BioNet-Geschäftsführer Karl Hendrik Lenz (r.) erläutert am Hackschnitzel-Bunker die Anlage, Bürgermeister Ulrich Stücker, Klimaschutzmanager Torsten Richling, Geschäftsführer Thomas Baumhof und Hausmeister Heinz Peter Schenker hören zu (v. l.). Fotos: Christian Melzer
Sowohl die Gemeinschaftsgrundschule Oberwiehl als auch die Förderschule Sprache des Oberbergischen Kreises sind an die Anlage angeschlossen. Betrieben wird sie seit dem Start von der Firma BioNet Grünenthal GmbH mit Sitz in Bergneustadt. Das Unternehmen gründete sich eigens zu dem Zweck, die Heizanlage zu sanieren und zu betreiben. „Wir haben in den Anfangsjahren sehr viel dazugelernt, vor allem in Sachen Brennstoffeinsatz“, sagte Geschäftsführer Karl Hendrik Lenz im Rahmen eines Pressegesprächs. Mit großem persönlichen Einsatz hat er das Projekt rund um nachhaltige Energieerzeugung verfolgt.
Die Mühe hat sich gelohnt, die Bilanz klingt durchweg positiv: So konnten die Brennstoffkosten zur Beheizung beider Schulen sowie der Turnhalle deutlich reduziert werden. Gleichzeitig ist der CO2-Ausstoß der Schulen von rund 300 Tonnen im Jahr 2003 auf rund 40 Tonnen pro Jahr heute gesunken – das entspricht einer Verringerung um über 80 Prozent. „Hier wurde schon vor 20 Jahren innovativ vorgegangen“, bemerkte Bürgermeister Ulrich Stücker und hob die drastische CO2-Reduzierung hervor. Zu diesem Ergebnis beigetragen haben zusätzliche Sanierungsmaßnahmen an den Gebäuden, beispielsweise die Wärmedämmung der Turnhalle oder die zeitgemäße energiesparende Beleuchtung in den Schulräumen.
„Uns war damals auch die regionale Wertschöpfung wichtig“, blickte Torsten Richling zurück, heute Klimaschutzmanager der Stadt Wiehl: „Wir wollten das Potenzial nutzen, das im Holzbestand des Oberbergischen steckt.“ Als die Anlage im März 2004 in den Regelbetrieb ging, war es die erste kommunale Holzhackschnitzel-Heizung im Kreis.
Die kurzen Wege bei der Brennstoff-Beschaffung sind für Karl Hendrik Lenz und den weiteren Geschäftsführer Thomas Baumhof weiterhin elementar. Für Nachschub sorgt einmal wöchentlich ein Landwirt aus der Gemeinde Reichshof, bei großer Kälte auch öfters. „Wenn wir das Holz aus Polen oder Tschechien besorgen müssten, bräuchten wir über diese Technik hier nicht mehr reden“, betonte Torsten Richling. 175 Kilowattstunden leistet die Heizanlage, die somit zwischen 85 und 95 Prozent der benötigten Energie liefert; die kleine Lücke schließt eine angekoppelte Gasheizung. „Wir haben es hier mit einer optimalen Kombination aus Holz und Gas zu tun, aus ökonomischer wie ökologischer Sicht“, so Karl Hendrik Lenz von BioNet.
Torsten Richling und Peter Schenker inspizieren die Klappe, hinter der das Hackschnitzel-Feuer lodert.
„Die Zuverlässigkeit der Anlage können wir absolut bestätigen“, ergänzte Daniela Nyenhuis, Leiterin der Sprachförderschule, und sprach damit auch für ihre Kollegin Nadine Safarik-Rohr, Leiterin der städtischen Grundschule. Einen großen Teil dazu trägt Schul-Hausmeister Heinz Peter Schenker bei, der in engem Zusammenspiel mit der BioNet für den optimalen Betrieb der Heizung sorgt. Von der Zukunftsfähigkeit der Holzhackschnitzel-Technik sind sowohl Stadt als auch Betreiber überzeugt. „Wir sehen unsere Anlagen auch in den nächsten Jahren gut versorgt mit regionalem Holz“, so Karl Hendrik Lenz, der zudem Realschule und Gymnasium Bergneustadt sowie das Brandschutzzentrum Kotthausen beliefert. Demnach könnte die Anlage in Oberwiehl viele weitere Jahre nachhaltige Wärme liefern.
Rückblick auf die Geschichte
Die Geschichte der Holzhackschnitzel-Heizanlage reicht zurück bis ins Jahr 1998. Damals beantragte die SPD-Fraktion im Stadtrat, sich mit der Holzheiztechnik zu befassen. Als passendes Objekt zur Realisierung einer solchen Möglichkeit zur Wärmeversorgung erschien die Grundschule, wo die alte Heizung ausgetauscht werden musste. Die Stadt gab eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Dabei stellte sich die Lagerung der Hackschnitzel innerhalb des bestehenden Gebäudes als größtes Hindernis dar: aufgrund der damit verbundenen Kosten. Im Haushalt 2001 wurden aber die nötigen Mittel bereitgestellt.
Was das gesamte Projekt jedoch hätte scheitern lassen können, war die Hochwasserkatastrophe im Mai 2001 und die daraus folgenden außergewöhnlichen Kosten für die Stadt. Den Ausweg wies die Zusammenarbeit mit der Firma BioNet Grünenthal im Jahr darauf: Das Unternehmen unterbreitete ein Angebot zur Sanierung der Heizzentrale im Oberwiehler Schulzentrum unter Einbeziehung einer Holzhackschnitzel-Heizung inklusive Betrieb der Anlage. Im Juni 2003 war das Projekt vertraglich in trockenen Tüchern. Die Sanierungsarbeiten konnten beginnen, der Probebetrieb lief erfolgreich. Seit März 2004 liefert die Einrichtung verlässlich Wärme für den Gebäudekomplex.