Gedenkfeier zum 60. Todestag Dietrich Bonhoeffers

(15. April 2005) Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wiehl hatte in Gedenken an die Ermordung seines Namensgebers Dietrich Bonhoeffer vor 60 Jahren zu einer Feierstunde in die Aula eingeladen.
Dr. Rainer Engelberth, Lehrer am Wiehler Gymnasium, würdigte in seinem beeindrucken Referat den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer. Schüler eines Religionskurses lasen aus seinen Briefen. Für einen würdigen musikalischen Rahmen dieser Feierstunde sorgten Luisa Imorde und Christoph Stöber.

Dietrich Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 zusammen mit Wilhelm Canaris, Ludwig Gehre, Hans Oster, Karl Sack und Theodor Strünck im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet. Es geschah auf spezielle Weisung Himmlers, die Hinrichtung rechtzeitig zu vollziehen, bevor die amerikanischen Truppen Sachsenhausen erreichten. Noch in den letzten Wochen vor ihrem Untergang rächte sich die Naziherrschaft an Menschen, die gegen sie aufbegehrten. Sie besiegelte damit deren unfreiwilliges Martyrium. Gerade dadurch bleiben diese Blutzeugen über Generationen hinweg Vorbilder der Zivilcourage und des Muts.

Der 9. April 1945 ist Anlass, sich Bonhoeffers Leben und Werk neu zu vergegenwärtigen, wie es Dr. Engelberth und die Schüler getan haben.

Am 4. Februar 1906 wurde Dietrich Bonhoeffer als sechstes von acht Kindern in Breslau geboren. Sein Vater war ein renommierter Psychiater und Neurologe. 1923 entschied sich Bonhoeffer zum Studium der Theologie.

Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 bedeutete auch für Bonhoeffer einen tiefen Einschnitt. Er wurde zum entschiedenen und unerschrockenem Gegner des nationalsozialistischen Unrechtsregimes. Schon im Sommer 1932 schrieb Bonhoeffer, dass "der Sieg der Hitlerpartei unabsehbare Konsequenzen nicht nur für die Entwicklung des deutschen Volkes, sondern für die Entwicklung der ganzen Welt" hätte. Der staatliche Terror gegen die jüdische Bevölkerung rief ihn als einen der ersten Kirchenmänner auf den Plan. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die nationalsozialistische Judenpolitik jeglicher Legitimität entbehre und es die Pflicht der Kirche sei, den Opfern zu helfen. Bonhoeffer war der Überzeugung, dass nicht die Reinheit des eigenen Gewissens, sondern die konkrete Verantwortung für das Leben und die Zukunft anderer Menschen der Leitgedanke christlicher Ethik sei.

Der bekennende Christ und Menschenrechtler Bonhoeffer, der Hitler einen Antichristen nannte, wurde zum aktiven Verschwörer, der sich an konspirativen Vorbereitungen eines Umsturzes beteiligte. Die unsagbaren Dimensionen der nationalsozialistischen Verbrechen trieben ihn zum Äußersten. Der Tyrannenmord und der Verstoß gegen das göttliche Gebot einerseits, die Befreiung Deutschland und der Welt vom Joch des Nationalsozialismus andererseits stürzten Bonhoeffer in tiefe Gewissenskonflikte.

Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 fand man Beweise für Bonhoeffers konspirative Tätigkeit, die sein Todesurteil bedeuteten.

Es dauerte mehr als 50 Jahre, bis das Berliner Landgericht 1996 die Rehabilitierung Dietrich Bonhoeffers bestätigte.

Marianne Stitz