„De Plattstrünkßer“ erstellen Glossar im Wiehler Dialekt

(13. September 2023) Innerhalb eines Jahres hat die Mundartgruppe „De Plattstrünkßer“ über 1.000 Wörter und Redewendungen im Wiehler Dialekt gesammelt. Ziel ist ein „Wiehler Wörterbuch“.
„De Plattstrünkßer“ tauschen auch „Schnückelcher“ (Geschichten) aus (v. l.): Hans-Jürgen Euler, Hans-Jörg „Emma“ Stoffel, Gudrun Hahn, Dieter Wirths, Karin Wenzlaff und Karin Winkels. Foto: Iris Trespe„De Plattstrünkßer“ tauschen auch „Schnückelcher“ (Geschichten) aus (v. l.): Hans-Jürgen Euler, Hans-Jörg „Emma“ Stoffel, Gudrun Hahn, Dieter Wirths, Karin Wenzlaff und Karin Winkels. Foto: Iris Trespe Seit der Gründung im August vorigen Jahres hat das Team um Iris Trespe ein Glossar erarbeitet, das nicht nur hochdeutsche Begriffe ins Wiehler Platt übersetzt, sondern auch Alleinstellungsmerkmale aufzeigt. Diese finden sich insbesondere in den Themenfeldern Haushalt/Küche und Landwirtschaft. Auch Bezeichnungen, die aus der französischen Besatzungszeit hervorgegangen sind, haben die „Plattstrünkßer“ in ihrer Wörtersammlung festgehalten.

Die Gruppe aus zehn Dialektsprecherinnen und -sprechern trifft sich jeden ersten Donnerstag im Monat in der Feuerwache an der Eichhardt und versucht sich dann ausschließlich im Wiehler Platt zu unterhalten. Themen sind Ereignisse, Alltagsleben und Familiengeschichten aus dem „alten Wiehl“, die in Mundart gesprochen besonders authentisch klingen.

„Während die Älteren fließend ‚strunkßen‘, müssen wir Jüngeren öfter Wörter und Bedeutungen nachfragen und unsere Aussprache korrigieren. Daraus hat sich eine Platt-Wörtersammlung entwickelt, die wir gemeinsam ergänzen. Dabei treten auch Varianten innerhalb der Wiehler Ortschaften auf und es fallen Einflüsse aus dem Waldbröler, Nümbrechter oder Kölner Sprachgebrauch auf“, sagt Iris Trespe: „Unser versiertester ‚Plattstrünkßer‘ ist Dieter Wirths; ein Ur-Wiehler und Kenner von ‚Histörchen‘, Ortssprache und Redewendungen.“

So erinnert sich der 87-Jährige etwa, was sich in Wiehl „tüscher Dâch unn Düster“ (wenn es dämmerte) „em Hoff“ (im Ort) ereignete. Manch einer sei „verkammesöhlt“ (verprügelt) worden, weil er ein „Saunickel“ (hinterhältiger Mensch) oder „Unducht“ (Kleinkrimineller) war. Ingrid Kader hat viele Wiehler Geschichten von ihrem Urgroßvater gehört und kann zu jedem Haus im Ort etwas berichten.

Über Begebenheiten in den Wiehler Dörfern Remperg, Dreisbach, Oberwiehl und Marienhagen sind die Plattstrünkßer Dirk Dannenberg, Gudrun Hahn, Rita Platz, Karin Wenzlaff und Karin Winkels gut informiert und tragen so zur Erweiterung der Wortsammlung bei. Als „Zugezogener“ liefert Hans-Jürgen Euler viele Stichworte. Der gebürtige Schweriner ist in Wiehl aufgewachsen und hat zahlreiche Texte in Platt gesammelt, aus denen die Plattstrünkßer weiteres Vokabular beziehen.

Der Wiehler Hans-Jörg Stoffel ist ebenfalls in einem Haushalt mit Dialektsprechern groß geworden: „Und trotzdem lerne ich jeden Monat neue Wörter in Wiehler Platt. Die Redewendung ‚Innunger hâlen‘ für ‚Mittagsschlaf halten‘, habe ich hier zum ersten Mal gehört. Und auch Wörter wie ‚wungerböörlich‘ (ungewöhnlich) kannte ich vorher nicht.“ Alphabetisch sortiert und nach Themenfeldern, Fachbegriffen und Besonderheiten gruppiert, sind die plattdeutschen Begriffe inzwischen. „De Plattstrünkßer“ hoffen jetzt auf Fördergelder, um das „Wiehler Wörterbuch“ publizieren zu können.

„,De Plattstrünkßer‘ möchten damit den Wiehler Dialekt konservieren und einen Beitrag zur rheinischen Sprachgeschichte leisten“, sagt Iris Trespe, die sich im Germanistikstudium auch mit Dialektologie beschäftigt hat. „Außerdem planen wir Tondokumente zu sammeln und einige unserer Treffen zu filmen, um auch die Aussprache zu dokumentieren. So werden wir das Wiehler Platt am Leben halten.“