Im Schlaganfall-Infobus boten Diabetesberater und Apotheker Gesundheitschecks. Foto: Klinikum Oberberg
Gerade die ersten Stunden sind entscheidend, um
bei einem Schlaganfall nachhaltig helfen zu können. Das machten neben Neurologen des
Kreiskrankenhauses Gummersbach auch der Rettungsdienst des Oberbergischen Kreises,
Geschäftsführer und Neurologie-Chefarzt der MediClin Klinik Reichshof, die Selbsthilfebeauftrage
der Dr.-Becker-Rhein-Sieg-Klinik, Vertreter der AOK Rheinland-Hamburg, der Lindlarer Diabetologe
Michael Naudorf und die Oberberg Apotheke deutlich.
Die von Boehringer Ingelheim initiierte und in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe sowie der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und vielen weiteren Partnern umgesetzte
Aufklärungstour machte auf ihrer bundesweiten Tour auch in Wiehl Halt. Der Wiehler Bürgermeister
Ulrich Stücker freute sich sehr, die Schlaganfall-Initiative Oberberg nach fünf Jahren Pause wieder
in Wiehl zu begrüßen: „2014 war in Wiehl die Geburtsstunde der Schlaganfall-Initiative Oberberg,
die damals erstmals rund um den Londoner Doppeldeckerbus für wichtige Aufklärung über die
schnelle Hilfe beim Schlaganfall gesorgt hat“, sagte Bürgermeister Stücker. „2014 kamen die
Patienten noch auffällig spät mit Schlaganfall-Symptomen in die Klinik“, berichtete Prof. Blaes. Die
Lyse, eine medikamentöse Therapie zur Auflösung des Blutgerinnsels im Gehirn, war nur bei 6,5
Prozent der Patienten möglich. „Dank unserer gemeinsamen Aufklärungsarbeit in der Schlaganfall-
Initiative liegt die Lyserate inzwischen bei 12 -13 Prozent“, sagte Prof. Blaes, der rund 1150
Schlaganfall-Patienten mit seinem Team im vergangenen Jahr behandelt hat. Das Verfahren kann
nur in den ersten drei bis vier Stunden nach einem Schlaganfall angewendet werden und
Folgeschäden wie Lähmungen verhindern. „Daher können wir nicht oft genug darüber aufklären,
dass ein Schlaganfall ein Notfall ist. In jeder Minute, die ungenutzt vergeht, sterben Gehirnzellen
ab.“ Sein Ziel sei eine Lyserate von 20 Prozent.
Dieses Ziel verfolgen in der Initiative auch die Kassenärztliche Vereinigung, die Reha-Kliniken im
Kreis, der Oberbergische Kreis mit dem Gesundheitsamt und dem Rettungsdienst sowie die AOK
Rheinland-Hamburg mit der Regionaldirektion Oberberg – Rhein-Berg - Leverkusen. „Die Krankheit erkennen und dann schnell auf einer spezialisierten Schlaganfall-Station, einer Stroke Unit, versorgt
werden: darauf kommt es an“, betont der stellvertretende AOK-Regionaldirektor Ralf Laflör. „Es ist
sehr wichtig, dass wir so vielen Menschen wie möglich die Frühwarnzeichen eines Schlaganfalls
bekannt machen“, unterstrich auch der Chefarzt der Neurologie am MediClin Reha-Zentrum
Reichshof, Dr. Jürgen Bonnert. „Wir behandeln rund 800 Patienten im Jahr, die mit den
Folgeschäden zu kämpfen haben.“ Er behandle Risikofaktoren wie Diabetes und Bluthochdruck
weiter und vermittle seinen Patienten einen gesunden Lebensstil, um weitere Erkrankungen zu
verhindern.
Bürgermeister Ulrich Stücker, Kathrin Duve, Dr. Jürgen Bonnert, Angelique Bramers, Ralf Laflör, Stephan Franz, Ina Albowitz, Iris Trespe, Prof. Franz Blaes, Andre Schmittner und Angelika Domnick warben für schnelles Handeln beim Schlaganfall. Foto: Klinikum Oberberg
Und wenn es dann doch passiere, könne man sich von einem Schlaganfall mit professioneller Hilfe
und dem eigenen Willen auch wieder erholen, machte Ina Albowitz Betroffenen Mut. Die
Kreistagsabgeordnete hatte selbst einen Schlaganfall erlitten. Unterstützung bieten auch die
Schlaganfall-Selbsthilfe-Gruppe Wiehl an und die Schlaganfallhelfer, die in der Rhein-Sieg-Klinik in
Nümbrecht ausgebildet werden.
Um Risikofaktoren wie Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht zu erkennen
und mit den richtigen Mitteln zu verhindern, waren viele Besucherinnen und Besucher zum
Schlaganfall-Infobus gekommen. Apothekerinnen, Diabetesberater, Mediziner und die
Ernährungsberatung der AOK gaben viele hilfreiche Tipps. Im Minutentakt demonstrierten die
Experten anhand eines Ultraschalls die Blutversorgung des Gehirns durch die Halsgefäße, boten
Blutzuckertest, Blutdruckmessungen und BMI-Berechnungen an. „Die Wiehler Bevölkerung nimmt
das Aufklärungsangebot sehr gut an“, freute sich Bürgermeister Stücker über das große Interesse.