In 25 Jahren von einer Vision zu ausverkauften Veranstaltungen

(7. Juni 2012) Am Anfang stand eine Idee, eine Vision – die hatte vor 25 Jahren das damalige SPD-Ratsmitglied Rüdiger Boy. Begeistert von den Aktivitäten im Allgäu – wie den Kemptener Jazztagen – konnte er viele von dem Konzept überzeugen. Am 16. Dezember 1986 stimmte der Rat dem gestellten Antrag zu und so konnte im März 1987 der Verein gegründet werden. Bis heute der einzige Verein in Wiehl, der aufgrund eines Ratsbeschlusses entstand. Mit 20.000 DM Startkapital und 151 Mitgliedern startete die erste Spielzeit mit sieben Veranstaltungen.
V.l.: Dr. Erwin Kampf, Hans-Joachim Klein, Rüdiger Boy und Wolfgang Mehren - Foto: Christian MelzerV.l.: Dr. Erwin Kampf, Hans-Joachim Klein, Rüdiger Boy und Wolfgang Mehren - Foto: Christian Melzer Heute bewegt sich das Finanzvolumen bei 350.000 € und über 90 Veranstaltungen finden im Rahmen der Kulturkreisarbeit statt. Aus dem kleinen Kulturkreis ist ein mittelständisches Unternehmen geworden, so Kulturkreis-Geschäftsführer Hans-Joachim Klein. Dabei ist der Verein nie auf der Stelle getreten. Ein stolzes Spektrum kultureller Entwicklung liege aus dem letzten Vierteljahrhundert vor, so Bürgermeister Werner Becker-Blonigen. Kultur sei ein sehr weiter Begriff. Dazu gehöre, „was angenehm ist, Freude bereitet – ob Gesang, Theater, Literatur. Alles das bezeichnen wir als Kultur“, so Wiehls Bürgermeister.

1990 – ein historisches Jahr für den Kulturkreis: die Jazztage kamen hinzu. Und gleich zu den „1. Internationalen Wiehler Jazztagen“ ein hochkarätiges Künstleraufgebot mit Peter Herbolzheimer, Mr. Acker Bilk und Giora Feitmann. Ein Jahr später Lionel Hampton, der damals schon 89 Jahre alt war und mühselig die Treppen hinaufgeführt werden musste – aber auf der Bühne verjüngte er sich um 20 Jahre. 1996 das Jazztagephänomen: Marla Glen war trotz 45 DM Eintritt in 45 Minuten ausverkauft. „Davon träumen wir heute“, so Hans-Joachim Klein.

1996 der Wechsel des Vorsitzes im Kulturkreis – Rüdiger Boy gab den Leitungsstab an Wolfgang Mehren ab. Mehren hatte als Cellist auch Ambitionen für die Klassik und so kam die dann auch nicht zu kurz im Programm des Kulturkreises – was bis heute anhält. Zwei weitere neue Sparten in diesem Jahr: „Kultur für Kids“ und das erste Brauerei Open-Air. Zudem entstand die professionelle Vorverkaufsstelle „Wiehl-Ticket“. Ein weiterer Wechsel in der Kulturkreisspitze fand 2000 statt. Dr. Erwin Kampf übernahm den Vorsitz. Der konnte beim Festakt am Mittwochabend berichten, dass Kulturkreisarbeit ein schönes Stück Arbeit sei, aber: die Betonung liege auf „schön“. Er dankte nicht nur den vier Hauptsponsoren: Sparkasse der Homburgischen Gemeinden, BPW, Zunft Kölsch und der Kölner Rundschau/OVZ sondern auch den vielen ehrenamtlichen Helfern.

Der Begriff Theater tauchte 1999 zum ersten Mal auf, als die Zusammenarbeit mit dem Schau-Spiel-Studio-Oberberg zum Kulturkreisprogramm hinzu kam. Dank der Familie Kotz konnte dann mit dem Umbau des Burghauses in Bielstein auch ein fester Standort für die Kultur in Wiehl gefunden werden. Seit 2008 ist das Burghaus Bielstein ein Austragungsort für kulturelle Veranstaltungen in Wiehl und hat sich zum kulturellen Zentrum entwickelt. Mit einer Auslastung von bis zu 95 % und Programmvorausplanungen für die nächsten eineinhalb Jahre ist dem Kulturkreis etwas ganz besonderes gelungen. Renommierte Autoren, wie Helmuth Karasek und Ulla Hahn, konnten über die Buchhandlung Hansen&Kröger für Lesungen gewonnen werden und die unterschiedlichsten Musikrichtungen klingen von der Burghaus-Bühne. Von Gospel über Klassik, Cover-Bands, Blue-Grass und vieles mehr ist hier im Programm. Musik zum Mitschnippen, Mitsingen, Tanzen – einfach mal abschalten und feiern, das bescherten die „Speedos“ den Burghaus-Besuchern nicht nur beim Konzert im April – auch beim Festakt sorgten sie für eine angenehme, lockere Stimmung. Mit „Stand By Me“, „Willenlos“ oder „Hit The Road Jack“ brachten sie mit Showeinlagen, viel Entertainment und Action Stimmung in die Feierlichkeiten.

Dabei war die Wahl der Künstler für Veranstaltungen des Kulturkreises nicht immer ganz unumstritten. Beispielsweise stieß Gildo Horn auf viel Skepsis, so Hans-Joachim Klein. Aber der Vertrag war unterschrieben – die Veranstaltung anschließend: ein voller Erfolg. Umstritten auch manchmal: die Lautstärke. Selbst die Tontechniker sind da meist fast machtlos, wenn die Künstler ihr eigenes Ding durchziehen. So 2007 bei den Jazztagen, als das Spiel des Gitarristen Ruben Hoeke zu einem heftigen Angriff auf das Trommelfell der Gäste wurde. Der Tontechniker hatte nur noch eine Möglichkeit: er drehte einfach den Verstärker auf der Bühne rum.

Immer Innovativ und flexibel – wie beim kurzfristigen Umzug 1997 in die Bielsteiner Sporthalle, als die Wiehltalhalle kurz vor den Jazztagen gesperrt wurde – war der Kulturkreis in den letzten 25 Jahren. Auf der Stelle stehen geblieben ist der Kulturkreis Wiehl nie. Durch ein noch attraktiveres Programm möchte der Kulturkreis für die Zukunft noch mehr Mitglieder gewinnen. Ab Sommer 2012 startet „Die Burg ruft“ – ein Kabarettprogramm mit auserlesenen Kabarettisten und Comedians. Ab 2013 wird das Klassik-Open-Air erstmals in Kooperation mit dem WDR stattfinden und auf WDR 5 übertragen. Ein weiteres Ziel ist es, das jugendliche Publikum explizit anzusprechen. In Kooperation mit der Musikschule der Homburgischen Gemeinden und dem Schau-Spiel-Studio Oberberg wird in Kürze die Musical-Schule „Lampenfieber“ starten.

Wiehl hat durch den Kulturkreis Kultur auf hohem Niveau, betonte Wiehls Kulturausschussvorsitzender Rolf Gurbat. Und so hat sich aus einer Vision der süddeutsche Import in den letzten 25 Jahren fest etabliert im Oberbergischen. Nicht als eine eingefahrene Sache sondern immer wieder mit neuen Zielen und Projekten.

Vera Marzinski

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