
Im Rahmen der Ausstellung "Wenn aus Wolken Spiegeleier werden" mit Bildern des Künstlers Carolus Horn informierte das Wiehler Johanniter-Tagespflegehaus am Sonntag, 22. April, mit Fachvorträgen über die Alzheimer-Demenz. "Je älter die Menschen werden, umso häufiger treten Alterskrankheiten wie Alzheimer auf", erklärte Hanna Fischer-Wolter, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Nürnberger Konzerns Novartis. Das Pharmaunternehmen ist Eigentümerin der Bilder des an Alzheimer erkrankten und 1992 verstorbenen Werbegrafikers Horn.
Floskeln statt klare Antworten
"Im Jahr 1950 gab es in Deutschland rund 6000 Menschen im Alter über 90 Jahren", informierte Fischer-Wolter. "Im Jahr 2000 waren bereits mehr als 600 000 Menschen in diesem Alter."
Die Zunahme der Erkrankungen stellt besondere Herausforderungen an Angehörige und Fachleute, meinte der Neurologe Voßkämper in seinem Referat. "Im Anfangsstadium merken die Betroffenen, dass sie auf gezielte Fragen nach Geschehnissen aus der jüngsten Vergangenheit keine klare Auskunft mehr geben könne", so Voßkämper. "Sie retten sich dann in Floskeln und Allgemeinplätze."
Im weiteren Verlauf komme es zu Depressionen und Wahrnehmungsstörungen, zu Misstrauen, falschen Verdächtigungen, Verhaltenstörungen oder aggressiven Impulsen. "Reden sie dem Menschen seine Empfindungen nicht aus, beruhigen sie ihn und lenken sie ihn ab", riet Voßkämper.

Für den Künstler Carolus Horn war das Malen eine Verbindung zum eigenen Ich. Wie sich seine Bilder im Laufe der Erkrankung veränderten und dabei Einblick in die Wahrnehmung von Alzheimer-Patienten geben, stellte Hanna Fischer-Wolter dar. Die Gemälde des Künstlers - der Werbeslogans wie "Alle reden vom Wetter. Wir nicht" schuf - verloren mit zunehmender Erkrankung an Darstellungsformen: Kinder erscheinen wie Fabelwesen, Kühe wie grob geschnitzte Holzfiguren, Augen haben keine Pupillen mehr.
"Für Angehörige ist die alleinige Betreuung kaum zu schaffen", meinte Voßkämper. Da ihnen meistens nicht einmal die Zeit für den eigenen Friseur- und Arztbesuch oder das Einkaufen bleibe, rät er zum Besuch der Erkrankten in einer Einrichtung wie dem Johanniter-Tagespflegehaus.
"Wenn im Alter die Leistungsfähigkeit schwindet, darf die Würde der Menschen nicht verloren gehen", betonte Wiehls Vizebürgermeisterin Bianka Bödecker, die Schirmherrin der Ausstellung. Sie sei froh, über das Engagement der Johanniter-Unfall-Hilfe in der Stadt Wiehl: "In ihren Einrichtungen praktizieren die Johanniter eine gelebte und gut organisierte Nächstenliebe."