"Können wir hier ein Praktikum machen?"
"Sicher ist es ein Experiment, mit meinen Schülerinnen und Schülern einen solchen Besuch zu machen," meinte Michael Höhn. "Ich meine aber, dass sie gut auf diese erste Begegnung vorbereitet sind und hoffe, dass sie heute viel in ihren Alltag mitnehmen werden."
Ohne zu zögern hatten sich die Mitarbeiterinnen des Stationären Johannes Hospiz Oberberg Die Johanniter und der Ambulanten Malteser Hospizgruppe - Frau Tuzan, Frau Kotz, Frau Schäfer und Frau Kehrbaum - auf Anfrage von Michael Höhn dazu bereit erklärt, die jungen Leute zu empfangen. "Wichtig ist mir, den jungen Menschen zu vermitteln, dass Sterben mitten ins Leben hinein gehört", erklärte Michael Höhn die Idee zu diesem Besuch. "Diese Erfahrung im Hospiz könnte dabei eine Hilfe sein, die Angst vor dem Sterben ein wenig kleiner zu machen."
Die jungen Leute hatten bereits im Religionsunterricht die Gelegenheit, ihr eigenes Testament zu formulieren, über Tod und Sterben zu sprechen und ihren persönlichen Grabstein zu entwerfen. "Da gab es schon erstaunliche Beiträge und hervorragende Gespräche," betonte der Berufsschulpfarrer. "Aber auch ein Besuch bei einem Bestatter, in der neugestalteten Dieringhauser Friedhofshalle und auf dem Friedhof sind von jeher Bestandteil meines Religionsunterrichts," fügt er hinzu.
Die Ängste, ein solches "Sterbehaus" zu besuchen, verflüchtigten sich sehr schnell, nachdem die Schülerinnen und Schüler das Hospiz betreten hatten. Nicht zuletzt die freundliche und helle Atmosphäre des Hauses trug dazu bei, dass sich alle bald "wie zu Hause fühlten." Die Möglichkeit, in ein Zimmer hineinzusehen - alle anderen waren inzwischen mit Patienten belegt - und in einem geschützten Raum ihre Fragen zu formulieren, die Frau Kehrbaum ihnen bereitwillig beantwortete, war sicher ein Gewinn für beide Seiten.
"Immer noch ist das Sterben ein Tabuthema", erklärte sie den jungen Leuten und unterstrich, dass die Auseinandersetzung mit Tod und Sterben ein Prozess des Lernens sei. "Wie lernt man denn den Umgang mit dem bevorstehenden Tod?" fragte eine Schülerin und erhielt die Gegenfrage: "Wie ist das eigentlich bei mir ganz persönlich?"
Fragen nach Ausbildung und Beruf in pflegerischen Bereichen wurden gestellt und zur Zufriedenheit aller Beteiligten beantwortet, zur Sterbehilfe und Sterbebegleitung ebenso wie zur Schmerztherapie und zu Glaubensfragen. "Wie gehe ich mit einem Sterbenden um?" fragte ein Schüler. "Kann ich auch mit einem Sterbenden sprechen?", Wie stellen sich Familienangehörige auf diese Situation ein? Erhalten sie Hilfe?"
Am Ende waren sich alle Schülerinnen und Schüler einig: "Wir haben Interesse, ein Praktikum im Hospiz zu machen!" "Gerade zu jungen Menschen ist der Kontakt in der Hospizarbeit besonders wichtig," betonte Frau Kehrbaum noch einmal ausdrücklich und war erfreut über so viel positive Resonanz. Ein Schüler verabschiedete sich mit dem Satz: "Es war ein eindrucksvoller Vormittag und ich muss noch über ganz viel nachdenken."
Monika Höhn