Wiehler zu Gast in Wielkopolska/Großpolen

(10. Oktober 2014) Der Weg war relativ weit, aber die Reise hat sich gelohnt: Fast 900 km trennen die Stadt Wiehl von Rogozno und Ryczywol im Kreis Oborniki. Zu beiden Orten unterhält die Stadt Wiehl Kontakte.
Vor drei Jahren, genau am 1. September 2011, unterzeichneten die Bürgermeister von Wiehl, Rogozno und Ryczywol eine Absichtserklärung, die zum Ziel hatte, die Kontakte weiter zu vertiefen, um eine tragfähige Basis für eine spätere Städtepartnerschaft zu schaffen.

Großpolen und das Rheinland verbindet eine über 1000-jährige, gemeinsame Geschichte: die erste Königin Polens, Rycheza, stammte von der Tomburg. Ihre Hochzeit mit dem Sohn des polnischen Herrschers Boleslaw dem Tapferen, wurde im Jahre 1000 am Grabe des Hl. Adalbert in Gnesen von Kaiser Otto III. persönlich eingefädelt.

Da bisher nur Bürgermeister Werner Becker-Blonigen, einige Vertreter des Rates, der Johanniter und Vertreter der Hospizbewegung, sowie Repräsentanten der BWO und der HBW im Kreis Oborniki waren, wurde durch den Freundeskreis eine Reise angeboten, die für alle Interessierten offen war. Mit 41 Personen machte man sich am 1. September auf, die Region Großpolen mit der dortigen Hauptstadt Posen kennen zu lernen.

Die Reisegruppe bestand zum Teil aus Mitgliedern des Deutsch-Polnischen Freundeskreises Wiehl-Rogozno-Ryczywol, aber in der Mehrheit aus interessierten Menschen aus Wiehl, Bergneustadt und Gummersbach. Die einzelnen Reiseziele wurden von Roswitha Köhlert, Alois Kampa, Hans-Joachim Klein und Gerhard Hermann vorbereitet.

Am ersten Abend erreichte der Bus nach 12-stündiger Fahrt das Hotel Rzymski in Posen. Gut ausgeruht besichtigte die Gruppe am nächsten Tag bei strömendem Regen Posen, die Hauptstadt Großpolens. Hier ist besonders die Altstadt mit dem historischen Rathaus und ein Stadtmodell über die Zeit vom 10. - 19. Jahrhundert zu erwähnen. Weiter ging es am dritten Tag mit der Besichtigung der Alten Brauerei (heute Handels- und Kulturzentrum) in Gnesen, der ersten Hauptstadt Polens. Anschließend wurde die Kathedrale mit der berühmten Türe, welche das Leben des Hl. Adalbert nachzeichnet, besichtigt. Die in der Kathedrale befindlichen sterblichen Überreste des tschechischen Bischoffs, machten die Stadt seinerzeit zu einem bedeutenden Pilgerort und steigerten das Ansehen des damals jungen Königreiches.

Die ehrenamtlichen Betreuer Ewa Wiese und Pawel Wegrzak führten am nächsten Tag an den Ort Nationalen Gedenkens in den Wäldern von Roznowice, wo in der Zeit des 2. Weltkrieges mehr als 12.000 Polen durch die deutschen Besatzer umgebracht wurden. Die Gäste legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an und lauschten anschließend tief berührt den Erklärungen der Übersetzer Roswitha Köhlert und Alois Kampa. Danach begaben sich die Besucher zur Kirche des Barmherzigen Herrn in Oborniki, wo sie von Pfarrer Zbigniew Urny begrüßt und zur Besichtigung der neuen Kirche und anschließendem Kaffeetrinken eingeladen wurden. Man wäre gerne noch viel länger in Oborniki geblieben, wenn das Programm es ermöglicht hätte. Nebenbei war die Betreuerin der ehrenamtlichen Hospizgruppe, Frau Grazyna Stachowiak hocherfreut über die Nachricht von Christian von Sierakowski, dass bald ein Hilfstransport eintreffen wird. Unter den Hilfsgütern befinden sich auch Dinge für das Hospiz. Im Rathaus von Rogozno begrüßte um 14 Uhr der Bürgermeister von Rogozno, Herr Boguslaw Janus die Gäste, gemeinsam mit Frau Elwira Jozefek, der Vorsitzenden des „Vereins Rogozno - Europa - Unsere Freunde". Hans-Joachim Klein bedankte sich bei Bürgermeister Janus für die freundliche Aufnahme und die große Gastfreundschaft und überreichte einen Geldbetrag für den Europa Club des Gymnasiums Nr. 1 in Rogozno. Nach dem Besuch im Rathaus nutzte man das gute Wetter für einen Spaziergang zum ehemaligen Evangelischen Friedhof in Rogozno und anschließend zu einem Spaziergang über die neue Promenade entlang des Sees, in dem sich das Stadtpanorama wunderschön spiegelte.

