
Das Betreuen und Begleiten sterbender Menschen setzte ganz spezielle Kenntnisse des Personals voraus, informierte Tuzan ihre Gäste. "Eine Palliativ-Care-Fachausbildung sollte daher eigentlich zur Standardqualifikation gehören." Die Palliativmedizin setze dort ein, wo eine Heilung nicht mehr möglich sei, und eine Begleitung zum Tode erforderlich werde. "Im letzten Lebensabschnitt werden schwer wiegende Symptome gelindert oder genommen, außerdem wird Hilfe beim Verarbeiten von Angst, Verzweiflung, Wut oder Resignation geleistet." Zurzeit sei die Palliativ-Care-Ausbildung freiwillig und mit 2500 Euro sehr teuer. Meistens werde dieser Betrag privat oder - wie bei den Johannitern - vom Träger bezahlt.
Das Thema "Sterben" in die Öffentlichkeit tragen
"Damit diese Zusatzqualifikation selbstverständlich wird, ist auch die Politik gefragt", ergänzte JUH-Regionalvorstand Michael Adomaitis. Ebenso könnten Politiker dazu beitragen, das Sterben zu einem öffentlichen Thema zu machen und es damit zu enttabuisieren.
Beim Forum "Sterben in Würde" der CDU-Landtagsfraktion Ende Januar in Paderborn waren die Politiker Stahl und Löttgen durch Hospizleiterin Gerlinde Tuzan auf das Haus der Johanniter in Wiehl aufmerksam gemacht worden. Fraktionsvorsitzender Stahl hatte damals seinen Besuch im Johannes-Hospiz angekündigt. "Denn es ist auch mein Wunsch, dass das Sterben in unserer Gesellschaft kein Tabu ist", sagte Stahl in Wiehl. "In Nordrhein-Westfalen sterben jährlich 190 000 Menschen, und es mir ist es wichtig, wie sie ihren letzten Weg gehen."

Über die Arbeit der 34 ehrenamtlichen Sterbebegleiter informierte Inge Kotz von der ambulanten Malteser-Hospizgruppe die Gäste: "Zehn der ausgebildeten Freiwilligen sind stets im Hospiz im Dienst." Ihre unverzichtbare Mitarbeit werde jedoch leider nicht refinanziert, erklärten Kotz und Tuzan. Denn die Arbeit der Helferinnen und Helfer werde zwar als ambulanter Dienst entgeltet - also bei den Menschen zuhause - nicht jedoch beim Einsatz in einer stationären Einrichtung wie dem Hospiz.
"Hier sind wir ebenso auf Spenden angewiesen, wie beim Betreiben des gesamten Hauses"; erklärte Regionalvorstand Adomaitis. Das Gesetz sehe nämlich nur eine 90-prozentige Finanzierung des Hospizes durch die Kranken- und Pflegekassen vor. Das Johannes-Hospiz mit seinen zehn Zimmern und den zehn hauptamtlichen Kräften hatte im Februar 2005 seine Arbeit aufgenommen. Bis jetzt sind im Haus 110 sterbende Menschen und ihre Familienangehörigen und Freunde betreut worden.