Freundeskreis Wiehl/Jokneam: Wanderreise Israel

(21. Mai 2014) Unter dem Motto „Die etwas andere Art, Israel zu erleben!“ hatte der Freundeskreis Wiehl/Jokneam zu einer Wanderreise eingeladen.
Und genau dies war auch der Anlass für viele, sich für diese Reise zu interessieren. Dabei hat aber niemand der 22 Teilnehmer im Vorfeld erahnt, was ihn in Israel erwarten wird. Aber soviel kann vorab gesagt werden, das Resümee am Ende war sehr positiv und es war eine rundum gelungene Reise.

Aber der Reihe nach: Zu Beginn geht es gleich in die Wüste Negev und auf dem Weg sehen wir Kamele, Esel, Beduinensiedlungen, Kinder, Kalksandstein und Gebirge – so haben sich die meisten die Wüste nicht vorgestellt. Erster Programmpunkt ist zunächst die Besichtigung der Grabstelle von David Ben Gurion, der nach seinem politischen Wirken im Kibbuz Sde Boker gelebt hat. Von hier eröffnete sich eine phantastische Aussicht auf das Wadi Nahal Zin. Dann muss die Gruppe dann erstmals zeigen, wie es um die Kondition bestellt ist. Der Nationalpark ist eine Sehenswürdigkeit und tiefe, breite Schluchten sind in das weiße, weiche Kalkgestein geschnitten und fast senkrecht erheben sich die Gesteinsschichten. Ein schmaler Wasserlauf durchzieht den unteren Bereich des Canyons und keiner erwartet hier einen Wasserfall – mitten in der Wüste, ein Wunder. Die Wanderung ist gekennzeichnet durch schmale Wege, steile Aufstiege, senkrechte Wände mit Kletterhilfen und vielen Stufen. Hier wird uns gleich am ersten Tag deutlich, dass die Wanderungen in Israel keine Spaziergänge werden und schon zu Beginn zeigt sich, dass die Unterstützung in der Gruppe sehr gut funktioniert und die Wanderung gleich zu einem großen Zusammenhalt beiträgt. Die Besichtigung der Ruinen der Nabatäerstadt Avdat zeigt ihre strategische Bedeutung, seit dem 4. Jhdt. bestand hier eine Stadt der Nabatäer als wichtige Station der Gewürzstraße. Am Ende des Tages steht die Besichtigung von Wohnhaus und Museum von David Ben Gurion und seiner Frau Paula.

Der zweite Tag führt die Gruppe noch ein Stück tiefer in die Wüste hinein. Im Ramon Krater, der mit einer Länge von 40 km und einer Breite bis zu 10 km weltweit der größte Erosionskrater ist, entstanden vor 220 Millionen Jahren, findet die nächste Wanderung statt. Und wieder großes Erstaunen, allein der Blick in den Krater hinein ist einzigartig und während der Wanderung ergeben sich immer neue Motive für ein Foto: ob Gesteinsformationen, Flora und Fauna – der Weg geht durch mehrere Wadis und hat teilweise steile Anstiege. Am Abend erwartet uns der nächste Höhepunkt: das Beduinendorf Kfar Hanokdim. Bevor die Lodges (Sechserzelte) bezogen werden, gibt es erst einmal einen Kamelritt; nach dem Abendessen einen Empfang in einem großen Beduinenzelt mit offenem Feuer durch einen Beduinen, der uns über das Leben der Beduinen berichtet. Vielleicht ein wenig zu touristisch, aber dennoch eine interessante Erfahrung. Was dann passiert, ist ungewöhnlich für diese Jahreszeit: in der Nacht gibt es Gewitter mit starkem Regen, womit im Mai kaum zu rechnen ist. Die Straßen sind von Schlamm überflutet, so dass das Programm am nächsten Tag geändert werden muss. Besichtigungen in Beit Guvrin und eine Wanderung durch den KKL Ayalon Park finden statt.