Der erste Programmpunkt am nächsten Tag war die Besichtigung der denkmalgeschützten Holzkirche von Welna und das Mühlenmuseum in Jaracz. Hier konnten die Gäste beim Drehen der Mühle ihre Kräfte zeigen. Besonderes Interesse fand das am Fluss Welna arbeitende Wasserkraftwerk. Am sonnigen Nachmittag wurde Ryczywol in Augenschein genommen, darunter der neu eröffnete Supermarkt Biedronka, der Markplatz mit vielen Geschäften, ganz besonders eine Konditorei mit frischen und köstlichen Backwaren und eine Metzgerei mit ausgezeichneten und schmackhaften polnischen Erzeugnissen.

Um 14:00 Uhr begrüßte Bürgermeister Jerzy Gacek und der Vorsitzende des Rates, Witold Krus, die Gäste im Rathaus. Hans-Joachim Klein bedankte sich für die herzliche Aufnahme und Gastfreundschaft und überreichte dem Bürgermeister einen Geldbetrag zur Unterstützung der Instandsetzungsarbeiten an der ehemaligen Evangelischen Kirche, die später noch besichtigt wurde. Nachdem ein Erinnerungsbild gemacht wurde, begab man sich auf Einladung des Schulleiters Witold Korbanek zur Besichtigung der Grundschule. In dem naheliegenden Park, wo sich früher der Evangelische Friedhof befand, haben die Besucher ein Blumengebinde niedergelegt und Kerzen angezündet. Auch die Katholische St. Nicolaus Kirche wurde besichtigt. Besonders eindrücklich war die kostbare Innenausstattung und der Umfang der Instandsetzungsarbeiten.

Beim gemeinsamen Abendessen am letzten Abend trafen sich die Gäste aus Wiehl mit Vertretern der Verwaltungen von Rogozno und Ryczywol, ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern und Kulturschaffenden beider Gemeinden, die ein Interesse an der Vertiefung der Kontakte zu Wiehl haben. Bei der ausgezeichneten Musik der Gruppe „Chlopcy z tamtych lat - Jungs der früheren Jahre" hat man sich prächtig unterhalten und getanzt. Die Vertreterinnen des Vereins „Ale babki" und "Kraina 3 Rzek", die Damen Renata Gebiak-Binkiewicz und Magdalena Swoboda, überreichten an Christian von Sierakowski eine kleine Esche mit dem Wunsch, dass diese gut im Rheinland gedeihen möge. Es sollte hier auch nicht unerwähnt bleiben, dass durch die Familie von Sierakowski in der Region viel geleistet wurde und auch noch wird.

In aller Frühe hieß es Abschied nehmen. Voller neuer Eindrücke, Erinnerungen und mit viel neuem Wissen über die Region Großpolen kamen alle wohl behalten in der Heimat an. Ganz sicher wird es einige Zeit dauern, bis alles verarbeitet ist und für viele war es bestimmt nicht die letzte Fahrt in die Region Großpolen, denn so war man sich einig: Polen ist eine Reise wert!

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