Deutsch-Polnischer Austausch über die Hospizarbeit

(9. Februar 2013) Wenn im polnischen Oborniki zukünftig ein stationäres Hospiz gebaut werden sollte, dann könnten hinsichtlich Bauweise und Einrichtung einige oberbergische Einflüsse sichtbar werden.
Polnischer Besuch im Wiehler Johannes-Hospiz: Viele Eindrücke haben die Gäste aus Oborniki mitgenommen.Polnischer Besuch im Wiehler Johannes-Hospiz: Viele Eindrücke haben die Gäste aus Oborniki mitgenommen. Aber nicht nur das: „Sowohl die Gestaltung des Hauses als auch die Art und Weise der Arbeit sind sehr eindrucksvoll. Gibt es in Oborniki bald auch ein Hospiz, werden wir bestimmt einige Dinge übernehmen“, betonte Adam Malinski, der eine polnische Delegation als Dolmetscher ins Johannes-Hospiz in Wiehl begleitete.

Der Besuch aus Polen zeigte sich beim Rundgang durch die Räumlichkeiten sowie beim Erfahrungsaustausch über die Hospizarbeit in Deutschland und Polen sehr interessiert – und war anschließend begeistert. „Nachdem schon drei Bürgermeister aus der Region hier waren, habe ich diesmal richtige Spezialisten mitgebracht. Wir nehmen viele Eindrücke mit, es ist eine Studienreise“, erklärte Malinski.

Damit nichts in Vergessenheit gerät, wurden zahlreiche Fotos geknipst und alles per Videokamera festgehalten. Auch der gemeinsame Austausch war für beide Seiten sehr gewinnbringend. So erfuhren Pflegedienstleiter Thomas Schrewe, Verwaltungsleiterin Ute Schumacher und Michael Adomaitis von der Johannes-Hospiz Oberberg Stiftung, dass die Finanzierung eines Hospizes in Polen noch schwieriger ist als in Deutschland. Statt 90 Prozent werden in Polen nur 70 Prozent der jährlichen Kosten vom Staat getragen. „Ein Hospiz zu bauen, wäre für uns kein Problem. Deutlich schwieriger ist es jedoch, dieses dann auch zu erhalten“, sagte Malinski.

Zudem herrsche in Polen noch große Angst, wenn jemand in ein Hospiz kommt. Schrewe machte der polnischen Delegation aber Mut: „Es ist wichtig, den Menschen diese wichtige Arbeit näherzubringen und ihnen zu zeigen, dass ein Hospiz kein dunkles Kellerloch ist, sondern dass dort gelebt wird bis zum Schluss.“ Dieser Prozess erfordere jedoch viel Geduld und dauere einige Jahre.

Bislang gibt es in der Region Oborniki eine ehrenamtliche Gruppe, die alte und kranke Menschen ambulant betreut. Nach dem Willen der polnischen Gäste soll die Arbeit allerdings möglichst bald ausgebaut werden – und zwar durch die Errichtung eines stationären Hospizes. Die Suche nach Konzepten führte Malinski, Pastor Urny und Co. nun nach Wiehl.

Und das ist kein Zufall. Schließlich besteht zwischen der polnischen Stadt Rvczwol im Landkreis Oborniki und Wiehl eine Patenfreundschaft. „Die ersten Kontakt gibt es seit 2010 und sie gehen auf Initiative der Johanniter zurück“, berichtete Adomaitis.

So begrüßte auch Wiehls Bürgermeister Werner Becker-Blonigen die polnische Delegation. „Solche kommunalen Kontakte sind der Klebstoff für ein gemeinsames Europa. Dass man sich gemeinsam austauscht, wie man den letzten Lebensweg gestaltet, zeigt auch, dass die sozialen Anliegen in beiden Ländern ähnlich sind“, betonte Becker-Blonigen.

Bereits im April werden Adomaitis sowie Christian von Sierakowski, Mitglied im Wiehler Städtefreundschaftsverein, zu einem Gegenbesuch nach Polen fahren und Hilfsgüter wie Rollstühle, Gehhilfen oder Pflegebetten mitbringen.