Am Abend treffen wir in unserer Partnerstadt Jokneam ein, wo wir als Gruppe herzlich empfangen werden. Obwohl es nur eine Übernachtung in den Gastfamilien ist, fühlen sich alle schnell heimisch. Am Tag danach steht der See Genezareth mit einer besonderen Wanderung auf dem Programm: Westlich des Sees Genezareth liegt ein Felsmassiv, das nach Norden hin abgerutscht zu sein scheint. Das gesamte Gebiet nennt sich Arbel Nationalpark und Naturreservat, weil sowohl historische Stätten, einstmals bewohnte Höhlen und eine ehemalige Synagoge zu entdecken sind, zum anderen die Gegend eine geschützte Naturregion ist. Hier geht es auf einem Teil des „Jesus Trail“ vom Felsmassiv herunter zum See. Entspannung ist nachmittags angesagt im Naturschwimmbad Sachne. Am Samstag ist ein besonderer Höhepunkt und eine Herausforderung der Reise die Wanderung im Wadi Kelt: Das Wadi, das ganzjährig Wasser führt, hat drei Quellen: Ain Farah, Ain Fawar und Ain Qelt, die östlich von Jerusalem liegen. Es endet bei Jericho in der Nähe des Toten Meeres und beherbergt eine einzigartige Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Hier sind allerdings Kletterkünste, Kondition und Schwindelfreiheit erforderlich, denn es gilt, Felsen zu überwinden und an Felsvorsprüngen entlang zu gehen, was nicht immer einfach ist. Das Wadi, das an einigen Stellen viel Wasser führt, muss durchquert werden. Aber immer wieder ergeben sich Ausblicke in eine kaum vorstellbare Landschaft, Felsschluchten, die rechts und links den Weg säumten. Jeder ist froh, als es nach gut 6 Stunden geschafft ist. Alle sind sich einig, dies war eine ganz besondere Wanderung, die nicht hätte fehlen dürfen. Eine gute Erfahrung, dadurch, dass alle sich gegenseitig halfen, wenn es nötig war.

Und nach vielen tollen Erlebnissen, abseits der Touristenströme, geht es über Jerusalem nach Beit Jala, vorbei an der „Mauer“ und durch den Checkpoint. Das Quartier ist im Gästehaus von Talitha Kumi (Berliner Mission). Am nächsten Tag ist Faten Mukarker, Palästinenserin, die im Oktober zu Gast in Wiehl war, Reiseleiterin für die Gruppe. Sie nimmt uns mit auf eine Rundfahrt und zeigt uns ihren Garten, jüdische Siedlungen und die „Mauer“. Beit Jala, Beit Sahour und Bethlehem stehen auf dem Programm mit der Besichtigung der Hirtenfelder und der Geburtskirche. Es ist eine sehr persönliche Begegnung mit Faten Mukarker, in deren Haus wir anschließend zum Essen eingeladen sind. Ihr Mann Nicola hat gekocht und wir hören aufmerksam zu, welche Botschaft sie für uns haben. Sie machen deutlich, dass es auf beide Seiten Menschen gibt, die den Frieden wollen und dass alles dafür getan werden muss.

Auch das Tote Meer steht auf dem Programm, so dass jeder sich davon überzeugen kann, ob das Wasser auch wirklich trägt. Der letzte Tag ist mit dem Besuch in Jerusalem noch einmal ein Höhepunkt: Blick vom Ölberg; Fußweg hinunter zur Kirche der Nationen und den Garten Gethsemane, durch das Löwentor in die Altstadt, über die Via Dolorosa zur Grabeskirche. Mit der Besichtigung der Klagemauer endet das Programm in Jerusalem und in Israel. Die Teilnehmer sind sich einig, dass dies eine besondere Reise mit vielen Erlebnissen und Ereignissen war, die kaum zu beschreiben sind, viele Teilnehmer würden eine solche Reise wieder mitmachen. Unterwegs war eine Gruppe mit vielen Individualisten, aber alle hatten die gleiche Motivation. Diese Reise wurde den Vorstellungen gerecht: wandern und Israel auf eine andere Art zu erleben. Dies ist vor allem durch eine gute Zusammenarbeit der Reiseleitung mit dem israelischen Guide sowie dem hervorragenden Busfahrer gelungen, der 20 Jahre in der Schweiz gelebt hat und perfekt deutsch spricht.

Es sind außerdem die persönlichen Begegnungen, die diese Reise geprägt haben: Kontakte in der Partnerstadt Jokneam, eine Einladung des Busfahrers in sein Haus und ein persönlicher Bericht über sein Leben als Beduine sowie die Einladung und die Berichte von Faten Mukarker über das palästinensische Volk. Innerhalb der Gruppe kam es zu angeregten Gesprächen über die politische Situation im Nahen Osten. Israel ist eine Reise wert und es gibt viel zu erleben und zu sehen – eben nicht nur Kirchen und heilige Stätten, sondern abseits der Touristenströme sehr schöne Wanderrouten. Wer sich für eine Reise nach Israel interessiert, im Oktober findet die nächste Begegnungsreise in die Partnerstadt Jokneam statt, kann sich informieren bei Gerhard Hermann, 02262/97520, E-Mail: [email protected].

Gerhard Hermann

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