Erste Trauerreise der Malteser: Das Leben zurückerobern

(6. April 2016) Drei Tage in Koblenz. Offene Ohren und eine tolle Umgebung – das begeisterte die Teilnehmer der ersten Trauerreise der Malteser.
Von links: Walter Braunsch, Rolf Trapp, Christel Pantel, Susanne Piraccini und Annemarie Rutte. Foto: Susanne DrögemeyerVon links: Walter Braunsch, Rolf Trapp, Christel Pantel, Susanne Piraccini und Annemarie Rutte. Foto: Susanne Drögemeyer „Mama, Du machst das richtig“, hat die Tochter von Annemarie Rutte gesagt. „Geh raus, lerne Menschen kennen und haue beim Shoppen das Geld auf den Kopf!“ Das gab sie ihrer Mutter mit auf den Weg, als diese jetzt mit den Maltesern zu einer Reise von Wiehl nach Koblenz gestartet ist. Der dreitägige Ausflug an die rheinland-pfälzische Stadt an Rhein und Mosel war die erste von Fachleuten begleitete Trauerreise des Malteser-TrauerZentrumsOberberg in Wiehl. Vier Reisende und zwei ausgebildete Trauerbegleiter waren unterwegs: Sie reisten mit der Bahn nach Koblenz, schauten sich die Stadt an, gingen gemeinsam essen und nutzten die Zeit für Austausch und Gespräche.

„Es ist uns allen gut ergangen“, berichtet Christel Pantel. Vom Wetter über die Stadt und das Essen bis hin zur Gemeinschaft habe alles gestimmt, sagt die seit fünf Jahren verwitwete Windeckerin. Sie hatte aus der Zeitung von der Reise erfahren und sich direkt angemeldet. „Ich habe den Artikel darüber erst einmal mehrfach gelesen“, erzählt Susanne Piraccini aus Lindlar. Dann habe sie ihre Hemmungen überwunden, zum Telefonhörer gegriffen und sich ebenfalls bei den Maltesern zu einem ersten Infoabend gemeldet. „Um auszuprobieren, wie man nach einem persönlichen Verlust eine Reise bewältigt, waren diese drei Tage perfekt“, sagt Reiseteilnehmer Walter Braunsch aus Reichshof. Und alle Reisenden fanden es beruhigend, dass sie Trauerbegleiter an ihrer Seite hatten. „Sie konnte man immer ansprechen, wenn es einem schlecht ging“, sagt Susanne Piraccini. Am Rhein. Foto: Rolf TrappAm Rhein. Foto: Rolf Trapp Die Trauer und der persönliche Umgang mit ihr waren immer wieder Thema bei der Reise. Und das sei befreiend gewesen, sagt Christel Pantel. „Denn man wusste: Hier nervst Du keinen damit.“ In ihrem alltäglichen Umfeld stoßen die Trauernden dagegen nicht selten auf Verunsicherung, auf Ängste und Ablehnung, wenn sie über ihren Verlust und ihre Gefühle sprechen wollen. „Außerdem brauchte man bei unserer Reise nicht viel zu erklären, da die anderen dasselbe erlebt haben“, ergänzt Annemarie Rutte.

Neben Einzel- und Gruppengesprächen standen bei der Reise eine Stadtführung durch Koblenz und eine Fahrt mit der größten Luftseilbahn Deutschlands hinauf zur Festung Ehrenbreitstein auf dem Programm. Auch das Deutsche Eck, an dem die Mosel in den Rhein mündet, war einen Ausflug wert. „Von dieser Reise nehme ich viel mit in meinen Alltag“, sagt Annemarie Rutte. Und Susanne Piraccini ergänzt: „Die drei Tage waren für mich wie ein Rückkehr ins Leben. Ich weiß jetzt, dass ich aufbrechen und etwas Neues beginnen kann.“

„Wer seine gewohnte Umgebung und seinen Alltag verlässt, der kann aus diesem Abstand heraus einen neuen Blick auf sein Leben werfen“, sagt der ehrenamtliche Trauerbegleiter Rolf Trapp, der mit Trauerbegleiterin Susanne Drögemeyer bei der Fahrt nach Koblenz mit dabei war. „In der erste Phase der Trauer hätte ich solch eine Reise nicht bewältigt“, sagen Teilnehmer der Reise, andere dagegen erklären: „Für mich war das Verreisen immer schon ein Weg, mit der Trauer fertig zu werden. „Jeder Mensch soll ganz für sich selbst entscheiden, wann für ihn der richtige Zeitpunkt für solch eine Reise ist“, ergänzt Malteser-Trauerbegleiter Rolf Trapp.