft Landschaft“ Programm: Die Fahrt mit dem Zug kann ebenso Bestandteil eines schönes Ausflugs sein wie der Besuch der Eisenbahnmuseums, ein Bummel durch die Wiehler Fachwerkaltstadt oder eine Wanderung durch die oberbergischen Wiesen und Wälder.

Die regelmäßigen Fahrten vom Eisenbahnmuseum über die Wiehltalbahn nach Waldbröl sind ein Joint-Venture der Interessengemeinschaft Bahnbetriebswerk Dieringhausen (IG Bw Dieringhausen), die das Eisenbahnmuseum Dieringhausen betreibt, und des Förderkreises zur Rettung der Wiehltalbahn: Das Eisenbahnmuseum stellt den Dampfzug, der Förderkreis Wiehltalbahn die Strecke und ihren Triebwagen. Am zweiten Sonntag im Monat von Mai bis Oktober fahren sowohl der Dampfzug als auch der Triebwagen, am vierten Sonntag im Monat ist allein der Triebwagen unterwegs. Gefahren und begleitet werden die Züge gemeinsam von Aktiven beider Vereine. Um dem gemeinsamen Kind einen Namen zu geben, haben die Vereine Ende letzten Jahres einen Namenswettbewerb ausgerufen. Aus mehr als 140 Vorschlägen haben sie „Bergischer Löwe“ ausgewählt. Den Vorschlag gemacht hat Günther Haupt aus Leverkusen, der dort seit 25 Jahren eine Modellbahn-Arbeitsgemeinschaft in seiner Schule leitet. Er kann sich nun auf eine Führerstandsmitfahrt auf der Dampflok „Waldbröl“ freuen.

„Unser Wappentier steht für die Region und drückt gleichzeitig Entschlossenheit und Kraft aus“, begründet Niels Neubauer, Vorsitzender der IG Bw Dieringhausen, die Namenswahl. Mit der Kraft des Löwen spielt auch das Motto der Fahrten: „Zugkraft trifft Landschaft“. „Mit unseren Zügen wollen wir nicht zuletzt Tages- und Wochenendtouristen aus den Ballungsräumen einen schönen und erlebnisreichen Sonntagsausflug ermöglichen“, so Neubauer. Im Eisenbahnmuseum können die Fahrgäste Lokomotiven an historischer Stätte bestaunen. Die Zugfahrt lässt sich bestens mit Wanderungen, Radtouren oder einem Bummel durch Fachwerkorte kombinieren.

Doch auch für Einheimische sind die Fahrten attraktiv, denn erstmals wird auch wieder die obere, 10,9 Kilometer lange Hälfte der Wiehltalbahn nach Waldbröl befahren. „Zigtausend ehrenamtliche Stunden haben wir in die Sanierung unserer Bahnstrecke gesteckt“, berichtet Gerhard Mansel, Vorsitzender des Wiehltalbahn-Förderkreises. Die Wiedereröffnung wird am Sonntag, den 18. April gefeiert – natürlich mit dem „Bergischen Löwen“. Am Sonntag, den 18. April, erreicht um 11:45 Uhr erstmals wieder ein Zug den Bahnhof Waldbröl. Danach lässt sich bis 18 Uhr die neue alte Strecke von Waldbröl bis Oberwiehl mit dem Dampfzug und dem Triebwagen erkunden. Für Speis und Trank auf dem Waldbröler Bahnhof ist gesorgt.

Für das Jahr 2010 stehen neben den regelmäßigen Fahrten auch einige besondere Veranstaltungen auf dem Programm, etwa das Frühlingsfest im Eisenbahnmuseum zu Pfingsten und das Brecher- und Transportfest auf dem Waldbröler Bahnhof am 30. Mai 2010. Fahrpläne und alle weiteren Informationen gibt es im Internet unter www.loewendampf.de und beim Infotelefon unter 02262-9999234.

Das Eisenbahnmuseum Dieringhausen wird vom Verein Interessengemeinschaft und Förderverein für das Bahnbetriebswerk Gummersbach-Dieringhausen e.V. betrieben, die Wiehltalbahn vom Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn e.V. Beide Vereine haben die RSE Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH aus Bonn-Beuel mit der Betriebsführung beauftragt.

Der Dampfzug

Zugpferd des Projekts ist die Dampflok „Waldbröl“ des Eisenbahnmuseums Dieringhausen. Sie wurde 1914 von der Maschinenfabrik Arnold Jung Lokomotivenfabrik GmbH in Jungenthal b. Kirchen a.d. Sieg für die Kleinbahn Bielstein-Waldbröl gebaut und nach vierzig Jahren Denkmalsdasein vom Eisenbahnmuseum Dieringhausen im Jahr 2008 wieder in Betrieb genommen. Sie wurde von den aktiven des Eisenbahnmuseums weitgehend in Eigenleistung aufgearbeitet. Zum Zug gehören drei fast ebenso alte Plattformwagen. Dieser Wagentyp heißt mit Spitznamen seit jeher „Donnerbüchse“.

Der Triebwagen

Der Triebwagen VT1 ist seit fast zehn Jahren das Stammfahrzeug auf der Wiehltalbahn. Mit seinen großen Fenstern bietet er beste Rundumsicht. Dass man dem Lokführer bei der Arbeit über die Schulter blicken kann, macht ihn bei großen und kleinen Eisenbahnfreunden so beliebt.

Die Strecke

Die Wiehltalbahn Osberghausen – Wiehl – Waldbröl / – Morsbach hat Gutachten zufolge sowohl Potential für den Tourismusverkehr als auch für den Gütertransport und als Rückgrat des Öffentlichen Nahverkehrs. Nach der Einstellung auch des Güterverkehrs im Jahre 1994 durch die Deutsche Bahn nahm daher der Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn e.V. das Heft in die Hand und sanierte sie Stück für Stück – die Wiedereröffnung der zweiten Streckenhälfte nach Waldbröl ist Lohn vieler tausend Stunden ehrenamtlicher Arbeit und war nur nach Überwinden vieler technischer und politischer Hürden möglich. Die Wiehltalbahn ist bis Waldbröl 23,6 Kilometer lang.

Das Museum

Das Eisenbahnmuseum Dieringhausen befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen DB-Bahnbetriebswerks Dieringhausen. Nach der Aufgabe der Anlage durch die Deutsche Bundesbahn wurde das unter Denkmalsschutz stehende Areal erworben und ist heute ein Museum zur Eisenbahnverkehrsgeschichte. Das Herzstück des Museums ist ein historischer Lokschuppen mit zwölf Ständen aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts mit dazugehöriger Drehscheibe. Auf dem ca. 11.000 m² großen Areal finden sich noch alle Anlagen, die zu einem echten Dampf-Bahnbetriebswerk gehören: Wasserkräne, Bekohlungsanlagen, Werkstätten etc. Hier werden nicht nur alte Fahrzeuge aus allen Epochen gezeigt, sondern hier kann der Besucher die Atmosphäre spüren, die seinerzeit hier herrschte. Denn auch heute werden hier noch die Fahrzeuge des Museums gewartet repariert und restauriert.