Gut besuchter Studientag führt nach Chile, in das Land „wo die Welt zu Ende ist“

(21. Februar 2011) 160 wissensdurstige und engagierte Frauen haben sich in Oberwiehl beim Studientag des Kreisverbandes der Evangelischen Frauenhilfe intensiv auf den Weltgebetstag (WGT) am 4. März vorbereitet.
Sie machten sich mit der vorgeschlagenen Gottesdienstordnung, mit Texten und Liedern und mit der Geschichte und der aktuellen Lage des mittelamerikanischen Landes Chile vertraut, das im Mittelpunkt des diesjährigen WGT steht. Wörtlich übersetzt heißt Chile: "Land, wo die Welt zu Ende ist".

Frauensolidarität weltweit und vor Ort

Frauen aus Chile haben die Liturgie zum Weltgebetstag geschrieben. Sie steht unter dem Thema „Wie viele Brote habt ihr?“ Die Frage soll unter anderem zu einer Auseinandersetzung über den persönlichen Umgang mit Nahrungsmitteln auffordern. Die biblischen Texte in der Gottesdienstliturgie laden zum Nachdenken ein: Wie viele Brote hast du? Was sind deine Gaben und Fähigkeiten? Was kannst du teilen?

Anschauliches Beispiel für Welthunger und Überfluss

Zum Auftakt des Studientages gab es eine eindrucksvolle Inszenierung zur Verteilung der Nahrungsmittel in der Welt. 30 spontan zum Mitmachen bereite Teilnehmerinnen präsentierten auf der Bühne die Weltbevölkerung. Jede bekam einer Brötchen. – Das wäre der Idealfall einer gerechten Verteilung. der weltweiten Nahrungsmittel. Dann wurde umverteilt in Richtung Realität: Die 19 Asienrepräsentanten mussten sich 7 Brötchen teilen, die fünf Afrikaner hatten nur noch zwei Brötchen, die drei Südamerikaner nur eines. Auf jeden einzelnen Europäer und Australier kamen hingegen vier Brötchen. Der einzige US-Amerikaner dagegen wusste nicht wohin mit zehn Brötchen. „Ich bin schon seit vielen Jahren beim Studientag dabei. Aber diese Darstellung hat mich sehr beeindruckt“, urteilte eine Mitarbeiterin aus dem ökumenischen Waldbröler Vorbereitungskreis.

Vielfältige Frauenleben in Chile

Mit Vera Gast-Kellert hatte das Vorstandsteam des Kreisverbandes eine kompetente Referentin gewonnen. Die Gummersbacherin hat in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der Frauenarbeit im Gustav Adolf Werk beste Kontakte zur Ev.-lutherischen Diaspora Kirche in Chile. Vor zwei Jahren war sie im Vorfeld des diesjährigen WGT zu einer Besuchsreise in dem mittelamerikanischen Land, das noch immer an den Nachwehen der langjährigen Diktatur und des verheerenden Erdbebens von 2010 leidet. Frauen in Chile leben noch immer in einer vom Machismo geprägten männerdominierten Gesellschaft und werden häufig Opfer von Gewalt. In Kurzportraits berichtete Vera Gast Kellert von den Schwierigkeiten, mit denen Frauen in Chile konfrontiert sind, aber auch von Hoffnung, tiefem Glauben und Lebensfreude. Trotz Gewalt, Unterdrückung oder Armut gehen diese Frauen ihren Weg. „Man kann nicht von den Frauen ich Chile sprechen. Wir finden Frauen, die sich von uns nichts unterscheiden. Es gibt die Frauen in den Armenvierteln und indigene Frauen, die wirklich am Rande der Gesellschaft leben. Es gibt Frauen, die unter der Diktatur gelitten haben. Es gibt Frauen, die wir nicht mehr sehen. weil sie umgebracht worden sind. Die Anzahl der Frauenmorde in Chile ist erschreckend hoch“.

Stärkung der Ökumene in Oberberg

Neben der weltweiten Solidarität stärkt der Weltgebetstag auch die gelebte Ökumene vor Ort – trotz des von vielen Frauen als enttäuschend erlebten Stillstandes der „offiziellen“ Ökumene. Maria Hombach aus Strombach brachte das am Rande der Studientagung im Gespräch mit „ekagger – Evangelisch in Oberberg“ so zum Ausdruck: „Ich bin katholisch und sehe viele Frauen sonntags zur evangelischen Kirche in Strombach gehen. Im täglichen Leben haben wir immer miteinander zu tun –und die Anliegen der Frauen sind sich sehr ähnlich – unabhängig von der Glaubensgemeinschaft. Ich finde es sehr schön, wenn wir dann im Gottesdienst miteinander beten und singen. Ich bin schon als junge Frau in Gummersbach immer zum Weltgebetstag gegangen. Ich finde das einfach wichtig für Frauen.“