Armut ist weiblich

(7. März 2006) Gedanken zum Weltgebetstag der Frauen und zum Internationalen Frauentag von Monika Höhn.
Armut ist weiblich
Gedanken zum Weltgebetstag der Frauen am 3. März und
zum Internationalen Frauentag
am 8. März 2006
von Monika Höhn


Eines haben beide Tage gemeinsam: es geht um die Solidarität mit der Lebenswirklichkeit von Frauen - weltweit. Beim Weltgebetestag versammeln sich Frauen in über 170 Ländern zu einem Gottesdienst, um in einer ökumenischen Feier - über konfessionelle Grenzen hinaus - auf die Probleme und Zusammenhänge ihres Landes hinzuweisen. Das geschieht durch "Informiertes Beten - betendes Handeln" , bei dem Frauenprojekte durch die Kollekten in der ganzen Welt gefördert werden. In diesem Jahr geht es in unseren oberbergischen Gemeinden um das Thema "Südafrika". Der Weltgebetstag der Frauen (WGT) ist weltweit die größte ökumenische Basisbewegung von Frauen und leistet seit seinen Anfängen 1927 in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für weltweite Probleme und Zusammenhänge. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Situation von Frauen im Land gerichtet.

Eine andere Möglichkeit, für die Rechte von Frauen zu kämpfen und diese öffentlich zu machen, sind weltweite Demonstrationen, wie sie von Frauen am Internationalen Frauentag wahrgenommen werden.

Auch in unserer Region boten die Gleichstellungsstellen des Oberbergischen Kreises Veranstaltungen an mit Informationen rund um das Thema Frau mit Beisammensein, Austausch und Gesprächen. Die Absicht dieses historischen Datums ist vielleicht für die Öffentlichkeit nicht immer erkennbar.

Was ist übriggeblieben von diesem denkwürdigen 8. März ? Ist dieser Tag mit seinem einstmals politischen Anspruch seit März 1911 überflüssig geworden? Es ging damals um den Kampf für Gleichberechtigung der Frauen, um die Festsetzung von Mindestlöhnen, um ausreichenden Mutter- und Kinderschutz, um Arbeitsschutzgesetze und Wahl- und Stimmrecht für Frauen, um den Achtstundentag. Ein Tag, der in seinen Anfängen eng verknüpft war mit der sozialistischen ArbeiterInnenbewegung, der sich jedoch über die Jahre hinweg von ideologischen und parteipolitischen Einflüssen löste und zu einem Tag der Rechte der Frau wurde.

1932 wurde der Frauentag von den Nazis verboten und durch den Muttertag ersetzt. Die NS-Ideologie brachte diesen starken Rückschritt von der Rolle der Frau als Ehefrau und Mutter.

Gerade von der Reise in eines der ärmsten Entwicklungsländer, Nicaragua, zurückgekehrt, habe ich besonders an diesem 8. März Bilder von Frauen vor Augen: sie stehen in der tropischen Hitze auf den Feldern, Giftkanister mit Grammoxon, einem Unkrautver-nichtungsmittel auf dem Rücken, das sie versprühen, um ihre Reisfelder zu bestellen. Arbeitskräfte sind nicht zu bezahlen. Der Umsatz ist lukrativ für die "Giftindustrie" die gerade in der "Dritten Welt" immer wieder gute Absatzmöglichkeit findet. Bildung ist nicht für alle zugänglich und finanzierbar und viele sind sich der lebensbedrohlichen Gefahren nicht bewusst.

Ich denke an Frauen, hochschwanger und risikogefährdet, die einen Transport von ihrer Hütte auf einem LKW in einen Gesundheitsposten nicht überstanden haben, weil ihnen aufgrund ihrer Armut eine medizinische Betreuung nicht möglich war. Ich sehe Frauen mit ihren Kleidern im Wasser stehend, ihr Trinkwasser aus dem See für ihre Hütten in die Kanister abfüllen, das sie mit dem Pferd in ihr Dorf transportieren. Sie haben bis heute keinen Zugang zum Trinkwasser, keine Elektrizität. Ihre Kinder und sie selbst, sterben früh, weil sie krank und mangelernährt sind.

Ich denke an Frauen, die ihre Männer, ihre Kinder und Familienangehörigen in unsinnigen Kriegen und bei Naturkatastrophen verloren haben, deren Schreie gegen einen Krieg nie gehört wurden. Heute sind sie auf eine spendenfreudige Solidargemeinschaft angewiesen, mit deren Hilfe sie überleben sollen. Unzählige Beispiele ließen sich fortführen und es ist gut zu wissen, dass es viele kleine und große Organisationen, Gruppen und Einzelpersonen gibt, die sich für die Eine-Welt engagieren. Erinnern wir uns heute, am 3. und 8. März 2006 ganz besonders, an unsere Möglichkeiten. Formulieren wir unsere Rechte - hier und dort, durch Gebete und durch unsere Präsenz in der Öffentlichkeit.