Von links: Walter Braunsch, Rolf Trapp, Christel Pantel, Susanne Piraccini und Annemarie Rutte. Foto: Susanne Drögemeyer
„Mama, Du machst das richtig“, hat die Tochter von Annemarie Rutte gesagt. „Geh raus,
lerne Menschen kennen und haue beim Shoppen das Geld auf den Kopf!“ Das gab sie ihrer
Mutter mit auf den Weg, als diese jetzt mit den Maltesern zu einer Reise von Wiehl nach
Koblenz gestartet ist. Der dreitägige Ausflug an die rheinland-pfälzische Stadt an Rhein und
Mosel war die erste von Fachleuten begleitete Trauerreise des Malteser-TrauerZentrumsOberberg in Wiehl. Vier Reisende und zwei ausgebildete Trauerbegleiter
waren unterwegs: Sie reisten mit der Bahn nach Koblenz, schauten sich die Stadt an, gingen
gemeinsam essen und nutzten die Zeit für Austausch und Gespräche.
„Es ist uns allen gut ergangen“, berichtet Christel Pantel. Vom Wetter über die Stadt und das
Essen bis hin zur Gemeinschaft habe alles gestimmt, sagt die seit fünf Jahren verwitwete
Windeckerin. Sie hatte aus der Zeitung von der Reise erfahren und sich direkt angemeldet.
„Ich habe den Artikel darüber erst einmal mehrfach gelesen“, erzählt Susanne Piraccini aus
Lindlar. Dann habe sie ihre Hemmungen überwunden, zum Telefonhörer gegriffen und sich
ebenfalls bei den Maltesern zu einem ersten Infoabend gemeldet. „Um auszuprobieren, wie
man nach einem persönlichen Verlust eine Reise bewältigt, waren diese drei Tage perfekt“,
sagt Reiseteilnehmer Walter Braunsch aus Reichshof. Und alle Reisenden fanden es
beruhigend, dass sie Trauerbegleiter an ihrer Seite hatten. „Sie konnte man immer
ansprechen, wenn es einem schlecht ging“, sagt Susanne Piraccini.
Am Rhein. Foto: Rolf Trapp
Die Trauer und der persönliche Umgang mit ihr waren immer wieder Thema bei der Reise.
Und das sei befreiend gewesen, sagt Christel Pantel. „Denn man wusste: Hier nervst Du keinen damit.“ In ihrem alltäglichen Umfeld stoßen die Trauernden dagegen nicht selten auf
Verunsicherung, auf Ängste und Ablehnung, wenn sie über ihren Verlust und ihre Gefühle
sprechen wollen. „Außerdem brauchte man bei unserer Reise nicht viel zu erklären, da die
anderen dasselbe erlebt haben“, ergänzt Annemarie Rutte.
Neben Einzel- und Gruppengesprächen standen bei der Reise eine Stadtführung durch
Koblenz und eine Fahrt mit der größten Luftseilbahn Deutschlands hinauf zur Festung
Ehrenbreitstein auf dem Programm. Auch das Deutsche Eck, an dem die Mosel in den Rhein
mündet, war einen Ausflug wert. „Von dieser Reise nehme ich viel mit in meinen Alltag“, sagt
Annemarie Rutte. Und Susanne Piraccini ergänzt: „Die drei Tage waren für mich wie ein
Rückkehr ins Leben. Ich weiß jetzt, dass ich aufbrechen und etwas Neues beginnen kann.“
„Wer seine gewohnte Umgebung und seinen Alltag verlässt, der kann aus diesem Abstand
heraus einen neuen Blick auf sein Leben werfen“, sagt der ehrenamtliche Trauerbegleiter
Rolf Trapp, der mit Trauerbegleiterin Susanne Drögemeyer bei der Fahrt nach Koblenz mit
dabei war. „In der erste Phase der Trauer hätte ich solch eine Reise nicht bewältigt“, sagen
Teilnehmer der Reise, andere dagegen erklären: „Für mich war das Verreisen immer schon
ein Weg, mit der Trauer fertig zu werden. „Jeder Mensch soll ganz für sich selbst
entscheiden, wann für ihn der richtige Zeitpunkt für solch eine Reise ist“, ergänzt Malteser-Trauerbegleiter Rolf Trapp.